Golf Club Pfalz

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Qualität trifft Pfälzer Gastfreundschaft

Der Golf Club Pfalz nahe Neustadt an der Weinstrasse hat sich 2017 für einen Masterplan entschieden: man wollte die Entwicklung stärker in Richtung Country Club bringen und dafür im ersten Schritt die Qualität des Golfplatzes optimieren. Einige Konzepte – und auch einige glückliche Zufälle – später war mit Greg Letsche, der unter anderem auf zahlreiche erfolgreiche Projekte mit Ernie Els, Jack Nicklaus und Pete Dye zurückblickt, der passende Architekt für das Redesign gefunden. Zudem entschlossen sich der Vorstand um Michael Löffler und Axel Rohr, unterstützt durch Neil Lubbock, der im GC Pfalz auch als Pro tätig ist, zur Kooperation mit dem US-Golfmanagement-Giganten Troon. 2017 wurde zunächst ein Drei-Jahres-Vertrag für den Bereich Agronomy geschlossen, Simon Doyle – heute Vice President of Agronomy der International Division von Troon, wurde ein ebenso regelmäßiger wie gerne gesehener Gast in der Pfalz. Was folgte, war eine umfassende Neugestaltung des Platzes – nicht nur der Bahnen und Bunker, sondern auch der Be- und Entwässerung. Zudem wurde der alte Baumbestand auf der Anlage deutlich ausgedünnt – „nun sieht man wieder Bäume, nicht mehr nur Wald“, wie es Clubpräsident Michael Löffler treffend auf den Punkt bringt. Und einzelne Bäume treffen Golfer auch viel besser als einen ganzen Wald… Nach der Neugestaltung des Clubhauses einige Jahre zuvor war damit der nächste Schritt in Richtung Qualität eingeleitet, auch der Service in und um das Clubhaus liegt den Verantwortlichen sehr am Herzen, was man beispielsweise an der Gastronomie und im Sekretariat merkt. Die Zusammenarbeit mit Troon wurde inzwischen mehrfach verlängert und dauert weiter an. Um auch das Erlebnis beim Üben zu steigern, wurde Anfang der 2020er Jahre die Range mit dem modernen Toptracer-System ausgestattet. Der Lohn für die harte Arbeit liess nicht lange auf sich warten: der Club erfreut sich nicht nur in der Region wachsender Beliebtheit, sondern erzielte auch überregionale Anerkennung. 2022 und 2023 war der Club Austragungsort des Final Four-Finales der Deutschen Golf Liga der Damen und Herren – und wer weiss, welche weiteren großen Events im Amateur- oder gar Profigolf die Anlage in den kommenden Jahren in der Pfalz begrüßen wird. Der Platz, ein Par 72, bietet fünf Abschläge und spielt sich zwischen 4.620 und 6.215 Metern. An vielen Bahnen ist jedoch Ballkontrolle wichtiger als pure Länge. Zudem hat das Redesign von Greg Letsche die Anforderungen an das Kurzspiel deutlich erhöht: mal kann man, wie bei Linksgolf, vom Fairway zur Fahne putten, mal ist ein kurzer Pitch mit schnellem Stop gefragt und dann darf man auch mal vom Tee „Vollgas“ geben, bei vielen Bahnen reicht jedoch das kleine Holz oder lange Eisen vom Tee. Der alte Baumbestand schafft die perfekte Mischung aus leichter Beschattung und Abgrenzung der Bahnen, ohne dass man das Gefühl bekommt, in einem Tunnel zu spielen. Die Anzahl der Wasserhindernisse ist überschaubar – aber wenn sie zum Zuge kommen, fügen sie sich hervorragend in die Landschaft und das Design ein. Dies zeigt ein Blick aus der Luft:

Die Runde beginnt mit einem bis zu 362 Meter lange Par 4, Dogleg rechts. Hier ist es wichtig, den Ball eher links anzuhalten und ihn in den Knick zu spielen, sonst versperren die Bäume rechts schnell den Weg zur Fahne. Das Grün spielt man besser über die rechte Seite an, da links ein mächtiger Bunker lauert. Apropos Grüns: man darf sich in der Pfalz auf für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich schnelle Grüns freuen. Eine Geschwindigkeit von 10 oder mehr wird hier regelmäßig geboten, wer seine gewohnte Puttroutine beibehält, landet daher mit dem ersten Putt schnell wieder abseits des Grüns. Bahn 2 bringt das erste Par 5 mit biszu 462 Metern. Die Tücke des leichten Doglegs links ist der Wassergraben, der gut 200 Meter vor dem Grün das Fairway teilt. Man sollte sich daher vom