Cape Breton Highlands

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Cape Breton Highlands

Der Platz im Norden Cape Bretons blickt auf eine lange Tradition zurück: er wurde in den 1940er Jahren, gemeinsam mit der Keltic Lodge, im Rahmen eines Konjunkturprogramms der Regierung gebaut. Architekt war kein geringerer als Stanley Thompson, der auch für den bekannten Platz Fairmont Banff Springs verantwortlich zeichnet. Eine Übernachtung im Resort ist nicht erforderlich, um den Par 72-Platz zu spielen. Die Anlage wurde, ganz im traditionellen Designstil, wunderbar in die Landschaft integriert. Nachdem das Resort lange Zeit in staatlichem Besitz war, wurde es inzwischen von privaten Investoren übernommen, welche die Anlage zu altem Glanz zurückführen möchten. Vor allem für die Par 5s: gilt: ausser am Tee wird man kaum gerade zum Ball stehen, deutlich ondulierte Fairways prägen das Bild. Wie bei vielen älteren Golfanlagen war die Entwässerung allerdings auf die enormen Regenmengen des Jahres 2023 kaum vorbereitet, so dass der Platz nach heftigen Regenfällen wie beispielsweise im Sommer/Frühherbst 2023 in weiten Teilen oft feucht präsentiert. Dennoch: das Design steht für das goldene Zeitalter der Golfentwicklung in Kanada, Thompson hat eine ähnliche Bedeutung in seinem Land wie Alister MacKenzie in den USA.

Der Platz bietet drei geratete Abschläge. Die Gesamtlänge des Par 72-Platzes liegt zwischen 5.243 Yard von gelb und 6.592 Yards von blau. Der Parklandcourse wartet zudem mit für heutige Verhältnisse recht engen Fairways auf, Richtung ist hier meist wichtiger als Länge. Neben dem teilweise extrem ondulierten Gelände ist es an einigen Bahnen etwas gewöhnungsbedürftig, dass diese bei den Grüns direkt an die wenig befahrene Straße angrenzen – man sollte also nicht über das Grün hinaus spielen.

 

