Auf Safari in Missouri und Arkansas

Bild von Michael Althoff

Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Mit der Tram durch den Dogwood Canyon

Der Motor brummt leise, die offene Tram (ein großes SUV mit Anhänger) setzt sich in Bewegung. Schon nach wenigen Minuten ist die Hektik des Alltags vergessen. Vor den Augen der Besucher breiten sich dichte Wälder, rauschende Wasserfälle und stille Bachläufe aus – eine Landschaft, die aussieht, als wäre sie für ein Naturmagazin inszeniert worden.

Der Dogwood Canyon, gegründet vom Bass-Pro-Shops-Pionier Johnny Morris, ist mehr als ein Park: Er ist ein Natur-Reservat und ein Stück inszenierte Wildnis. Über 10.000 Hektar sollen hier nicht nur als Erholungsraum dienen, sondern auch als lebendiges Lehrstück, wie der Mensch mit der Natur im Einklang stehen kann.

 

Die erste Etappe führt entlang glasklarer Forellenbäche – hier leben überwiegend Regenbogenforellen. Guides erklären, wie die Fischpopulation gepflegt wird, um den ökologischen Kreislauf im Gleichgewicht zu halten. Bald weitet sich das Tal, und die Stimmen im Wagen werden leiser. Am Waldrand heben sich mächtige Geweihe ab: Elks, die nordamerikanischen Wapiti-Hirsche (kleiner Hinweis: im amerikanischen Englisch bezeichnet „Elk“ die riesigen Wapiti-Hirsche, nicht jedoch Elche – die heißen im amerikanischen Englisch „Moose“). „Wenn der Wind richtig steht, hört man sie im Herbst röhren – ein uralter Klang der Wildnis“, erzählt der Guide. Die Tiere äsen gelassen, während Kameras klicken.

 

Noch eindrucksvoller wird es anschließend: Nachdem man ein paar mächtige Longhorns passiert hat, entdeckt man die ersten Bisons, die Ikonen der Great Plains, bewegen sich in der Ferne über die Wiesen. Sie kommen näher, der Wagen bremst ab. 1.000 Kilo Muskeln, Schulterhöcker, tiefes Schnauben – plötzlich ist die Grenze zwischen Besucher und wilder Vergangenheit dünn geworden. Für die Guides sind diese Momente ein Höhepunkt jeder Tour. „Die Leute erwarten, dass sie Bisons sehen. Aber wenn sie fast vor ihnen stehen, spüren sie oft zum ersten Mal die Wucht dieser Tiere“, sagt einer von ihnen.

 

Eine besondere Attraktion hebt sich die Natur bis zuletzt auf: Mitten in der Herde fällt ein Tier sofort auf – ein Albino-Bison. helles Fell, leuchtend im Sonnenlicht. Es ist ein Anblick, der sofort für Stille sorgt. In der Kultur vieler indigener Völker Nordamerikas gilt der „White Buffalo“ als heilig. Er ist Symbol für Hoffnung, Frieden und Erneuerung. „Dass wir ein solches Tier hier haben, ist ein Geschenk“, erklärt der Guide. Für viele Besucher sei es nicht nur ein Foto-Motiv, sondern eine fast spirituelle Erfahrung.

 

Die Tram-Fahrt dauert rund anderthalb Stunden, doch sie vermittelt weit mehr als schöne Naturbilder. Sie zeigt die Bruchstellen und Hoffnungen amerikanischer Geschichte: Elks, die einst aus Missouri verschwunden waren, kehren zurück. Bisons, fast ausgerottet, stehen hier wieder in stolzer Ruhe. Und das Albino-Bison erinnert an Geschichten, die älter sind als die Vereinigten Staaten selbst. Wer Branson oder Springfield besucht, erlebt hier eine Seite von Missouri, die überrascht: Wildnis, Mythen, Geschichte – gebündelt in einem Park, der seine Besucher für einen Nachmittag in eine andere Welt entführt.