Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Tobacco Road nahe Sanford liegt nur rund eine halbe Autostunde von Pinehurst entfernt. Designt hat den Platz „Architektur-Maverick“ Mike Strantz. Der 1999 eröffnete Platz war Strantz‘ fünftes Design – und sicherlich eines seiner ausgeprägtesten und ausgefallensten. Heute wird die Anlage vom US-Golfmanagement-Giganten Troon geführt – und ist für viele Golfer ganz klar ein „Bucket List Course“. Vielfach hört man über den Platz „Man mag ihn oder man mag ihn nicht“, doch das ist zu einfach. Tobacco Road zählt – wie Tot Hill Farm und der private Golfclub von Bulls Bay – zu den Mike Strantz Designs, die einem bei der ersten Begegnung vor allem eines einflößen: Ehrfurcht! Riesige Hügel säumen den Weg, teils wild ondulierte Grüns und ein Meer an Bunkern und Waste Areas, die oftmals so tief sind, dass man Treppen anlegen musste, damit die Golfer dort überhaupt rein und raus kommen. Daher rätseln viele Golfer auf ihrer ersten Runde bei Tobacco Road, wo sie den Ball hinspielen sollen. Außerdem ist das Auge, vor allem an sonnigen Tagen, oft schier von den Landschaften überwältigt, die Strantz hier in die Region rund um die Sandhills gezaubert hat. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass viele Designelemente den Golfern letztlich helfen – mal ist es der Hügel am Rand des Fairways, den man an Bahn 1 dafür nutzen kann, dass der Ball wieder Richtung Bahnmitte zurückrollt, mal ist es die deutliche Welle im Grün rechts wie an Bahn 3, die man bei vorne gesteckter Fahne geschickt als „Bremse“ nutzen kann und die den Ball dann wie von Zauberhand Richtung Fahne rollen lässt. Von daher: Tobacco Road ist ein Platz, den man mindestens zwei Mal spielen sollte: ein Mal zum Erkunden, danach kann man ihn spielen.
Der Par 71-Platz (die Front Nine spielen sich als Par 35, die Back Nine als Par 36) bietet fünf geratete Teeboxen. An Anlehnung an das Thema „Farmland“ werden diese nach landwirtschaftlichen Geräten bezeichnet: Ripper, Disc, Plow, Point und Cultivator. Ursprünglich wurde auf dem Gelände tatsächlich Tabak angebaut. Die Gesamtlänge beträgt zwischen 4.296 Yards von Cultivator bis zu 6,557 Yards von Ripper. Eine Besonderheit: Die Front Nine sind zugleich Heimat eines 9-Loch-Par 3 Platzes El Camino. Dieser Par 27-Platz spielt sich insgesamt 994 Yards und wird dadurch erreicht, dass man auf den regulären Spielbahnen der Front Nine weit vorne zusätzliche Abschläge platziert hat – ideal für eine schnelle Runde am Abend, obwohl man bedenken sollte, dass man dennoch die gesamte Strecke der Front Nine laufen oder fahren muss. Apropos laufen: aufgrund der zahlreichen Höhenunterschiede, aber auch um einen Tag in Tobacco Road genießen zu können, nutzen nahezu alle Golfer ein Cart. Diese sind mit modernstem GPS ausgestattet.
