Author: Der Mann hinter dem Bericht
Castle Stuart im Norden Schottlands, nur wenige Kilometer von Inverness und dem berühmten Loch Ness entfernt, zählt zu den erfolgreichsten neuen Golfanlagen nicht nur des Landes, sondern weltweit. Seit gut 10 Jahren wird hier Golf auf höchstem Niveau angeboten. Kopf hinter der Anlage war der Unternehmer und Visionär Mark Parsinen, der auch für Kingsbarns nahe St. Andrews verantwortlich zeichnete. Die Eröffnung erfolgte unmittelbar nach der Finanzkrise – ein sicherlich gewagtes Unterfangen. Doch zweifelte Parsinen schon damals keine Sekunde an seinem Konzept, wie Stuart McColm, General Manager Castle Stuart Golf Links, berichtet: „Wir haben nur eine Chance zu eröffnen und eine Chance, zu zeigen, wer wir sind und was wir tun!“, so Parsinens Credo seinerzeit. Leider starb Parsinen 2019, noch bevor er seine Vision eines Golfresorts in den schottischen Highlands vollenden konnte. Weltweite Aufmerksamkeit erzielte Castle Stuart mit der Ausrichtung der Scottish Open Anfang von 2011 bis 2013. Im Juni 2022 gab die Cabot Group ihren Einstieg bekannt – künftig firmiert das Resort unter dem Namen Cabot Highlands. „Für sie bedeutet das, dass sie in Schottland nicht bei Null anfangen müssen. Castle Stuart, der erste Golfplatz, erwirtschaftet bereits Geld und genießt den Ruf eines der 100 besten Golfplätze der Welt,“ beschreibt McColm den Unterschied zur vollständigen Neuerrichtung eines Resorts. Während der Standort derzeit primär auf einen der besten und schönsten Golfplätze aus der Feder Gil Hanses begrenzt ist, wird daraus unter Cabots Regie ein komplettes Resort im Sinne einer Community entstehen. Ben Cowan-Dewar, Mitbegründer und CEO von Cabot, setzt bei der Entwicklung auf die Expertise erfahrener Entwickler. „Hart Howerton ist nach Bens Meinung das beste Unternehmen für den Aufbau solcher Gemeinschaften. Wir streben eine Highland-Gemeinde mit Golf, einem Spa und Restaurants an, nicht nur ein mehrstöckiges Hotel – und man soll alles zu Fuß erreichen können“, erläutert McColm die weitere Planung. Auch ein zweiter Golfplatz ist fest eingeplant, er wird von Tom Doak designt. „Doak ist nachweislich der beste und erfolgreichste Architekt der Neuzeit unter den Top 100 Anlagen“, freut sich der Geschäftsführer vor Ort über die Architektenauswahl. Der neue Platz wird aller Voraussicht nach 2025 zur Verfügung stehen.
Im Mittelpunkt steht bei Cabot Highlands schon heute der Kunde und sein Erlebnis. „Wir betrachten uns als Sommelier des Golfplatzes. Wir versuchen, unseren Gästen am ersten Abschlag das Design und die Philosophie zu erklären – wir geben ihnen die Verkostungsnotizen. Wenn man ihnen diese Verkostungsnotizen nicht gibt, verstehen sie den Platz vielleicht nicht.“, beschreibt der Manager seinen Ansatz. Daher sind Caddies wichtiger Bestandteil des Erlebnisses und sollten, vor allem für Golfer, die den Platz zum ersten Mal spielen, unbedingt dazu gebucht werden. Der Par 72-Platz bietet fünf geratete Abschläge und spielt sich zwischen 5.179 und 7.009 Yards. Vor allem bei starkem Wind sollte man nicht zu ambitioniert auf die Runde gehen, empfehlenswert für (männliche) Golfer ist ein Spiel von Grün (6.183 Yards) oder weiss (6.592 Yards).