Die Runde startet mit einem bis zu 405 Yards langen, geraden Par 4, das zudem bergauf verläuft. Vom Tee ist daher ein gerader Schlag ideal. Im zweiten Teil steigt das Gelände leicht an, das Grün wird beiderseits durch Bunker vorne begrenzt und hängt deutlich nach vorne. Das bis zu 447 Yards lange, leichte Dogleg rechts an der nächsten Bahn ist ein Par 4, bei dem es vom Tee zunächst über dichtes Rough leicht bergauf geht, nach dem Knick fällt das Gelände wieder etwas ab. Daher ist der Fade vom Tee ideal. Das Grün ist leicht nach links versetzt, dort begrenzt dichter Wald die Bahn – man sollte daher eher über die rechte Grünseite zur Fahne spielen und das Gefälle bei der Schlägerwahl berücksichtigen. Das erst, bis zu 160 Yards lange Par 3 ist zugleich ein erstes, optisches Highlight. Direkt am Meer gelegen geht es über Wasser (von allen Teeboxen) in Richtung des leicht tiefer liegenden Grüns. Dieses wird ringsherum von insgesamt fünf Bunker bewacht, so dass man die Fahne besser hoch anspielen sollte. Das folgende, maximal 324 Yards kurze Par 4 erinnert ein wenig an die Jahrmarkt-Attraktion „Die Raupe“, denn es geht in mehreren Wellen Richtung eines deutlich erhöhten Grüns. Vom Tee sollte man nicht zu aggressiv spielen: rechts begrenzt dichter Wald die Bahn, links kommt rund 100 Yards vor dem Grün Wasser ins Spiel. Zudem fällt das Gelände in der Mitte der Bahn leicht ab, so dass der Teeshot oft noch ausrollt. Das Grün ist dann deutlich erhöht und wird auf beiden Seiten durch Bunker verteidigt. Hier sollte man im Zweifelsfall einfach die Grünmitte anspielen und dann auf das Putten setzten, denn die alten Grüns sind oft deutlich kleiner als bei heutigen, neuen Anlagen. Das folgende, bis zu 164 Yards lange Par 3 spielt sich hingegen deutlich kürzer, denn nun geht es wieder bergab. Das Grün hängt deutlich sichtbar nach rechts, man sollte daher in jedem Fall über die linke Grünseite zur Fahne spielen. Das erste Par 5 an Bahn 6 ist ein herrliches Beispiel für traditionelles Design. Vom deutlich erhöhten Tee zieht sich das Dogleg rechts in weitem Bogen. Zunächst geht es über einen Wasserlauf, zudem wird die gesamte rechte Bahnseite von Wasser begrenzt, links hingegen lauert erneut Wald. Auch der kleine, von rechts in das Fairway hineinragende Wasserlauf kann bei Longhittern durchaus vom Tee ins Spiel kommen. Im zweiten Teil der Bahn kommen links ab der Lay-up Zone einige Bunker ins Spiel, auch das Gelände hinter dem Grün wird durch einen Bunker begrenzt. Steckt die Fahne links, muss oft auch über den vorderen Grünbunker gespielt werden. Auch Bahn 7 ist ein Par 5, nun sogar mit bis zu 570 Yards. Die Bahn gilt nicht nur als schwerstes Loch des Platzes, sondern zählt zu den schwersten Golfbahnen in ganz Kanada. Bei unserem Besuch wurde die Spannung durch ein Schild, das vor Bären in der Gegend warnte, nochmals erhöht. Das Par 5 zieht sich als langgezogenes S in Richtung Grün, das Fairway ist sehr schmal und wird beiderseits durch hohe Bäume begrenzt. Da es leicht bergab geht, spielt sich die Bahn etwas kürzer als angegeben. Da das Gelände nicht nur von oben nach unten, sondern auch von links nach rechts und umgekehrt hängt, rollen Teeshot und Lay-up oft an ungeplante Stellen. Wichtig ist es, den zweiten Schlag eher links zu positionieren, damit man freien Blick auf das nun wieder leicht ansteigende Gelände Richtung Fahne hat. Bahn 8, ein bis zu 319 Yards kurzes Par 4, wirkt auf dem Papier wie ein leichtes Birdie-Loch, aber vom Tee ist zunächst ein blinder Teeshot gefragt. Bis ungefähr zur Hälfte der Bahn steigt das Gelände leicht an, danach geht es wieder bergab. Am besten spielt man das Grün über die rechte Seite an und nimmt so den Bunker links aus dem Spiel. Man sollte hier keinesfalls zu lang sein, sonst verschwindet der Ball im dichten Rough hinter dem Grün. Auch das abschließende Par 4 verlangt mit 336 Yards keine Longhitter-Qualitäten, zumal die Bahn als Dogleg rechts ausgelegt ist. Vom Tee geht es zunächst leicht bergab, hier reicht ein langes Eisen oder kleines Holz. Dann wird das Gelände Richtung Grün immer enger und es geht bergauf. Zudem verläuft kurz vor dem Grün rechts ein Hügel schräg nach links, den man überspielen sollte.