Wie stark das Gelände hier modelliert wurde, erkennt man am besten aus der Luft:
Gleich zum Auftakt wartet ein spannendes Par 5 auf die Golfer. Alle Bahnen sind übrigens durch alte Pflüge gekennzeichnet, ein sehr schönes Designelement. Das bis zu 558 Yards lange Par 5 bringt direkt ein kleines Doppeldogleg. Vom Tee sollte man sich eher links halten – zwei Hügel beiderseits des Fairways bilden eine schmale Gasse, welche die Richtung für Normalgolfer weist. Longhitter können ihr Glück versuchen und über den Hügel links abkürzen. In der Drivelandezone wartet ein stark onduliertes Fairway, der Ball kann daher durchaus an eine andere Stelle rollen als geplant. Auch der Lay-up will in Richtung einer Lücke zwischen zwei Fairwayhügeln gespielt werden. Da es leicht bergauf geht, sieht man die Landenzone nicht. Das Grün ist dann wieder leicht nach rechts versetzt, zudem hängt es nach vorne und wird auf der rechten Seite durch drei Bunker verteidigt – nach dieser Bahn hat man eine gute Vorstellung davon, was auf den folgenden 17 Bahnen auf einen wartet. Bahn 2 bringt ein maximal 392 Yards langes Par 4 mit einem deutlich nach rechts versetzten Grün. Hier muss man sich am Tee entscheiden: wer sich zutraut, die hohe Bunkerkante rechts zu überspielen, kann diesen Weg wählen, ansonsten sollte man sich links davon halten und lieber einen etwas weiteren Weg zur Fahne in Kauf nehmen. Auch der Schlag zur Fahne hat seine Tücken, denn vor dem Grün liegt eine Senke, zudem gilt es auf zwei Grünbunker zu achten. Dann folgt das erste Par 3 mit maximal 152 Yards. Das erhöhte Grün wird nahezu komplett von Sand eingerahmt – und rechts im Grün erkennt man eine hohe Welle, welche die beiden Grünebenen teilt. Ist die Fahne hinten gesteckt, sollte man den erst dort landen lassen. Steckt die Fahne jedoch vorne, kann man die Welle nutzen und den Ball von dort Richtung Fahne zurückrollen lassen. Ein herrliches Par 3, das gerne einmal eine Lektion in Sachen Course Management erteilt. Weiter geht es mit einem Dogleg links, einem bis zu 535 Yards langen Par 5. Vom Tee geht es zunächst geradeaus Richtung Fairway. Dann muss man sich entscheiden: wer die Fahne mit dem zweiten Schlag anspielen möchte, muss eine riesige Waste Area überspielen. Bleibt der Schlag zu kurz, wartet ein spannender Bergauf-Schlag zur Fahne. Einfacher ist der Weg um das Sandgebiet herum – ein weiteres Merkmal von Strantz, der zum alternativ zur „Risk and Reward-Linie“ stets auch eine sicherere Variante um die Sandlandschaften herum anbietet. Das Grün liegt etwas unterhalb und wird erneut von Sand eingerahmt, man kann den Ball hier – vor allem, wenn der Platz trocken ist – linksgolf-ähnlich vor dem Grün aufkommen und dann Richtung Fahne rollen lassen. Dann folgt eine der Sand-reichsten Bahnen der gesamten Runde: das nur maximal 333 Yards kurze Par 4. Zwar liegt das Grün in dieser Linie von den Abschlägen, aber es geht bergauf und selbst für Longdriver dürfte die Entfernung somit zu groß sein. Daher spielt sich die Bahn als Dogleg links. Vom Tee reicht meist ein kleines Holz, um den Ball nach rechts ins Spiel zu bringen. Dann geht es über Sand zum ausgesetzten Grün, das nach vorne geneigt ist – man sollte die Annäherung nicht zu kurz lassen. Das zweite Par 3 der Runde an Bahn 6 ist maximal 148 Yards lang. Allerdings spielt man auf ein quer liegendes Grün, das in der Tiefe wenig Raum bietet, damit der Ball zum Halten kommt. Überhaupt: das Grün ist so breit, dass man je nach Fahnenposition links oder rechts zwei komplett unterschiedliche Bahnen spielt. Entscheidend ist es, den Teeshot auf dem Grün zu platzieren, das nach links zur Mitte und rechts nach vorne und seitlich hängende Grün bietet dann zusätzliche Herausforderungen, um das Par mitzunehmen. Bahn 7 ist ein bis