Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Keine Frage, Irland und Nordirland bieten dem Golfer fantastische Golfanlagen und Golferlebnisse. Doch gerade die berühmten Anlagen haben auch ihren Preis, Greenfees um 200 GBP sind in der Hochsaison keine Seltenheit. Und auch wenn diese fantastischen und weltberühmten Golfplätze jeden Cent wert sind: spielt man jeden Tag während einer Reise einen solchen Platz, ist schnell ein vierstelliger Betrag pro Woche nur für Greenfees erreicht. Und so beginnt unter Golfern gerne die Suche nach einer „Hidden Gem“, nach einem (noch) unbekannten Juwel unter den Golfanlagen, das auch für kleines Geld gespielt werden kann. Eine solche Suche führt den Golfer meist zu Public Courses, also öffentlichen Anlagen im Gegensatz zu den traditionellen Mitglieder-Golfanlagen. Gerade Großbritannien und Irland stehen im Ruf, ein großes Repertoire an solchen öffentlichen Golfanlagen zu bieten. Und in der Tat, die Auswahl ist sehr groß. Doch gerade in Irland zeigt sich schnell, dass es sich meist um Parkland-Plätze handelt. Die Plätze sind oft wunderschön, aber für viele Irland-Golfurlauber steht Golf in diesen Regionen für Linksgolf. Und damit wird die Auswahl schon deutlich geringer!
In ganz Irland gibt es (Stand: März 2023) genau einen Public Links Course: Corballis Links, rund 15 Autominuten vom Flughafen Dublin entfernt. In der Nähe liegen so bekannte Golfanlagen wie The Island Golf Club oder Portmarnock. Die Zufahrt zu Corballis Links erfolgt über eine schmale Straße entlang des Meeres, bei Gegenverkehr sind schon einmal Rangierkünste gefordert. Doch der Weg lohnt sich: Corballis ist definitiv eine dieser Hidden Gems! Die Besonderheit liegt in der Kombination aus faszinierendem Design, sehr gutem Platzzustand (auch im März, als wir diesen Platz erkundet haben) und ein unglaublich günstiges Greenfee. Als Gast eines Clubmitglieds oder im Sunset-Tarif gibt es zudem weitere Ermäßigungen. Wer nach Corballis kommt, sieht: diese Anlage arbeitet intensiv an seinen Einrichtungen. Nicht nur der Platzzustand ist lobenswert, auch das eher kleine Clubhaus wird kontinuierlich ausgebaut. So wurden über den Winter neue Duschen und Umkleiden errichtet, die einen sehr schönen Eindruck hinterlassen. Natürlich kann bei solch einer Anlage das Angebot im Pro-Shop und der Gastronomie nicht mit den renommierten Clubs der Umgebung konkurrieren, aber das ist auch gar nicht das Ziel: hier steht das Golfspiel im Mittelpunkt!