Die Runde beginnt mit einem eher kurzen Par 4. Gleich zu Beginn zeigt sich ein Merkmal des von Gil Hanse designten Platzes: viele Bahnen verlaufen direkt am Meer oder laufen aus das Meer zu. Daher ist es eher die Frage, wie stark der Wind bläst anstatt ob es überhaupt windig sei… Meist spielt sich die erste Bahn in den Wind, was das Spiel nicht einfacher macht. AM ersten Par 5 schlägt man fast am Meer ab, dann geht das Fairway zunächst nach links, hängt aber gleichzeitig deutlich nach rechts. Man sollte daher eher auf der linken Seite anhalten. Der Schlag zur Fahne geht dann wieder mehr Richtung Wasser, das in zwei Ebenen geteilte Grün hängt deutlich nach vorne, rechts lauert zudem ein großer Grünbunker. Das nur maximal 305 Yards lange Par 4 an der folgenden Bahn lädt verführerisch dazu ein, das Grün vom Abschlag aus anzugreifen – oder meist hat man Gegenwind, zudem wir die Bahn Richtung Grün immer schmaler und hängt deutlich nach rechts. Sinnvoller ist es daher, mit zwei präzisen Eisen das langgezogene Grün anzuspielen. Gerät der Annhäherungsschlag zu weit nach links, lernt man ein selten anzutreffendes Designmerkmal kennen: die „Augenbrauen“. SIe sollen verhindern, dass man den Ball einfach auf das deutlich erhöhte Grün putten oder per Chip and Run anspielen kann. Das erste Par 3 mit maximal 191 Yards gilt als Signature Hole, da man im Hintergrund wunderschön das alte Schloss Castle Stuart sieht. Das Grün liegt leicht erhöht wie in einem kleinen Talkessel, ein präziser Schlag aufs Grün bildet die Grundlage für das Par. Weiter geht es mit einem Dogleg rechts, das Fairway ist vor allem im ersten Teil eine regelrechte Berg- und Talfahrt. Da man meist Rückenwind hat, spielt sich die Bahn etwas kürzer als angegeben. Das ändert sich jedoch direkt an der in die Gegenrichtung verlaufenden Bahn, einem langen Par 5, wieder. Zwar geht es im letzten Abschnitt leicht bergab Richtung Grün, dennoch kann man die Fahne von den erhöhten Abschlägen aus nicht sehen. Das Grün fällt zu beiden Seiten ab, dort lauern zudem Bunker – am einfachsten spielt man den Grünanfang an und überlässt den Rest dem Putter. Das Par 4 an Bahn 7 verläuft sanft bergauf, nach der Drivelandezone dreht die Bahn nach links, das Fairway verläuft in Form einer S-Kurve Richtung Grün. Mit dem Schlag zur Fahne kommt man wieder deutlich zum Meer, man sollte daher keinesfalls zu lang sein. Rechts neben dem siebten Grün geht es zum zweiten Par 3 der Front Nine. Die Bahn spielt sich nicht nur bis zu 218 Yards, sondern bietet durch die außergewöhnliche Grünform auch sehr viele anspruchsvolle Fahnenpositionen, so dass man – wenn die Fahne links gesteckt ist – vom Tee sehr nahe an die Erdhügel links spielen muss. MIt Blick auf das wunderschöne Clubhaus enden die Front Nine. Das kurze Par 4 erfordert eine klare Spielstrategie, denn das Fairway ist zweigeteilt: hält man den Abschlag links an, gelangt man auf ein kleines Plateau. Von hier kann man das Grün und damit die Fahnenposition sehr gut einsehen. Die rechte Fairwayhälfte liegt deutlich unterhalt, dafür wird dieser Teil nicht durch Rough und einen Graben begrenzt. Allerdings muss man den Schlag zur Fahne bergauf und – je nach Fahnenposition – fast blind ausführen.