zu 411 Yards langes Par 4. Man beginnt mit einem blinden Teeshot, denn das Grün liegt deutlich unterhalb der Abschläge. Daher nehmen die Bälle meist noch einen gehörigen Roll mit, Longhitter können hier getrost mit dem kleinen Holz beginnen. Die Herausforderung dieser Bahn liegt auf dem Grün: dieses wird nicht nur von einer Sandlandschaft umrahmt, sondern bietet zwei Ebenen und fällt nach links vorne ab. Wer das Par spielen möchte, sollte daher die Annäherung auf der richtigen Ebene platzieren – am ungünstigsten ist es, wenn die Fahne vor kurz gesteckt ist und die Annäherung auf der oberen Ebene zum Liegen kommt. Auch Bahn 8, ein bis zu 178 Yards langes Par 3, birgt seine Herausforderung vor allem auf dem Grün. Das nierenförmige Grün fällt nicht nur nach links vorne ab, sondern hat ungefähr in der Mitte nochmals eine Welle, bevor es auf der rechten Hälfte nach rechts hängt. Auch hier gilt: wer das Par spielen möchte, braucht einen präzisen Abschlag. Oberhalb des achten Grüns liegen die Abschläge zur letzten Bahn der Front Nine, einem bis zu 427 Yards langen Par 4. Seine Schwierigkeit: das letzte Drittel der Bahn ist nicht nur nach links versetzt, sondern auch erhöht. Zudem ist das Grün erneut langgezogen. Da die linke Fairwayseite jedoch deutlich nach rechts hängt, ist es – außer mit einem Draw – sehr schwierig, den Ball dort zum Halten zu bringen. Das merkt man dann beim zweiten Schlag: oft ist ein hoher Schlag (aufgrund des Höhenunterschieds sollte man ruhig einen Schläger mehr nehmen) zum dann quer liegenden, erhöhten Grün erforderlich. Daher wählen manche Golfer die einfachere Variante und spielen den Ball vom Fairway zunächst nochmals nach links auf das Hochplateau, um so freie Sicht auf das Grün zu haben. Aber Vorsicht: bleibt dieser Schlag zu kurz, rollt der Ball nahezu an seine Ausgangsposition zurück.
Vorbei am Clubhaus, wo man sich mit Getränken und Snacks versorgen kann, geht es vor dem Clubhaus auf die zehnte Bahn, ein bis zu 441 Yards langes Par 4, Dogleg rechts. Vom Tee sollte man entweder den Fade wählen oder den Ball gerade Richtung Fairway ins Spiel bringen. Wer zu weit nach rechts zielt, läuft Gefahr, im Mix aus Sand und Rough zu landen. Das von links nach rechts sowie hinten nach vorne hängende Grün erfordert eine präzise Annäherung, oder man legt nochmals über die linke Seite vor – und erkennt dann, dass das Grün ganz vorne nicht mehr nach rechts, sondern nun nach links hängt. Bahn 11 ist eine der spektakulärsten Spielbahnen der Runde. Von den erhöhten Abschlägen des bis zu 531 Yards langen Par 5s zieht sich das 90 Grad-Dogleg in weitem Bogen bergauf Richtung Fahne. Am besten hält man sich vom Tee Mitte Fairway. Dann muss man sich entscheiden: wer die Fahne mit dem zweiten Schlag anspielen möchte, muss leicht bergauf über eine Mondkraterlandschaft aus Sand auf ein dann quer liegendes Grün zielen. Deutlich sicherer ist der Weg über links um die Sandlandschaft herum. Das bis zu 419 Yards lange Par 4 an Bahn 12 ist ein Dogleg links. Vom Tee muss man sich entscheiden, ob man über die Waste Area links abkürzen will oder den Ball gerade ins Spiel bringt und dann einen sehr langen zweiten Schlag in Kauf nimmt – oder erst mit dem dritten Schlag aufs Grün spielt. Richtung Grün steigt das Gelände leicht an, das von Sand eingefasste Grün weist links einen Hügel auf, der den Ball meist auf das Grün zurückrollen lässt. Dann folgt eine der meist fotografierten Bahnen des Platzes – allerdings erst im zweiten Teil. Das bis zu 573 Yards lange Par 5 ist nicht nur die längste Bahn der Runde, sondern auch eine der anspruchsvollsten. Vom leicht erhöhten Tee geht es zunächst bergab Richtung Fairway, hier sollte man möglichst weit nach rechts spielen, denn die Bahn ist ein Doppel-Dogleg. Dann sorgen