Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Das Weinresort Castello di Spessa in Capriva del Friuli, rund eine dreiviertel Stunde per Auto vom bekannten Urlaubsort Grado entfernt, bietet Golfern eine tolle Kombination aus Golf, Kulinarik und Historie – gerne auch in vierbeiniger Begleitung. Die 18-Loch-Golfanlage liegt zu Füßen eines alten Schlosses. Heute fungiert das Schloss als Hotel, wer mag, kann also gleich vor Ort übernachten – was angesichts der ausgezeichneten Gastronomie und des wunderbaren Weinangebots keine so schlechte Idee ist. Obwohl er 1773 nur wenige Wochen zu Gast war, prägt die Erinnerung an Casonova weite Bereiche der heutigen Anlage. Und wer sich die Zeit nimmt und das Hotel, das ausgezeichnete Restaurant und nicht zuletzt den Weinkeller des Hauses einmal genauer anzusehen, wird verstehen, warum es der venezianische Lebemann hier gerne ausgehalten hat.
Blicken wir zunächst auf die Golfanlage: der Golf & Country Club Castello di Spessa liegt unterhalb des Schlosshügels, man spielt quasi halbkreisförmig um das Schloss herum. Der 18-Loch Par 71-Platz bietet pro Bahn bis zu sechs geratete Teeboxen, in der Praxis wird jedoch meist von gelb und rot gespielt. Ebenfalls schön: der Golfclub und die gesamte Anlage sind sehr hundefreundlich, auch in der Gastronomie wird für das Wohl der Vierbeiner bestens gesorgt. Da wir an einem heißen Sommertag unterwegs waren, erhielten unsere Fellnasen sogar extra für sie gekühltes Wasser in einer Karaffe – mehr Wohlfühlfaktor für Fellnasen geht kaum!
Den Auftakt der Runde macht ein eher kurzes Par 4 mit Dogleg links. Dabei gibt es jedoch keinen echten Knick in der Spielbahn, vielmehr windet sie sich bogenförmig Richtung Grün – der Teeshot ist daher bereits ein erster Test für das Course Management. Das Grün der Bahn ist ein Doppelgrün mit Bahn 12, auch eine Seltenheit fernab Großbritanniens. Nach ein paar Metern Traverse wartet an Bahn 2 das erste Par 5 – und links lauern Wasser und Ausgrenze. Longhitter können diesen Bereich überspielen und finden ein sich schön öffnendes Fairway in der Drivelandezone, alle anderen Golfer sollten den Teeshot eher nach rechts anhalten. Auch Bahn 3, ein mit bis zu 302 Metern eher kurzes Par 4, erfordert eine klare Spielstrategie: der direkte Weg vom Tee zum Grün wird durch einen großen See blockiert, der das Fairway in zwei Hälften teilt. Man kann also entweder seinen Teeshot mit dem Driver in Richtung linker Fairwayhälfte spielen (rechts ist das Fairway noch schmaler), oder man legt den Ball mit einem Eisen vor den See und spielt von dort mit einem weiteren mittleren Eisen oder Wedge das Grün an. Nun geht es über die Straße zum Clubhaus zur nächsten Bahn – auf dem Papier ein kurzes Par 4 mit weniger als 300 Metern – in der Praxis jedoch eine stetig zum Grün hin ansteigende Spielbahn, die sich mindestens zwei Schlägerlängen länger spielt und zudem links durch eine Ausgrenze und rechts durch einen Bach und Weinberge begrenzt wird. Dann folgt das erste Par 3 – und was für eine Bahn! Auch hier gilt: nicht Länge, sondern Präzision sind gefordert. Vom Tee geht es bis zum Grün über eine kleine Senke hinweg, die voller Reben ist. Und da Wasser und Wein bekanntlich enge Verwandte sind, ziehen die Weinberge viele Bälle genauso magisch an wie sonst Wasserhindernisse. Wahrscheinlich wurde der Weinberg deshalb auch als frontales Wasser gekennzeichnet. Auch Bahn 6 ist ein Par 3, nun geht es den Anstieg von Bahn 4 wieder hinunter. Rechts lauert die Ausgrenze, durch das Gefälle darf man ruhig 1-2 Eisen weniger vom Tee wählen. Das folgende Par 5 an Bahn 7 ist zwar nur rund 440 Meter kurz, jedoch sehr schmal und zum Grün hin ansteigend. Wasser rechts und ein leichtes Dogleg links zum Grün hin erschweren den Weg zum Par oder Birdie. Loch 8 geht wieder abwärts und ist ein schönes Risk and Reward-Loch. Man kann bei diesem gut 300 Meter langen Par 4 Dogleg rechts entweder mit einem längeren Eisen vom Tee vorlegen und man greift diagonal über die Weinberge direkt das Grün an – allerdings sollte der Teeshot nicht über das Fairway hinausgehen, sonst droht die Ausgrenze. Das knapp 150 Meter lange Par 3 an Bahn 9 rundet die Front Nine ab – eine schöne Gelegenheit zu einem abschließenden Par, wenn man den großen Grünbunker links aus dem Spiel nimmt.