Abschlag genau überlegen, ob man diesen überspielen möchte (und kann….) oder ob man den Teeshot vor dem Wasser platziert. Aufgrund des Doglegs sollte man den Teeshot eher rechts anhalten, einen möglichen Lay-up (nicht zuletzt aufgrund des Fairwaybunkers rechts nach dem Wassergraben) eher links. Das Grün wird beiderseits durch Bunker gesäumt und hängt leicht nach vorne – dennoch: von allen Par 5s der Runde ist dies wohl die einfachste Bahn, sie gilt als zweitleichteste der gesamten Runde. An Bahn 3 wartet ein bis zu 357 Meter langes 90-Grad Dogleg rechts. Longhitter brauchen vom Tee entweder einen Fade – oder bringen den Ball nur mit einem langen Eisen oder kleinen Holz ins Spiel. Gerät der Abschlag zu lang, droht ein unangenehmer langer Bunkerschlag aus einem der beiden Fairwaybunker am Ende des ersten Bahnabschnitts. Dann geht es weiter zum leicht erhöhten Grün – und hier kommt rechts Wasser ins Spiel. Das Grün hängt zudem leicht nach rechts Richtung Wasser und nach vorne. Da links ein großer Grünbunker wartet, sollte man die Fahne hier eher über die Mitte anspielen. Nun folgt ein Dogleg links mit maximal 354 Metern. Longhitter können über die Bäume und den Fairwaybunker links abkürzen, man kann aber auch die defensive Variante nehmen und den Ball mit einem kleinen Holz oder langen Eisen zunächst in den Knick spielen und dann mit einem mittleren Eisen zur Fahne spielen. Da das Grün nach links hängt, sollte man hier eher die rechte Seite für den Approach wählen. Nun wartet das erste, bis zu 180 Meter lange Par 3 – das einzige Par 3 der gesamten Runde, bei dem weder Wasser noch dichtes Rough ins Spiel kommen. Neben der Distanzkontrolle liegt die Herausforderung hier auf dem Grün, denn dieses ist deutlich onduliert und lässt den Ball gerne kurz vor dem Loch nochmals seitlich abbiegen – Aimpoint Express-Nutzer haben hier ihre Freude! Die längste Bahn der gesamten Anlage, ein Par 5, wartet anschließend. Das Dogleg rechts beginnt mit einer breiten Drivelandezone. Man sollte hier nicht zu weit nach rechts spielen, denn dort begleitet die Golfer vom Tee weg ein Wasserlauf, der zudem von rund 200 Meter bis zu 100 Metern vor dem Grün das Fairway teilt – man muss sich daher überlegen, mit welchem Schlag man den Wassergraben überwinden möchte. Wer sich für den Lay-up entscheidet, sollte nicht zu weit nach rechts spielen, dort lauert ein Bunker. Der Zugang zum Grün ist recht schmal, beiderseits kommen Grünbunker mit hochgezogenen, naturbelassenen Kanten ins Spiel – daher sollte man sich eher für einen hohen Approach entscheiden. Zudem hängt das Grün nach rechts vorne, so dass man die aktuelle Fahnenposition unbedingt beachten sollte. Das zweite Par 3 spielt sich maximal 185 Meter lang – und kommt ohne Bunker aus! Dafür wird die linke Grünseite durch einen großen Teich flankiert. Steckt die Fahne links hinten, braucht man einen aggressiven hohen Teeshot, der schnell zum Liegen kommt – sofern man überhaupt die Fahne direkt anspielen möchte. Der sichere Weg ist stets über die rechte Seite. Selbst wenn der Ball vor dem Grün landet, hat man einen kleinen Chip bergauf und kann immer noch das Par spielen. Bahn 8, ein bis zu 369 Meter langes und gerades Par 4, könnte den Beinamen „Mein Freund, der Baum“ tragen. Schon vom Tee erkennt man die große, alte Eiche auf der rechten Fairwayseite. Sie hat ihren Platz hinter der Drivelandezone, man sollte daher vom Abschlag links spielen, sonst blockiert der mächtige Baum den direkten Weg zum Grün. Das Grün hängt leicht nach rechts – und steckt die Fahne links, muss ein Bunker überspielt werden. Mit einem maximal 387 Meter langen Par 4 als Dogleg rechts enden die Front Nine. Beiderseits der Drivelandezone lauern gut sichtbare Fairwaybunker mit hoher Vorderkante, hier braucht man einen Teeshot Mitte Bahn. Das mit einer schönen False Front versehene Grün hängt leicht nach vorne und ist mächtige 33 Meter tief – für den Schlag ins Grün sollte man daher die Fahnenposition bei der Wahl des passenden Schlägers beachten.