Hügel beiderseits des Fairways dafür, dass wie an Bahn 1 nur eine schmale Gasse auf dem Fairway bleibt, aber man kann auch über die Hügel spielen. Da es bergauf geht, sieht man oft nur die hohen Silotürme der auf der anderen Straßenseite liegenden Schotterfabrik, diese kann man als Zwischenziel nutzen. Wer nun glaubt, das Gröbste überwunden zu haben, sieht sich getäuscht. Das Grün liegt quer zur Spielbahn, direkt vor der Straße, und wird vorne durch mächtige Hügel und Bunker verteidigt – hier ist ein hoher Schlag zur Fahne erforderlich, der jedoch schnell zur Ruhe kommen sollte. Ebenfalls zu beachten: das Grün hängt deutlich von links nach rechts. Bahn 14 bringt ein weiteres, wunderschönes Par 3 mit bis zu 194 Yards Länge. Das langgezogene, immerhin 44 Yards tiefe Grün grenzt rechts an einen Teich an, so dass der Teeshot über Wasser gespielt werden muss. Zudem liegt das Grün unterhalb der Abschläge, man kann ruhig einen Schläger weniger nehmen. Wer den sicheren Weg gehen möchte, spielt den vorderen Grünbereich an und überlässt dem Rest dem Putter – je weiter hinten die Fahne gesteckt ist, umso anspruchsvoller wird der Abschlag. Auch beim folgenden Par 4 mit bis zu 365 Yards ist das Grün ein wesentlicher Schwierigkeitsfaktor. Man beginnt mit einem blinden Teeshot, den man Mitte Bahn anhalten sollte. Dann wird es spannend: eine kleiner Sand-Bergrücken teilt das Fairway, das quer liegende Grün erstreckt sich von links nach rechts und liegt nochmals unterhalb der Spielbahn. Ist die Fahne rechts gesteckt, kann man sie manchmal vom Fairway aus kaum erkennen. Zudem ist das Fairway wie eine Linse gewölbt und fällt nach beiden Seiten ab – selbst, wenn man das Grün mit zwei Schlägen erreicht, ist das Par noch längst nicht sicher. Bahn 16 bringt ein bis zu 326 Yards kurzes Par 4 als Dogleg links. Vom Tee gilt es, den Ball zunächst über die das Fairway teilende Sandlandschaft zu befördern, wofür je nach Tee gut 200 Yards erforderlich sind. Dann dreht die Bahn nach links und verläuft deutlich bergauf. Das deutlich ondulierte Grün wird durch zwei Hügel vorne teils verdeckt, auch hier ist der hohe Schlag zur Fahne fast schon Pflicht. Das maximal 142 Yards kurze Par 3 an Bahn 17 bietet auch ein 43 Yards breites, quer liegendes Grün viele Fahnenoptionen. Fast hat man den Eindruck, man würde auf zwei Grüns von einem Abschlag spielen, denn das Grün fällt von der Mitte nach beiden Seiten ab. Der Weg Richtung Fahne ist Waste Area pur, mit ein paar Graseinstreuern als „Schmankerl“ für eine besonders schwierige Recovery. Da das Grün nur 12 Yards tief ist, muss der Teeshot hier erneut schnell zur Ruhe kommen, sondern lauert der Sand. Die Schlussbahn ist nochmals ein optischer Leckerbissen. Das bis zu 432 Yards lange Par 4 ist ein Dogleg links. Über die Zufahrtsstraße hinweg geht es zunächst zum erhöhten Fairway. Hier sollte man nicht zu weit nach links zielen, dort lauert dichter Wald. Das stark ondulierte Fairway sorgt oft dafür, dass der Ball Richtung Fairwaymitte rollt. Von dort hat man den besten Winkel Richtung Grün, denn auch zum Abschluss verengen hochgezogene Bunkerhügel den direkten Weg zur Fahne und lassen nur eine schmale Gasse. Hat man das Grün erreicht, stellt man fest, dass man nun nur wenige Schritte von der Terrasse des Clubhauses entfernt zum letzten Putt ansetzt.
Tobacco Road ist zweifellos ein Meisterwerk an Golfplatz-Architektur. Wie eingangs erwähnt sollte man den Platz am besten mehrfach spielen, denn bei der ersten Runde sind die unzähligen optischen Eindrücke einfach so überwältigend, dass man sich gar nicht richtig auf das eigene Spiel konzentriert. Wenn man Strantz‘ Design aber erst einmal verstanden hat, kann man auf dieser Anlage wunderbare Runden genießen und auch mit Hilfe des Platzes gut scoren.