Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Links Golfplätze liegen typischerweise – daher auch der Name – auf sogenanntem Linksland, das einen Küstenabschnitt am Meer mit dem dahinter liegenden Land verbindet. Immer häufiger wird der Begriff jedoch auf in der Verbindung mit Inland Linksplätzen benutzt und beschreibt Golfplätze, die in Design, Gestaltung (auch der Fairways und Grüns) sowie Naturbelassenheit den echten Linksplätzen nahe kommen. Genau ein solcher Platz befindet sich südlich der Elsass-Metropole Colmar. Der Alsace Golf Links ist – soviel vorweg – einer der schönsten Inland-Linkscourses, die wir bisher besuchen durften. Würde er tatsächlich am Meer liegen, stünde er seinen Kollegen aus der Normandie oder natürlich aus Großbritannien und Irland in nichts nach. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass mit David Abercrombie ein Ire den Club leitet. Wer mit dem Buggy auf die Runde geht (man kann den flachen Platz aber auch sehr gut zu Fuss absolvieren, auch Bag Tragen ist hier kein Problem), stellt fest, dass alle Buggies die Namen irischer Städte tragen – eine tolle Reminiszenz. Die Lage des Platzes in einer Tiefebene zwischen Schwarzwald und Vogesen lässt nicht nur den für Linkscourses typischen Wind ins Spiel kommen, sondern sorgt auch immer wieder für tolle Ausblicke von den Spielbahnen.
Der Platz bietet pro Bahn fünf Teeboxen. Von den vorderen Abschlägen ist er 5.073 Meter lang, von den hinteren Teeboxen 6.444 Meter. Für alle Abschläge gilt Par 72, die Richt-Spielzeit bei vier Spielern beträgt 04:20 Stunden. Im Unterschied zu traditionellen Linkscourses spielt sich die Anlage jedoch nicht Out und In, sondern besteht aus zwei Neun-Loch-Schleifen. Typisch für Links Courses sind hingegen die Abschläge, bei denen lediglich farbige Steine die Teeboxen markieren. Infotafeln sucht man – wie auf Linksplätzen üblich – vergeblich, dafür sind die Wege zu den nächsten Abschlägen jeweils bestens ausgeschildert.
Die Runde beginnt mit einem bis zu 343 Meter langen und geraden Par 4, eine schöne Auftaktbahn. Man sollte allerdings das hohe Rough zu Beginn der Drivelandezone meiden, sonst wird der zweite Schlag eine Herausforderung. Beim Schlag ins Grün sollte man nicht zu weit nach rechts anhalten, dort lauert ein großer Grünbunker. Bahn 2 ist ein maximal 310 Meter kurzes Par 4, Dogleg links. Man sollte jedoch nicht zu weit links anhalten, denn im Knick der Spielbahn wartet ein großer Fairwaybunker. Besser ist es daher, mit einem mittleren oder langen Eisen abzuschlagen. Auch Bahn 3 ist ein Dogleg links, die Spielbahn knickt um rund 90 Grad ab. Spielt man gerade die Bahn entlang, ist das Par 4 mit bis zu 407 Metern sehr lange – wer sich jedoch gut 200 Meter carry zutraut, kann über links deutlich abkürzen und hat nur noch ein kurzes Eisen oder gar Wedge ins bunkerfreie Grün. Rechts des Grüns gibt es zudem einen Wetterunterstand, wie man ihn sonst eher in Irland – beispielsweise auf dem Austragungsort der The Open 2019, Royal Portrush – vermutet. Dann wartet das erste Par 3 mit bis zu 179 Metern. Wichtig ist, den Teeshot unbedingt über das Rough zwischen Abschlag und Grün zu befördern, sonst wird es mühsam. Hat man das Grün vom Tee erreicht, sollten zwei Putts das sichere Par ermöglichen. Bahn 5 ist ein mächtiges Par 5 mit bis zu 548 Metern, selbst vom vordersten Abschlag bleiben 445 Meter bis zur Fahne. Dafür ist das Fairway in der Drivelandezone sehr breit und fehlerverzeihend, zudem winkelt die Spielbahn erst kurz vor dem Grün leicht nach links ab. Das Grün wird durch einen kleinen Bach vom Fairway getrennt und kann daher – links-untypisch – nicht flach angespielt werden. Nun hat man den östlichsten Punkt der Front Nine erreicht, Bahn 6 verläuft daher zunächst ein Stück parallel zur fünften Bahn zurück. Das bis zu 380 Meter lange Par 4 ist ein leichtes Dogleg links, das Grün ist zudem stark onduliert und hat fast ein wenig Arena-Form. Der Grünbunker rechts sollte möglichst aus dem Spiel genommen werden. An Bahn 7 geht es vom Tee nahezu kerzengerade zum Grün, das allerdings über bis zu 402 Meter. Links lauern immer wieder Bunker entlang des Fairways, zudem sollte man bei dem großen Grün unbedingt die tagesaktuelle Fahnenposition beachten. Weiter geht es mit dem zweiten Par 3, das bis zu 144 Meter misst. Vom leicht erhöhten Abschlag geht es Richtung Grün, die links Grünseite wird durch einen Teich verteidigt. Rechts lauern hingegen dichte Büsche auf verzogene Abschläge. Mit dem zweiten Par 5 der Front Nine geht es zurück Richtung Clubhaus. Mit maximal 471 Metern ist die Bahn eher ein kurzes Par 5, links vom Tee lauert jedoch über nahezu die gesamte Fairwaylänge Wasser. Dafür drohen rund ums Grün keine Bunker, so dass man hier das Loch mit zwei Putts gut beenden sollte.
