Bobby Jones Golf Course

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Golfhistorie trifft Moderne

Als Bob „Bobby“ Jones (obwohl ihn die meisten Leute Bobby nannten, zog er selbst es vor, Bob genannt zu werden) 1930 den Grand Slam schaffte, begann eine unglaubliche Serie von Feierlichkeiten und Auszeichnungen in den ganzen Vereinigten Staaten. Jones‘ Heimatstadt Atlanta beschloss, ihren berühmten Sohn zu ehren, indem sie 1932 einen städtischen Golfplatz mit dem Namen The Bobby Jones Golf Course eröffnete. Doch Anfang der 2000er Jahre war der Platz keine Hommage an den berühmtesten Golfer der Stadt mehr. Eine Gruppe von Bürgern aus Atlanta, denen Bobby Jones, sein Vermächtnis und der Platz am Herzen liegen, gründete die Bobby Jones Golf Course Foundation, Inc. Mehr als 28 Millionen USD wurden durch private Spenden aufgebracht und halfen der Stiftung, den Platz nicht nur zu restaurieren, sondern ihn in ein Leuchtturm-Projekt zu verwandeln, das heute eine klare Hommage an Bobby Jones‘ Ethik im Golfsport und im Leben darstellt und dazu beiträgt, den Golfsport in der Region zu fördern. Ursprünglich war der Platz ein 18-Loch-Platz und verfügte weder über eine Driving Range noch über andere angemessene Übungseinrichtungen. Zunächst war geplant, die vorhandenen 18 Löcher zu renovieren. Die Stiftung beauftragte Bob Cupp, der so fantastische Anlagen wie den Augusta Country Club entworfen und an den Umbauten und Renovierungen von Augusta National und des Peachtree Golf Clubs in Atlanta mitgewirkt hat (beide mit einer starken Verbindung zu Bobby Jones). Das Ergebnis ist mehr als überzeugend: Die Anlage bietet nicht nur ein innovatives 9-Loch-Reverse-Design, sondern verfügt über eine große Driving Range, ein Putting-Übungsgelände und einen Kurzplatz namens Cupp Links. Außerdem ist hier die Grand Slam Golf Academy untergebracht. Zudem haben die Georgia Golf State Association und die Georgia Section of the PGA of America hier in der Nähe des Stadtzentrums von Atlanta ihr neues Zuhause gefunden. Außerdem ist nun auch die Georgia Golf Hall of Fame im Clubhaus untergebracht. Die Golfanlage ist nicht nur sehr gut konzipiert und gepflegt, sondern eine echte Reminiszenz an Bobby Jones‘ Liebe zu Schottland und insbesondere zum The Home of Golf in St. Andrews. Das von Cupp entwickelte geniale Design unterstreicht dies perfekt. Das Ergebnis ist verblüffend: Alle Grüns sind groß genug, um zwei getrennte Pin-Positionen für beide Spielrichtungen zu ermöglichen. Es gibt keine speziellen Tee-Boxen, was die Verbindung zwischen diesem Platz und einem traditionellen schottischen Linkskurs wie dem Old Course unterstreicht. Acht Abschläge pro Bahn bieten hervorragende Scoring-Möglichkeiten für Golfer aller Spielstärken – der Platz soll Spaß machen, aber auch eine Herausforderung sein. Wie in der ursprünglichen Version von Augusta National zu Jones‘ Zeiten gibt es auf dem Platz in Atlanta kein Rough. Die beiden Schleifen des Bobby Jones Golf Course heißen jetzt Magnolia und Azalea, die Spielrichtungen ändern sich täglich – und wer 18 Löcher an einem Tag spielen möchte, kann auf seiner zweiten Runde die Pin-Position für die alternative Spielrichtung anspielen.