Wie bei einem Linkscourse üblich ist das Design ein klassisches Out-In, am Übergang von Bahn 9 zu Bahn 10 ist man daher am weitesten vom Clubhaus entfernt. Die Back Nine beginnen direkt mit einem optischen Leckerbissen, einem bis zu 145 Yards kurzen Par 3 bergab. Das wie in eine Schneise eingebettete Grün wird ringsherum von fünf Bunker gesäumt, hinter dem Grün lauern Bäume und ein kleiner Fluss, der hier natürlich – wir sind schließlich in Neu-Schottland – „Burn“ genannt wird. Ob man hier die Chance aufs Par bekommt, hängt entscheidend vom Teeshot ab. Auch beim folgenden Par 5 kommt Wasser ins Spiel, der Bonnie Burn will vom hinteren Abschlag überwunden werden – die beiden vorderen Abschläge liegen in Spielrichtung vor dem Wasser. Nach dem Teeshot auf diesem geraden Par 5 überquert man den Fluss über eine herrliche Eisenbrücke. Landet der Teeshot auf der linken Bahnseite, spielt sich das Par 5 im zweiten Teil eher wie ein Dogleg links, denn in der Lay-up Zone kommt der Wald von links näher in die Bahn hinein und engt das Fairway stark ein. Daher sollte man den Lay-up besser auf die rechte Seite spielen. Das nach vorne hängende Grün spielt man am besten über die Mitte an, denn links lauert ein großer Bunker. Weiter geht es mit dem zweiten, bis zu 240 Yards mächtigen Par 3 der Back Nine. Vom Abschlag geht es zunächst über einen Teich, das Grün wird leicht nach links versetzt. Daher ist hier ein leichter Draw vom Tee ideal. Bunker braucht man nicht zu beachten, sie fehlen an dieser Bahn komplett. Das anschließende Par 4 ist bis zu 435 Yards lang. Obwohl das Grün in direkter Linie von den Abschlägen liegt, wirkt die Bahn optisch wie ein leichtes Dogleg links. Das liegt auch daran, dass das Fairway deutlich sichtbar von rechts nach links hängt. Daher sollte man den Teeshot unbedingt rechts anhalten. Vor dem Grün liegt rechts ein Hügel, der zu kurz geschlagene Annäherungen nach links herunterrollen lässt. Zudem begrenzen etliche Bunker die vordere linke Grünseite, hinter dem Grün verläuft die Straße. Das bis zu 398 Yards lange Par 4 an der folgenden Bahn ist ein sanftes Dogleg links. Auch hier ist schon vom Tee erkennbar, dass das Fairway deutlich onduliert ist. Da die gesamte Bahn bunkerfrei ist, hat man hier dennoch eine gute Chance auf das Par. Das folgende, bis zu 540 Yards lange Par 5 ist da deutlich anspruchsvoller. Das Fairway zieht sich in Schlangenlinien Richtung Fahne, etliche Hügel sorgen dafür, dass der Teeshot oft nach der Landung noch eine ganz andere Richtung nimmt als geplant. Vor allem der hohe, nach rechts abfallende Hügel auf der linken Seite versperrt die Sicht Richtung Grün. Daher sollte man – trotz des dichten Waldes auf der linken Seite – den Teeshot durchaus leicht links anhalten. Besonders spannend ist auch der Schlag zur Fahne: ist er zu lang, landet er auf der Strasse. Verfehlt er die Grünmitte, hat man guten Chancen auf einen anspruchsvollen Bunkerschlag, denn ab rund 50 Yards vor dem Kurzgemähten wird das Grün durch eine ausgeprägte Bunkerlandschaft eingerahmt. Da das Grün deutlich nach vorne abfällt, sollte man hier eher den hinteren Bereich anspielen. Das folgende Par 5 ist mit maximal 460 Yards deutlich kürzer und auch etwas leichter. Man sollte jedoch nicht einfach von der Bahnlänge auf die Schwierigkeit schließen, denn erneut beginnt man mit einem anspruchsvollen Teeshot, da das Fairway extrem wellig ist. Je weiter links man vom Tee anhält, um so länger wird der Weg zum deutlich oberhalb gelegenen Grün. Beim Schlag zur Fahne darf man daher ruhig 1-2 Schlägerlängen mehr einplanen – denn bleibt die Annäherung zu kurz, rollt der Ball gerne den Hang wieder hinunter. Das letzte Par 3 der Runde spielt sich maximal 190 Yards .Das Grün ist wunderbar in eine kleine Arena eingebettet und wird zu allen Seiten von Bunkern geschützt. Nur links vorne bleibt eine kleine Gasse, ansonsten sollte die Fahne hoch angespielt werden. Die Runde endet mit einem bis zu 410 Yards langen Par 4, das leicht bergauf verläuft und direkt neben dem Clubhaus endet. Den Teeshot sollte man mittig bis leicht rechts anhalten, da links ein Fairwaybunker lauert. Zudem hängt das Gelände leicht nach links. Auch beim Schlag ins Grün ist Präzision gefragt: das Grün hängt von rechts hinten nach links vorne, zudem schützt vorne rechts ein mit Eisenbahnschwellen begrenzter Bunker die Bahn, auch links des Grüns kommt Sand ins Spiel. Wer keine Bergab-Putts mag, sollte daher die vordere Grünkante anvisieren.

 

Stanley Thomson nannte diesen Platz „The Mountains and Ocean Course”, und in der Tat beschreibt dies die Typologie des Platzes treffender als „Links“, auch wenn man immer wieder einmal an das Meer herankommt. Vor allem Freunde traditionellen Golfplatz-Designs werden diesen Platz mögen, denn hier ist noch Shotmaking gefragt, nicht nur Länge. Allerdings hat die Anlage, wie so viele alte Plätze, offensichtlich erheblichen Nachholbedarf bei der Drainage. Das Golferlebnis hängt daher auch stark davon ab, ob es vor der eigenen Runde viel Niederschlag gab, denn dann kommt auch das Greenkeeping kaum mit dem Mähen nach. Dennoch: trotz der zum Zeitpunkt unseres Besuchs widrigen Witterung waren die Grüns in sehr gutem Zustand. Die neuen Eigentümer haben angekündigt, den Platz wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen – es bleibt zu hoffen, dass dies gelingt, denn dann hat Cape Breton ein weiteres Golfjuwel zu bieten.