Vorbei am Clubhaus geht es auf den zweiten Teil der Runde, der mit einem maximal 386 Meter langen Par 4, Dogleg rechts, beginnt. Man sollte vom Tee nicht zu sehr nach rechts anhalten, sonst erschwert dichtes Rough den Schlag ins Grün. Auffällig ist die große Waste Area/Bunkerlandschaft, die hinter dem zehnten Grün beginnt und auch die Bahnen 11 und 17 einschließt – da ähnelt die Topografie fast ein wenig dem Ocean Course im Kiawah Golf Resort in South Carolina. Da wundert es nicht, dass das Par 4 an Bahn 11 mit bis zu 400 Metern „Sable“ genannt wird, also Sand. Vom Tee geht es gerade Richtung Grün, rechts lauert die Ausgrenze. Auch beim Schlag ins Grün spielt Sand eine Rolle, wartet links des Grüns doch ein großer Bunker. Das erste Par 3 der Back Nine misst 144 Meter, die Schwierigkeit hängt stark von der Fahnenposition ab: je weiter die Fahne links gesteckt ist, um so stärker kommen die beiden Bunker rund ums Grün ins Spiel. Es folgt das erste Par 5 der zweiten Rundenhälfte mit maximal 479 Metern. Zwar bietet die Bahn ein leichtes Dogleg links, doch dieses kommt erst in der zweiten Bahnhälfte ins Spiel, so dass man vom Tee zunächst geradeaus spielen sollte. Der Schlag ins Grün ist leichter, wenn der Ball auf der rechten Fairwayseite liegt. Links vor dem Grün steht ein mächtiger Solitärbaum, zudem wartet auf dieser Seite auch ein Grünbunker mit hoher Kante. Bahn 14 bringt die Golfer zum östlichsten Punkt der Anlage – fast hat man das Gefühl, man spiele bei diesem bis zu 366 Meter langen Par 4 in eine Waldschneise hinein. Daher wird die Bahn optisch auch schmaler, obwohl das Fairway auch hier großzügig bemessen ist. Nun geht es eine kleine Wegstrecke zurück zum Abschlag von Bahn 15, einem bis zu 404 Meter langen Par 4 – schließlich heißt die Bahn auch „Long“! Vom Tee ist man leicht geneigt, den Ball eher rechts anzuhalten, aber der Weg zum Grün verläuft gerade. Landet der Drive im dichten, aber dennoch spielbaren Rough, wird es schwierig, das Grün in Regulation zu erreichen. Bahn 16 ist das letzte Par 3 der Runde und bis zu 189 Meter lang. Während links ein schmaler Korridor zum Grün verblieben ist, wird die gesamte rechte Seite durch Wasser geschützt – hier ist ein präziser Schlag mit sorgsam gewählter Länge erforderlich. Bahn 17 ist ein Par 4 mit bis zu 391 Metern und bietet typisches Linksgolf. Nicht umsonst wurde sie nach Old Tom (Morris) benannt. Das Dogleg rechts ist im Knick auf der linken Seite mit der bereits von Bahn 10 und 11 bekannten großen Sandfläche verbunden, man sollte also eher rechts vom Tee anhalten. Das Grün liegt wie in einem kleinen Tal, ist onduliert und mit dem Blick auf den Ort Rouffach samt Kirche ein tolles Fotomotiv. Zum Abschluss wartet nochmals ein Par 5 mit bis zu 501 Metern. Die erhöhten Teeboxen bieten einen schönen Überblick, denn dieser Dogleg links erfordert eine klare Strategie. Meist reicht vom Tee ein kleines Holz, um den Knick zu erreichen. Von dort kommt man dann mit zwei weiteren Schlägen (sofern man nicht vom Tee in den Fairwaybunkern links gelandet ist) Richtung Grün. Bei der Annäherung ist nochmals volle Konzentration gefragt, denn rechts lauert Wasser und hinter dem Grün wartet ein Bunker. Hat man auch diese Bahn erfolgreich absolviert, darf man sich im Innenhof des Clubhauses – einer alten Mühle – mit einem Gläschen Elsässer Wein, einem Bier und natürlich einem Snack belohnen. Eine insgesamt tolle Anlage mit sehr freundlichem Service zu einem mehr als angemessenen Greenfee – während der Runde vergisst man fast, dass man in Frankreich ist und wähnt sich eher in Irland oder Schottland.