Die Anlage ist mit insgesamt gut 4.100 Metern für die Damen und 4.649 Metern für die Herren bei Par 66 nicht zu lange und damit auch bestens für Golfer geeignet, die mit dem Driver nicht jedes Mal auf den Spuren eines Dustin Johnsons wandeln. Da der Platz direkt am Meer liegt, wird die Schwierigkeit des Spiels nicht zuletzt vom Wind stark beeinflusst – herrscht Windstille, genießt man eine wundervoll entspannte Golfrunde in bester Linksgolf-Tradition. Den Auftakt macht ein rund 140 Meter langes Par 3 mit erhöhtem, großen Grün – das ideale Warm-up Loch. Weiter geht es mit einem kurzen Par 4 Richtung Meer. Der Abschlag von Bahn 3 liegt unmittelbar neben dem Strand und bietet schöne Ausblicke auf die benachbarte kleine Insel und das Meer. Die Bahn selbst ist das längste Par 4 der Anlage: 419 Meter für die Herren und 371 Meter für die Damen können bei Gegenwind auch schnell zum gefühlten Par 5 werden. Weiter geht es mit einem nur gut 100 Meter langen Par 3, der Abschlag sollte jedoch präzise das Grün anvisieren, um nicht in einem der Bunker oder Büsche zu landen. Das folgende Par 4 Dogleg rechts ist ein typisches Risk and Reward-Loch: spielt man seinen Abschlag rechts sicher über die Hügel, wartet ein kurzer Schlag ins Grün. Longhitter könnten das Grün sogar durchaus vom Tee angreifen. Auch das folgende, kurze Par 3 verlangt Präzision, bietet aber auch schöne Ausblicke vom Abschlag auf das Meer. Das aus zwei Ebenen bestehende Grün wird durch Bunker gut verteidigt. Das folgende Par 4 ist mit maximal knapp 300 Metern nicht allzu lange, spielt sich aber länger, da das Grün erhöht liegt. Das bis zu gut 360 Metern lange Par 4 Dogleg rechts bietet Wasser zur Linken und ein durch fünf Bunker geschütztes Grün. Den Abschluss der Front Nine nahe des Clubhauses bildet ein Par 3, das vor allem für die Herren mit 173 Metern zu den längeren der Anlage zählt und zudem eine Teeshot über das Wasser hinweg verlangt. Das Grün zieht sich nierenförmig entlang des Wassers, je nach Fahnenposition sollte man sich hier für ein Eisen mehr und auch ein sicheres Spiel Mitte Grün entscheiden.
Auch die Back Nine werden mit einem Par 3 eröffnet. Weiter geht es mit einem kurzen, geraden Par 4 an der 11: maximal 264 Meter bieten Longhittern die Chance, das Grün anzugreifen und so ein Birdie oder gar Eagle zu erzielen. Nun folgt das einzige Par 5 des Platzes: 452 Meter für die Damen und 467 Meter für die Herren sind hier nicht die einzige Herausforderung, denn die Bahn verläuft als Dogleg nach rechts, vom Tee wartet zudem auf der linken Seite die Ausgrenze. Zudem gibt es zahlreiche Bunker auf dieser Spielbahn. Das folgende Par 3 ist besonders herausfordernd: das Grün ist deutlich erhöht und zudem stark onduliert – hier sollte man weder zu kurz noch zu lang sein, sonst ist ein Bogey schnell notiert. Mit Bahn 14 kehrt man wieder an das Meer zurück – und sollte beim Abschlag vermeiden, dass der Ball zu stark nach rechts geht, sonst liegt er mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Strand. Die beiden folgenden Par 4s an den Bahnen 15 und 16 fallen im Vergleich zu den übrigen Bahnen ein wenig ab: sie teilen sich quasi ein sehr breites Fairway, so dass man beim Abschlag unbedingt auf andere Spieler achten sollte. Das Grün an der 15 ist leicht nach unten versetzt und onduliert, das Grün der 16 – quasi die Gegenspielbahn zur 15 – ist hingegen leicht erhöht. Das maximal 129 Meter lange Par 3 an der 17 leitet zur Schlussbahn über, einem kurzen, aber anspruchsvollen Par 4. Das erhöhte Grün erfordert für den zweiten Schlag meist ein Eisen mehr, zudem sollte man die Annäherung möglichst Mitte Grün spielen, sonst landet der Ball schnell im tiefen Rough rund um das Grün.
Corballis Links bietet ein schier unglaubliches Preis-Leistungs-Verhältnis. Und trotz des niedrigen Preises präsentierte sich die Anlage in einem sehr guten Zustand, die Grüns waren sehr gepflegt und hatten eine tolle Geschwindigkeit. Hoffen wir, dass diese Kombination aus Qualität und extrem niedrigem Greenfee weiter Bestand hat, dann wird Corballis sicherlich bald kein Geheimtipp mehr sein, sondern fester Bestandteil vieler Golfreisen nach Irland werden.