Prestwick Golf Club

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Die Geburtsstätte der The Open

Prestwick ist nicht weniger als der Geburtsort der Open Championship. 1851 gegründet, engagierte man direkt niemand geringeren als Old Tom Morris als Keeper of the Green! Damals bot der Platz nur 12 Spielbahnen. 1860 wurde dann die erste Open Championship ausgetragen, in der Folgezeit war der Platz, der später auf 18 Loch erweitert wurde, weitere 23 Mal Austragungsort des berühmten Turniers. 1870 gewann Young Tom Morris die Open zum dritten Mal in Folge und durfte daher die bisherige Trophäe, den Champions Belt, für immer behalten. Er wurde später dem Royal & Ancient Golf Club in St. Andrews vermacht, das Original wird heute im Clubhaus dieses weltbekannten Clubs aufbewahrt. In Prestwick kann man zwei Repliken des Belts bewundern. 1871 fiel die Open übrigens aus, da man noch keine neue Trophäe hatte. Auch der Sieger von 1872 musste noch einige Wochen auf den neuen Preis warten, den Claret Jug. Er wird noch heute an den Sieger dieses Traditionsturniers überreicht. Prestwick zählt leider nicht mehr zu den regelmässig wechselnden Austragungsorten der Open, Rota genannt, da man offensichtlich nicht genügend Platz für Zuschauer auf der Runde bieten kann.

 

Prestwick bietet Links Golf vom Feinsten – und noch dazu in einer Landschaft, die zumindest Nicht-Schotten derart beeindruckt, dass man sich in die Zeit von Old Tom Morris zurück versetzt fühlt. Am meisten Spass macht eine Runde samt Caddie, und unser Caddie Niclas hat die Runde nicht nur mit vielen guten Tipps erleichtert, sondern konnte viel Wissenswertes rund um den Club berichten. Schon die erste Bahn sorgt für Verwirrung: wo soll man hinspielen, und wie vermeidet man die Ausgrenze zur Bahnstrecke auf der rechten Seite? So steht am ersten Tee, sicherlich ungewöhnlich, eine Erklärungstafel, um Neulingen den Einstieg zu erleichtern. Gut 145 Meter carry darf der Teeshot dann sein, damit man überhaupt das Fairway erreicht. Bahn 2 bringt den Golfer zurück in die Komfortzone, ein leicht erhöhter Teeshot führt zur 150 Meter entfernten Fahne, die jedoch zu allen Seiten durch Grünbunker sehr gut verteidigt wird. Wer jetzt denkt, dass es so einfach bleibt, wird gleich an der nächsten Bahn eines Besseren belehrt. Rund 480 Meter vom hinteren Abschlag bedeuten Par 5, rechts lauert entlang der gesamten Spielbahn der Pow Burn und Longhitter laufen Gefahr, die quer liegenden Fairwaybunker zu erwischen. Doch auch danach geht es anspruchsvoll weiter, denn der riesige Cardinal-Bunker, der auf ein kleines Hochplateau für den zweiten Teil der Bahn überleitet, erwartet den Golfball. Wer das Grün mit zwei Schlägen attackieren möchte, braucht also einen sehr guten Teeshot – und keinerlei Gegenwind! Auch an Bahn 4, einem mittellangen Par 4, lauert rechts der Pow Burn. Und dann steht man an der 5, einem Par 3 namens Himalaya. Wer Prestwick zum ersten Mal spielt, wird wohl nach allen Seiten Ausschau halten und das Grün suchen. Die Lösung: hinter dem Pow Burn erhebt sich ein Hügel – und dort oben liegt das Grün! Kein Wunder, dass dieses Loch Berühmtheit erlangt hat. Also, dem Ausrichtungstipp des Caddies folgen, sauber zielen und das Grün blind anspielen. Kleiner Vorteil: man sieht so wenigstens nicht die sechs Grünbunker, welche die Fahne vor allem auf der linken Seite extrem schützen. Hat man seinen Putt erfolgreich versenkt, wird die Glocke geläutet als Signal für die nächste Gruppe, dass das Grün frei ist. Nun geht es auf dem höheren Teil des Platzes weiter. Die Bahnen 6 bis 9 sind faire Par 4s, allerdings werden Fairways und Grüns sehr gut durch Bunker verteidigt. Und bei starkem Wind spielen sich die Bahnen zudem deutlich länger. Da kann schon einmal ein Driver plus langem Eisen für eine Bahn erforderlich werden, die man ohne Wind auch durchaus mit kleinem Holz und Wedge hätte spielen können. 