Vorbei am Clubhaus und am Halfway-Haus (hier kann man seine Vorräte für die restliche Runde auffüllen und auch kleine Snacks genießen) geht es auf die Back Nine. Bahn 10 bietet zwei Sets an Abschlägen: einmal oben, direkt in Verlängerung des Übungsgrüns. Von hier spielt man zwar deutlich bergab, allerdings erfordert der von rechts hereinragende Hügel einen sicheren Fade vom Tee. Die unteren Abschläge ermöglichen eine Flugkurve nach Wahl. Da das Fairway deutlich nach links abfällt, sollte man sich eher rechts halten. Das Grün grenzt nahezu direkt ans Wasser, man sollte daher weder zu lang noch zu weit nach links spielen. Das Grün des ersten Par 3s mit maximal 144 Meter erfordert ebenfalls einen Teeshot Richtung Meer. Das Grün ist eine Art komprimiertes „Valley of Sin“, denn nicht nur das Kurzgemähte selbst, sondern auch die Abschnitte rund um das Grün sind stark onduliert – mal bergauf, mal bergab. Weiter geht es mit dem ersten Par 5 der Back Nine – und zwar mit einem blinden Teeshot bergauf, erneut direkt am Wasser. Wer das Grün mit dem zweiten Schlag anspielen möchte, nimmt meist einen weiteren blinden Schlag in Kauf. Etwas einfacher spielt sich die Bahn mit einem Layup. Man sollte dabei nicht zu weit links anhalten und nicht zu kurz bleiben, sonst macht man Bekanntschaft mit einem sehr anspruchsvollen Bunker. Am folgenden Par 4 erwartet ein Dogleg von fast 90 Grad die Spieler. Vom Tee geht es über eine Senke, man kann hier – die entsprechend Länge vorausgesetz – durchaus etwas rechts anhalten. Richtung Fahne wird die Bahn immer schmaler, zudem besteht das Grün erneut aus 2 Terrassen. Hinter dem Grün kann man wunderbare Aussichten auf die Umgebung genießen, so auch auf die Brücke, welche den Weg nach Royal Dornoch weist. Das folgende Par 4 ist zwar nicht allzu lang, aber dennoch tückisch. Vom Tee sollte man links anhalten, denn rechts fällt die Bahn deutlich Richtung Rough ab. Bei der Annäherung denken viele Spieler, dass ein in den Gegenhang hinter dem Grün gespielter Ball brav mittig zurückrollt – das Grün ist jedoch derart stark onduliert, dass er dabei fast immer nach links oder rechts wegrollt. Generell sollte man die Fahne eher über links anspielen, denn rechts fällt das Gelände nach dem Grün stark ab und es erwartet einen ein anspruchsvoller Rückputt oder -chip. Zwei weitere Par 4, beide als leichte Doglegs links ausgeführt, halten den Spieler oberhalb des Meeres im Gelände. Das ändert sich jedoch am langen Par 3 (bis zu 224 Yards) an Bahn 17 schlagartig, denn nun ist die gesamte rechte Seite wieder Abhang zum Meer. Da man meist gegen den Wind spielt, dürfte sich die Bahn bei starkem Wind oft eher wie ein gefühltes Par 4 spielen. Je weiter rechts die Fahne gesteckt ist, umso größer ist die Gefahr, den Ball in einem der dort neben dem Grün positionierten großen Bunker oder – vom Winde verweht – der Ball wird sogar auf das Meer hinaus geweht. Hier gilt das alte Motto „Mitte Grün“, der Rest ist Puttersache, aber aufgrund der Grünondulierung bei weitem kein Gimmie. Zum Abschluss bietet das Par 5 nochmals eine gute Chance auf das Par oder gar Birdie. Oberhalb der zehnten Bahn, mit tollem Blick nach rechts auf das Meer und geradeaus auf das Clubhaus, zieht sich die Bahn leicht bergab in weitem Linksbogen Richtung Fahne. Daher sollte man vom Tee zunächst links anhalten. Wer den Layup wählt, sollte auch dafür weiter links anhalten, rechts droht dichtes Rough. Das große, auf eine Senke folgende Grün hängt deutlich nach rechts und ist erneut stark onduliert. Dennoch: oft unter den interessierten Blicken vom Clubhaus bietet sich hier zum Abschluss – präzise Schläge bis zum Grün vorausgesetzt – nochmals eine gute Gelegenheit zum Scoren.
Das im Art Deco-Stil gehaltene Clubhaus unterstreicht den nautischen Charakter der Anlage. Hier kann man – vom Frühstück bis zum Abendessen – ausgezeichnet speisen, der Service ist sehr aufmerksam. Auch der gut sortierte Pro-Shop lädt zu einem Besuch ein – und wenn das Resort in den kommenden Jahren weiter ausgebaut wird, ist Cabot Highlands der perfekte Ausgangspunkt für mehrtägige Golfreisen in die Highlands – denn schon heute organisiert die Anlage auf Wunsch auch Abstecher zu den Golfanlagen von Royal Dornoch und Nairns, auf Wunsch samt Transfer. Kombiniert mit dem künftigen Resort und der Nähe zum Flughafen Inverness, der nur 5 Autominuten entfernt liegt, bietet Cabot Highlands perfekte Voraussetzungen für ein wahrhaft authentisches, schottisches Golferlebnis – denn auch der berühmte Loch Ness ist in wenigen Autominuten erreichbar. Ob es Nessie tatsächlich gibt? Finden Sie es heraus – es gibt ja auch Golfer, die an einen geraden Schlag glauben….