Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Erstmals seit 1951 wurde die Open Championship 2019 wieder im traditionsreichen Royal Portrush Golf Club ausgetragen. Über 50 Jahre lang wechselten die Austragungsorte dieses ältesten Major-Turniers ausschließlich zwischen schottischen und englischen Golfanlagen. Interessante Fußnote: bis heute hat es keine Golfanlage aus Wales, das natürlich ebenfalls zu Großbritannien zählt, in die Rota der Open-Austragungsorte geschafft – anders als beim Ryder Cup, der 2010 im Celtic Manor Resort ausgetragen wurde. Die Rückkehr der Open nach Nordirland ist nicht zuletzt für die Nordiren ein großartiges Event und wird dort mit großer Begeisterung aufgenommen. Auch die Stadt Portrush mit ihren gut 6.000 Einwohnern sowie das gesamte County Antrim bereiten sich intensiv auf dieses Großereignis vor, wovon zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen im Nordosten der Insel zeugen. Auch wenn die letzte Open mehr als 50 Jahre zurückliegt: Portrush selbst bezeichnet sich als „Major Golf Capital of the World“, kommen mit Fred Daly (Open Championship 1947), Graeme McDowell (US Open 2010) und Darren Clarke (Open Championship 2011) gleich drei Major-Sieger von hier.
Die Anlage blickt auf eine lange Tradition zurück: die Gründung erfolgte bereits 1888. Heute umfasst die Anlage zwei 18-Loch-Plätze, den gerne als „Hidden Gem“ bezeichneten Valley Course und der Champion-Course namens Dunluce Course. Letzterer wurde 1929 von keinem geringeren als Harry Colt designt, bereits ein Jahr später wurde hier die Irish Open Championship ausgetragen. Die Open Championship 1951 bildete einen vorläufigen Höhepunkt. Es dauerte einige Jahrzehnte – die politischen Verhältnisse in Nordirland mögen ihren Anteil an dieser Entwicklung gehabt haben – bis 1995 mit der Senior British Open das große Profigolf nach Portrush zurückkehrte. 2012 schließlich war Royal Portrush Austragungsort der Irish Open. Anlässlich der Open 2019 wird der Platz nochmals umgebaut: man war zu der Erkenntnis gelangt, dass die beiden Schlussbahnen nicht dem Anspruch der übrigen 16 Bahnen genügten. Zuständig für das Redesign sind die international hoch geschätzten Tom Mackenzie & Martin Ebert, die bereits andere Open-Austragungsorte wie Royal Troon und Royal St. George’s modernisiert haben. Die neuen Bahnen werden sich als Bahn 7 und 8 in das Layout des Dunluce Courses einfügen.
Doch auch schon heute ist Royal Portrush einer der schönsten Linkscourses, den wir je spielen durften. Und schon am ersten Abschlag fällt ein deutlicher Unterschied zu den meisten anderen Austragungsorten der Open Championship auf: Royal Portrush ist hügelig! Damit sind nicht die vielen kleinen Erhebungen links und rechts der Fairways gemeint, wie sie auch viele andere Rota-Plätze bieten. Royal Portrush wird tatsächlich auf mehreren Ebenen gespielt – mal geht es bergauf, mal bergab. Die Folge: einige blinde Schläge, da man Bergkuppen überspielen muss. Am ehesten kann man das Layout dieses Meisterplatzes wohl mit Prestwick, dem Geburtsort der Open Championship, vergleichen. Schon dies alleine ist der Grund, warum man den Platz zumindest beim ersten Mal nicht ohne Caddie gehen sollte. Aber überhaupt: wer wie in Royal Portrush auf einem der geschichts-trächtigsten Plätze Irlands und Nordirlands aufteet, sollte auf einen Caddie nicht verzichten. Dieser liefert nicht nur wertvolle Hinweise zum eigenen Spiel (wie intensiv dies erfolgt, kann der Golfer individuell mit seinem Caddie abstimmen), er öffnet dem Golfer auch den Blick für die zahlreichen Besonderheiten der Anlage und die vielen Aussichtspunkte. Wer Royal Portrush gerne spielen möchte, aber eine günstigere Greenfee-Variante sucht, sollte auf die Reisemonate November bis März ausweichen – und Sonne, zweistellige Temperaturen und einen fantastischen Platzzustand kann man auch in dieser Jahreszeit häufig genießen.
Wer nach Royal Portrush kommt, wird zunächst sehr freundlich vom Team des Pro-Shops begrüsst. Auch das Clubhaus steht Gästen offen, hier kann man beispielsweise vor der Runde sein Frühstück genießen und den Blick aus dem ersten Stock schon einmal über die Anlage schweifen lassen. Im Pro-Shop wird es nach eigener Erfahrung schwer, ohne Souvenir-Kauf davonzukommen. Das Angebot ist sehr hochwertig, aufgrund der Rückkehr der Open gibt es nicht nur Royal Portrush-Souvenirs, sondern bereits auch welche in Verbindung mit der Open Championship.