Eine weitere beeindruckende Bahn ist die 10. Der Teeshot quert den Pow Burn, das Fairway dieser bis zu rund 420 Meter langen Bahn wird durch zahlreiche Fairwaybunker geschützt. Zudem geht die Bahn nach Überquerung des Bachs bergauf. Hat man dann noch Gegenwind, sollte man durchaus bis zu 3 Schlägerlängen mehr kalkulieren. Auch die folgenden Spielbahnen bieten herrliches Links-Golf, an der 13 noch dazu mit einem stark ondulierten Fairway. An Bahn 16, einem eher kurzen Par 4, wartet bei rund 200 Metern vom Tee ein Bunker, der den bezeichnenden Namen „Willie Campbell’s Grave“ trägt. Und auf der rechten Seite des Grüns wartet der riesige Cardinal Bunker auf wagemutige Longhitter und unpräzise Annäherungsschläge. Doch selbst wenn man das Grün erreicht, ist der Zwei-Putt noch nicht sicher: das Grün, das noch heute so gespielt wird wie einst von Tom Morris entworfen, ist sehr hügelig und fällt nach vorne hin ab. Hügelig ist auch das Stichwort für die 17. Spielbahn, The Alps. Nach moderatem Teeshot fragt man sich, wo denn das Grün sei. Denn dieses wird durch einen Hügel verdeckt. Auch hier gibt der Caddie nützliche Tipps zum Anspielen des Grüns. Denn: bleibt der Approach zu kurz, landet der über den Hügel gespielte Ball mit hoher Wahrscheinlichkeit im grossen Grünbunker, der den bezeichnenden Namen Sahara trägt. Über die 18, ein kurzes und recht einfaches Par 4, kehrten wir wieder zum Clubhaus zurück.

 

Das Clubhaus des Prestwick Golf Clubs ist fast schon ein kleines Museum. Zahlreiche Gemälde von Golfern aus dem 19. Jahrhundert werden ebenso gezeigt wie Kopien der Scorekarten von Old und Young Tom Morris und anderen Open-Teilnehmern. Auch der Champions Belt ist als Kopie zu bewundern (einschliesslich der Rechnung für seine ursprüngliche Herstellung). Für einige Räume des Clubhauses gilt eine strenge Kleiderordnung, für Herren sind Krawatte und Sakko Pflicht. Zudem gibt es reine Mitgliedsbereiche, was jedoch in vielen Traditionsclubs auf der Insel üblich ist. Ein besonderer Dank von unserer Seite gilt dem Club Secretary Ken Goodwin. Er führte uns in die Schatzkammer des Clubs: hier werden die Originalscorekarten der Open Championships aufbewahrt. Und so konnten wir noch eine kleine Zeitreise in das 19. Jahrhundert unternehmen und die Original-Scorekarten der Meistergolfer jener Zeit bewundern, darunter das erste bei einem Profiturnier gespielte Hole-in-One (Young Tom Morris, 1868 an der damaligen achten Spielbahn) und die Scorekarte dieses leider viel zu früh verstorbenen Ausnahmetalents bei seinem dritten Open-Sieg in Folge 1870. Allen Golfern, die auf den Spuren von Old Tom Morris wandeln möchten und auch ein wenig schottische Golfgeschichte einatmen möchten, sei eine Runde auf diesem fantastischen Platz ans Herz gelegt – und am besten mit Caddie spielen, denn erstens gehört dies nach unserer Einschätzung einfach zum richtigen Flair auf dieser Anlage dazu und zum zweiten sind die Tipps der Caddies vor allem bei der ersten Runde auf diesem historischen Platz extrem hilfreich. Und noch eine gute Nachricht zum Schluss: auch auf diesem Platz sind Hunde selbstverständlich angeleint erlaubt, viele Clubmitglieder nehmen ihre vierbeinigen Freunde immer wieder mit auf die Runde.