Vorbei am Clubhaus geht es auf die zweiten Neun. Auch diese beginnen mit einem wunderschönen 90-Grad Dogleg rechts, ein Par 4 mit bis zu 379 Meter. Die Tücke: spielt man den Teeshot gerade, muss er (vom hinteren Abschlag gemessen) zwischen 175 und 210 Metern landen, denn der 90-Grad-Winkel sorgt für eine schmale Landezone, zudem kommt bei rund 170 Metern von links ein Bachlauf ins Spiel, der sich von dort rechts bis hinter das Grün zieht. Wer einen langen Schlag ins deutlich erhöhte Grün vermeiden will, braucht einen Fade vom Tee. Neben dem Grün fällt das Gelände in Richtung großer Bunker ab, auch hier sollte man im Zweifelsfall lieber die Grünmitte anvisieren. Dann folgt eine der schönsten Bahnen der gesamten Anlage, auch hier ist reichlich Wasser im Spiel. Das mit maximal 327 Metern kürzeste Par 4 der Runde ist ebenfalls ein 90-Grad Dogleg rechts. Vom Tee begleitet Wasser die Golfer. Hier reicht ein langes Eisen oder kleines Holz, um den Ball geradeaus zu spielen – bis rund 240 Metern lauert ein großer Fairwaybunker am Ende der Bahn. Dann bleibt ein kleines Wedge zur Fahne – und dabei geht es über Wasser. Wer sich einen längeren Carry über Wasser nicht zutraut, kann den kurzen Weg am Ende des Fairways nehmen und von dort zunächst auf das kleine Fairway auf der anderen Seites vorlegen, hier ist die schmalste Stelle des Wasserhindernisses. Bahn 12 bietet ein maximal 151 Meter langes Par 3. Hier kommt zwar kein Wasser ins Spiel (der Bachlauf von Bahn 12 setzt sich auf der linken Seite fort, sollte aber nicht ins Spiel kommen), aber vor den Abschlägen lauert dichtes Rough, so dass man einen hohen Teeshot braucht. Das erhöhte Grün hängt von links hinten nach rechts vorne. Man sollte hier besser über die rechte Seite spielen, denn links lauert ein mächtiger Bunker. Weiter geht es mit einem bis zu 488 Meter langen, geraden Par 5. Links begrenzen Bäume die Möglichkeiten der Fadespieler, rechts lauert ein Fairwaybunker. Man kann entweder einen Draw spielen oder einen Zauberschlag versuchen: einen geraden Teeshot Mitte Bahn… Im zweiten Teil gilt: nicht zu weit nach links anhalten, denn dort lauert vor dem Grün nochmals ein großer Bunker. Richtung Fahne steigt die Bahn sanft an, das Grün hängt nach vorne. Bahn 14, ein bis zu 367 Meter langes Par 4, dreht im letzten Teil ganz sanft nach rechts. Hier sollte man vom Abschlag vor allem die beiden gut sichtbaren Fairwaybunker links meiden. Bleibt der Abschlag zu weit rechts hängen, muss der Schlag ins Grün oft über den großen Grünbunker rechts gespielt werden – alternativ sollte man hier das deutlich erhöhte Grün einfach über die Gasse in der Mitte anspielen und seinem Putten vertrauen. Das letzte Par 5 der Runde an der folgenden Bahn misst maximal 485 Meter und leitet die Schlussphase ein. Auf der linken Seite des leichten Doglegs links verläuft Wasser, das Gelände fordert geradezu einen Draw – sonst sollte man überlegen, den Ball lieber nur mit einem kleinen Holz oder langen Eisen ins Spiel zu bringen und das Grün