 

Azalea Course

Der Azalea Course spielt sich als Par 36. Die acht Abschläge – hier Level genannt – addieren sich zu einer Gesamtlänge zwischen 1.582 und 3.649 Yards. Die Runde umfasst je zwei Par 3 und zwei Par 5 sowie 5 Par 4. Vom ersten Tee aus geht es zunächst nach rechts in Richtung der Skyline von Atlanta und dem großen Teich am Ende der Golfanlage. Mit Bahn 3 wechselt die Spielrichtung, nun geht es wieder zurück Richtung Clubhaus, an diesem vorbei und weiter in den Teil links des Clubhauses. Dabei muss auch ein Bachlauf überquert werden, zudem geht es an Bahn 5 den kleinen Hügel hinauf. Spannend auch die letzte Bahn, bei der man erneut aus Richtung des Sees am anderen Ende der Anlage kommt: wer das Grün des Par 4s mit dem zweiten Schlag anspielen möchte, benötigt entweder einen langen Teeshot oder muss, je nach Balllage, über die Bäume links vor dem Grün spielen. Daher entscheiden sich manche Golfer, hier lieber nochmals querzulegen und den Ball erst mit dem dritten Schlag aufs Grün zu spielen.

Magnolia Course

Der Magnolia Course bedeutet, dass die Grüns nun aus der jeweils anderen Richtung angespielt werden. Wer jedoch meint, dass einfach die Spielrichtung dreht und neben jedem Grün nun die Abschläge für die Reverse-Version liegen – und entsprechend neben den Azalea-Abschlägen ein Grün – sieht sich getäuscht. Als Magnolia Course besteht die Anlage zwar weiterhin aus je 2 Par 3, 2 Par 5 und 5 Par 4, die Abfolge ist jedoch anders als in der Azalea-Schleife. Das erkennt man auch an der Platzlänge, denn der Magnolia Course spielt sich von allen acht Abschlägen etwas länger. Insgesamt kommt der Platz so auf eine Länge zwischen 1.685 und 3.792 Yards. Zwar spielt auch in dieser Version zunächst von unterhalb des Clubhauses in Richtung des Sees, doch noch bevor man dessen Ufer erreicht, geht es wieder in die andere Richtung. Ab dann zieht sie die Magnolia-Schleife einmal entlang der Aussengrenze der Anlage – sodass man häufig links auf die Ausgrenze trifft. Mit am besten gefallen hat uns auf dieser Schleife die Abfolge der Bahnen 5 bis 7, die sich wunderschön entlang des Hügels zieht.

 

 

Das Putting-Grün vor dem Clubhaus ist eine weitere Hommage an St. Andrews, da es dem berühmten Himalaya-Putting sehr ähnlich ist, der Heimat des St. Andrews Ladies‘ Putting Clubs. Da nach dem Bau der Driving Range und des neuen Golfplatzes noch etwas Land übrig war (aus Sicherheitsgründen musste die Driving Range von der benachbarten Straße wegführen), wurde ein Fünf-Loch-Kurzplatz angelegt, der ursprünglich „Wee Links“ hieß. Als Cupp 2016 verstarb, beschloss die Stiftung, den Namen zu Ehren des Golfplatzdesigners in „Cupp Links“ zu ändern.

Bobby Jones Room

Um das Vermächtnis von Jones zu ehren, hält der Bobby Jones Room im Clubhaus die Erinnerung an diesen unbestritten größten Golfer zumindest seiner Epoche wach. Jones‘ Erbe wird an mehreren Orten in Atlanta gewürdigt: dem Bobby Jones Golf Course, dem Atlanta Athletic Club, dem East Lake Golf Club (wo Bobby Jones mit dem Golfsport begann und zu seiner Zeit Heimat des Atlanta Athletic Clubs) und dem Atlanta History Center. East Lake, zu Bobby Jones‘ Zeiten ein hoch angesehener Veranstaltungsort, erlebte in den 1960er Jahren einen dramatischen Niedergang des gesamten Gebiets, so dass der Club etwa 25 Meilen nach Norden zog. Erneut unter dem Namen Atlanta Athletic Club eröffnete er zwei neue Golfplätze und widmete einen Raum dem Vermächtnis von Jones. Tom Cousins, ein großer Fan von Bobby Jones, kaufte später East Lake, gründete die East Lake Community Foundation und half nicht nur bei der Wiederbelebung des East Lake Golf Club, sondern auch bei der Entwicklung des umliegenden Gebiets. Ein Anwalt und Sammler aus Tallahassee stiftete seine Bobby-Jones-Sammlung für den neuen East Lake Club. Die Ausstellung im Clubhaus des Bobby Jones Golf Courses ist frei zugänglich und zeigt einige tolle Exponate aus Jones‘ aktiver Zeit.