Die Runde auf Royal Portrush gehört definitiv zu den Highlights der Links-Architektur. Die Runde beginnt direkt vor dem Clubhaus zunächst mit einem mittellangen Par 4, das zum Grün hin ansteigt. Danach zeigt der Platz mit Giant’s Grave schon früh seine Zähne, das Par 5-Dogleg ist bis zu 520 Meter lang. Mit dem ersten Par 3 an Bahn 3 erreicht man den am meisten zum Inland hin gelegenen Teil des Platzes. Das bis zu 440 Meter (!) lange Par 4 an Bahn 4 ist nach dem Open-Sieger von 1947, Fred Daly, benannt. Immer wieder hat man von diesen Spielbahnen wunderschöne Aussichten Richtung Meer, dem sich die Anlage nun schrittweise nähert. Wer diesen Test überstanden hat, wird mit einer der schönsten Spielbahnen der Anlage belohnt: Bahn 5, ein Dogleg rechts und gut 360 Meter lang, wird von einem erhöhten Abschlag aus direkt Richtung Ozean gespielt. Um das Grün noch besser zu verteidigen, wurden drei Fairwaybunker ergänzt. Im Unterschied zu Linksplätzen in England und Schottland fällt in Irland und Nordirland auf, dass die gefürchteten Pottbunker nicht die auf der britischen Insel üblichen Wände aus Grassoden haben, sondern sich – wie man es auch aus den USA kennt – in Hügel einfügen. Um aber gleich alle falschen Erwartungen zu zerstreuen: sie spielen sich deshalb keineswegs einfacher! Hat man das Grün der 5 erreicht, befindet man sich direkt an der Grenze zum Strand. Hier kam man selbst bei kühlem Wetter oft Surfer beobachten. Zudem sollte man den Blick unbedingt gen Osten richten und in der Ferne einen Blick auf Dunluce Castle und den Giant’s Causeway werfen. Lässt man den Blick zurück Richtung Fairway schwenken, entdeckt man eine weitere architektonische Besonderheit der Anlage: die Schutzhütten: sie sind hier stets wie kleine Erdhütten in die Landschaft eingebettet, typische weithin sichtbare Holzhütten sucht man vergeblich. Vom Strand geht es dann mit dem zweiten Par 3 wieder Richtung Landesinnere. Die folgenden drei Bahnen werden im Rahmen des Remasterings für die Open 2019 neu gestaltet, dann wird es zwischen der heutigen 6 und der heutigen 7 (P.G. Stevenson’s) zwei neue Spielbahnen als 7 und 8 geben, dafür entfallen künftig die aktuelle 17 und 18 und die heutigen Bahnen 8 bis 16 rücken jeweils um zwei Positionen nach hinten. Bei unserem Besuch spielten wir jedoch noch das bisherige Layout, das sich keinesfalls zu verstecken braucht. Die Bahnen 7 und 8 sind zwei lange Par 4s, die möglichst präzise Abschläge erfordern, möchte man seinen Ball nicht in einem der zahlreichen Büsche suchen. Die aktuellen Front Nine beschließt die Tavern-Spielbahn, ein eher kurzes Par 5 Dogleg rechts.
Auch die Back Nine beginnen direkt mit einem Par 5, Dhu Varren wurde für die Open mit einem zusätzlichen Abschlag über ein Wasserhindernis auf rund 480 Meter ausdehnt. Das folgende Par 3 mit bis zu 170 Metern trägt den Namen Feather Bed – und wer seinen Teeshot zu kurz lässt, landet zwar nicht im Federbett, aber in einem der Büsche, die zwischen Abschlag und Grün liegen. Alternativ bieten sich auch die 5 Grünbunker als Ziel an, denn das Grün ist länglich geformt und erfordert einen präzisen Schlag. Weiter geht es mit mittellangen, aber durchaus anspruchsvollen Par 4-Bahnen. Und dann kommt wohl eine der schönsten Spielbahnen der gesamten Anlage, das bis zu 210 Meter lange Par 3 namens Calamity Corner. Hier kann man nur sagen: der Name ist Programm, denn vom Abschlag aus gilt es, eine Senke zu überspielen und das Grün zu erreichen. Bleibt der Schlag zu kurz oder zu weit rechts, verschwindet er gerne in den Hügeln und der Vegetation. Ein Vorlegen ist bei diesem Loch kaum möglich, das Fairway zwischen Abschlag und Grün ist derart schmal, dass man wohl Kunstschütze sein sollte, um den Ball hier ablegen zu können. Das folgende Par 4 an der 15 spielt sich schön gerade, der Abschlag muss jedoch erst einmal carry die zahlreichen Sträucher überqueren. Zudem ist das Fairway stark onduliert, was man unbedingt berücksichtigen sollte – wie genau, sagt einem am besten der Caddie. Das lange Par 4 an der 16, Babington’s, wird künftig die Schlussbahn werden. Das fast 90-Grad-Dogleg rechts wird ein anspruchsvolles Schlussloch werden, denn sowohl der Knick der Spielbahn rechts als auch das Grün werden durch mächtige Bunker verteidigt. Die heutigen Bahnen 17 und 18 führen den Golfer zunächst noch einmal vom Clubhaus des Royal Portrush Golfclubs weg. Die 17, ein mit rund 530 Metern mächtiges Par 5, führt bis an das Clubhaus des benachbarten Rathmore Golf Clubs – einem Damenclub, der sich mit Royal Portrush den zweiten Platz der Anlage, den Valley Course, teilt. Leider geht mit dem Redesign der Spielbahnen auf dem Dunluce Course der riesige, markante Bunker an Bahn 17 verloren. Wer seinen Abschlag hier reinspielt, wird ohne große Überlegung gerne seitlich aus dem Bunker spielen, so hoch ist die Bunkerwand Richtung Grün. Den Abschluss bildet derzeit ein fast 440 Meter langes Par 4, das sich jedoch weitgehend gerade spielt und auf Höhe des Clubhauses endet. Doch auch hier ist Konzentration bis zum Schluss gefordert, sonst landet der Ball in einem der tiefen Grünbunker.