mit dem dritten Schlag anzuspielen. Rechts lauern die Schwierigkeiten, zunächst in Form der Ausgrenze und in der Drivelandezone durch zwei Bunker. Danach sollte man sich eher rechts halten, sowohl für einen Lay-up als auch den Schlag ins Grün, denn links lauert erst ein Bunker in der Lay-up Zone und dann ein hochgezogener Grünbunker. Das letzte Par 3 an Bahn 16 ist zugleich das Kürzeste. Maximal 127 Meter geht es vom Tee zur Fahne, allerdings wird das quer verlaufende Grün über die gesamte Vorderseite durch einen Teich begrenzt. Wasser-Phobiker können den Teeshot rechts des Sees in die kleine Gasse neben dem 17. Abschlag spielen und mit dem zweiten Schlag quer aufs Grün spielen. Gerät der Teeshot zu lange, landet er gerne in einem der beiden mächtigen Bunker hinter dem Grün und beschert einen spannenden Bunkerschlag Richtung Wasser. Etwas zurückversetzt beginnt das bis zu 359 Meter lange Par 4, Dogleg rechts. Vor dem Abschlag muss man sich entscheiden, ob man vom Tee den quer verlaufenden Wassergraben überspielen möchte oder den Abschlag lieber vor dem Wasser aufkommen lässt. Rechts droht zudem weiterhin das Aus. Nach dem Graben dreht die Bahn nach rechts, das leicht linsenförmig gebogene Grün spielt man besser über die rechte Seite oder Mitte an, denn links lauern ein Bunker und ein hoher Baum. Die Schlussbahn ist ein gerades, bis zu 370 Meter langes Par 4. Zwei hohe Bäume beiderseits des Fairways markieren den Zielkorridor vom Abschlag. Wenn man hier mittig oder leicht links zielt, kommt der Fairwaybunker rechts nicht mehr ins Spiel. Zu weit nach links anhalten birgt jedoch die Gefahr, in der Drivelandezone den dort platzierten Bunker zu erwischen. Beide Seiten des Zugangs zum erhöhten Grün werden durch Bunker flankiert – und als besondere Herausforderung hat Letsch links hinter dem Grün noch einen weiteren, kleinen Bunker positioniert, der zu lang gespielte Bälle vom Approach über Chip bis zum Putt dankend aufnimmt. Da das Grün im zweiten Teil leicht nach hinten abfällt, kein ganz unwahrscheinliches Szenario, zudem unter den kritischen Blicken anderer Gäste auf der Clubhausterrasse.

 

Der Platz des Golf Clubs Pfalz hat durch das Redesign und die Zusammenarbeit mit Troon einen spürbaren Aufschwung genommen und braucht auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Gerade Designelemente wie der dezente, aber wirkungsvolle Einsatz von Wasser, die erhöhten und ondulierten Grüns und die naturbelassenen Bunker mit ihren hohen Kanten findet man sonst in Deutschland eher selten. Natürlich sollte man seinen Besuch möglichst mit einem Abstecher an „Loch 19“ abrunden, die Speisekarte ist vielfältig und bietet im vollwertigen Gericht über Pfälzer Spezialitäten bis hin zu Snacks für Golfer ein großes Angebot – ergänzt durch einen leckeren Pfälzer Wein, ein Bier oder natürlich auch einen Softdrink. So kann man wunderbar einen nahezu perfekten Tag in der Pfalz genießen. Und das Farbenspiel der umliegenden Bäume im Indian Summer macht die Runde noch reizvoller.