Weiter geht es an Bahn 10, einem kurzen Par 5. Hier gilt: wer gerade schlägt, ist klar im Vorteil. Sonst lauern zur linken Seite Wasser, zur rechten die Ausgrenze. Mit 386 Metern und reichlich Wasser ist das Par 4 an Bahn 11 die schwierigste Bahn der Anlage. Um die beiden Wasserhindernisse links aus dem Spiel zu nehmen, sollte man den Teeshot eher mittig anhalten. Zu weit rechts sollte er nicht landen, sonst steht beim nächsten Schlag ein großer Baum im Weg, der unmittelbar vor dem großen See steht, welcher das Fairway vom Grün trennt. Ohne Schlag über das Wasser ist das Grün daher nicht erreichbar – aber zum Glück gibt es vor dem Grün noch ein wenig Boden, so dass auch zu kurze Schläge nicht direkt im Wasser landen. Bahn 12 gilt als Zwilling von Bahn 1 und teilt sich mit dieser auch das Grün – ein typisches Par 4, Dogleg links. Bahn 13 ähnelt ein wenig der zweiten Bahn, ist jedoch nur ein Par 4 mit rund 300 Metern Länge. Eine großzügige Drivelandezone macht den Teeshot nicht allzu schwierig – es sei denn, er wird zu lang und landet rechts im Wassergraben auf dem Weg zum Grün. Bahn 14 ist ein weniger als 400 Meter langes Par 5, so dass es hier schlicht um Präzision geht. Der gelbe Abschlag ist eher nach rechts ausgerichtet, die Bahn verläuft jedoch recht gerade Richtung Grün. Man sollte daher von gelb einen Hook vermeiden, sonst landet der Ball links im Aus. Das etwas erhöhte Grün ist zudem eher klein und erfordert eine präzise Annäherung. Beim folgenden, bis zu 310 Meter langen Par 4 ist die Drivelandezone vom Tee schwer einsehbar – man sollte sich einfach Richtung Grün ausrichten, zudem reicht ein langes Eisen vom Tee meist aus. Danach folgt an Bahn 16 das längste Par 3 der Anlage. Bis zu 193 Meter spielt sich diese sehr schöne Bahn, deren Grün durch zwei große Bunker verteidigt wird. Das bis zu 313 Meter lange Par 4 an Bahn 17 verläuft leicht S-förmig. Der Abschlag ist erhöht und vom Tee meint man, dass die Bahn eigentlich doch eher gerade verlaufen müsse. Da zudem rund 200 Meter vom hinteren Tee frontales Wasser wartet, sollte der Abschlag entweder diese Distanz carry überwinden oder man spielt bewusst vor das Wasserhindernis. Je länger der Drive wird, umso schmaler ist auch die Drivelandezone. Daher ist auch der Schlag ins Grün nicht einfach, da er immer durch eine enge Gasse an Bäumen gespielt wird. Bahn 18 ist ein eher kurzes, sehr faires Par 3 zu Füssen des Schlosses. Das Fairway hängt nach links, man sollte also das Grün möglichst direkt anspielen – und den Grünbunker links vermeiden. Wem dies gelingt, darf zum Abschluss auf ein Par oder gar Birdie hoffen.
Nach der Runde sollte unbedingt noch das hervorragende Restaurant gegenüber des Clubhauses besuchen – wer nur Zeit für einen kleinen Snack hat, kann natürlich auch das Restaurant direkt am Clubhaus nutzen. Im La Tavernetta al Castello warten ausgezeichnete regionale Gerichte auf den Gast. Unser Tipp: das Casanova-Menü, eine hervorragende Zusammenstellung verschiedenster typischer Spezialitäten. Chef Antonino und Somelier Maurizio sorgen für das Wohl der Gäste und bieten zu jedem Gang auch den perfekten Wein. Wer sich nach dem Essen etwas Besonderes gönnen möchte: der Grappa des Hauses aus dem Jahr 1992 ist einfach unwiderstehlich und ein Hochgenuss!
Auf Anfrage sind auch Führungen durch den Weinkeller des Schlosses möglich. Dieser kann zudem für Events und Veranstaltungen gemietet werden. Noch heute werden regelmäßig einige Hundert Flaschen pro Jahrgang der eigenen Weine eingelagert, in einem speziellen Abschnitt des Kellers liegen die Raritäten, wobei natürlich auch hier ein Bezug zu Casanova nicht fehlen darf.