Golf Club Rhein Main

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Deutsch-Amerikanisches Parkland-Golf im Taunus

Der Golf Club Rhein Main ist streng genommen ein Club ohne eigenen Golfplatz. Hier greift der Club über eine besondere Vereinbarung auf den Rheinblick Golf Course in Hessens Landeshauptstadt Wiesbaden zurück. Der Platz wurde bereits 1957 von der US Air Force, die seinerzeit in Wiesbaden einen ihrer größten Stützpunkte in Europa unterhielt, eingeweiht. Seit 1977 besteht der deutsche Club, der seinen Mitgliedern nicht nur eine DGV-Mitgliedschaft samt Handicap-Führung ermöglicht, sondern auch ein Nutzungsabkommen mit der US Air Force für den Rheinblick Golf Course geschlossen hat. Bis heute dauert diese Co-Existenz an und bietet sowohl Angehörigen der US-Air Force als auch deutschen Golfern einen wunderbaren Parkland Course. Die Anlage steht bis heute unter amerikanischem Management, daher ist Englisch die dominierende Sprache im Pro-Shop, aber auch bei Starter und Mashal. Dennoch: der Golf Club Rhein Main verfügt über ein eigenes Sekretariat. Startzeiten werden jedoch über den US Pro-Shop gebucht, Englischkenntnisse sind hier also von Vorteil. Apropos Pro-Shop: dieser wird von der US Air Force betrieben. Wer einen Blick auf die Preise wirft, wird feuchte Augen bekommen. Doch leider sind die Artikel für deutsche Golfer – sowohl Clubmitglieder als auch Gastspieler – nicht verfügbar, der Pro-Shop darf ausschließlich an Angehörige des US Militärs verkaufen. Daher unbedingt als Gastspieler darauf achten, dass man die notwendige Menge an Bällen, Tees und Handschuhen mitbringt! Der Platz wurde ab 1955 nach einem Design von H.E. Gaertner gebaut. 2011 erfolgte ein umfangreiches Re-Design durch David Krause. Heute umfasst der sehr hügelige Platz, der immer wieder tolle Blicke Richtung Taunus, Rheingau und Wiesbaden-Mainz bietet, fünf geratete Abschläge. Die Gesamtlänge des Par 71-Platzes (die Front Nine sind als Par 36 ausgelegt) beträgt maximal 6.033 Meter, wobei interessanterweise von allen Abschlägen die Par 35-Back Nine deutlich länger ausfallen als die Par 36-Front Nine.

 

Die Runde beginnt mit einem maximal 328 Meter kurzen Par 4, Dogleg links, das zudem Richtung Grün bergab verläuft. Am besten spielt man den Abschlag leicht über die rechte Seite, von dort hat man einen besseren Winkel zum beiderseits durch Bunker geschützten Grün. Auch Bahn 2 ist ein Dogleg, erneut geht es nach links. Das Par 5 führt die Golfer weiter bergab, insgesamt beträgt die Länge bis zu 445 Meter. Wer zum Driver greift, sollte den Draw beherrschen, denn schon vor der Landezone dreht die Bahn nach links. Dort erwartet die Golfer mindestens beim zweiten, manchmal auch dritten Schlag eine Bergab-Lage. Das quer verlaufende Grün spielt man am besten über rechts an und nimmt so den Bunker links aus dem Spiel. Dabei gilt es zu beachten, dass das Grün – wie so viele auf dieser Anlage – deutlich erhöht positioniert ist. Das bis zu 403 Meter mächtige Par 4 an Bahn 3 zieht sich in sanfter S-Kurve Richtung Grün. Vom Tee sollte man sich unbedingt Richtung linker Fairwayhälfte orientieren, denn vor allem auf der Höhe des Fairwaybunkers fällt das Gelände deutlich Richtung Ausgrenze nach rechts ab. Diese begleitet die Golfer bis hinter das Grün. Dieses liegt längsseits, hängt nach vorne und wird rechts vorne durch einen Bunker geschützt – eine schwierige Bahn! Vor allem die Par 3s sind nicht nur optisch schön, sondern auch spielerisch anspruchsvoll. Das nur maximal 125 Meter kurze Par 3 an der vierten Bahn ist dafür ein schönes Beispiel. Je nach Fahnenposition benötigt man für das quer verlaufende Grün durchaus einen Schläger mehr oder weniger, zudem wird die linke Grünseite durch ein quer verlaufendes Wasserhindernis geschützt – und rechts lauert der Wald. Das folgende Par 4 ist ein maximal 306 Meter langes 90-Grad-Dogleg rechts. Daher reicht hier vom Tee durchaus das kleine Holz. Wichtig ist es, den Ball in den Bereich des Knicks zu bekommen. Dort hängt das Fairway zunächst nach rechts, nach dem Knick geht es dann leicht bergab Richtung Grün. Links des Grüns droht dank Rough und Wald Ungemach, daher wählt man besser den Weg über rechts, obwohl dort ein großer Bunker lauert. Das zweite Par 5 mit bis zu 485 Metern wirkt wie eine Vergrößerung von Bahn 5 und spielt sich daher ebenfalls als 90-Grad-Dogleg rechts. Da die Bahn erst rund 190 Meter vor dem Grün nach rechts dreht, spielen viele Golfer hier einen Lay-up. Von Tee sollte man sich eher links halten, denn rechts droht über die gesamte Bahn das Aus. Zudem hat man so einen besseren Winkel für den Lay-up, der ebenfalls besser über links gespielt wird – sonst bekommt man es bei der Annäherung gerne mit den ausgeprägten Bunkern rechts vor dem Grün zu tun. Beim Schlag zur Fahne sollte man das Gefälle beachten, sonst gerät die Annäherung gerne zu lang. Das große, nach links hängende Grün sorgt für zusätzliche Spannung auf dem Weg zum Par – oder Bogey. Auch beim maximal 340 Meter kurzen Par 4 an Bahn 7 wartet zwischen Teebox und Grün ein verwundenes Fairway, denn es geht sowohl bergab als auch von links nach rechts. Daher sollte man den Teeshot besser über rechts spielen, er wird dennoch häufig Richtung linker Seite und damit Ausgrenze rollen. Durch das Gelände steht man beim zweiten Schlag meist über dem Ball, so dass dieser nach rechts zieht – daher besser auf die linke Grünseite zielen, denn gerade die Bunker vor dem Grün rechts sind sehr anspruchsvoll. Das zweite Par 3 der Front Nine spielt sich bis zu 170 Meter. Alle Teeboxen sind seitlich Richtung Wald versetzt – und der wartet auch links auf Bälle, die mit zuviel Draw gespielt werden. Von der vorderen Teebox an verläuft links zudem ein kleiner, sehr schön anzusehender Bachlauf, der vor dem Grün nach links dreht und dieses auf der linken Seite umrahmt. Rechts wird das riesige Grün – seine Tiefe beträgt 32 Meter! – durch einen Bunker verteidigt. Da man hier zudem leicht bergauf spielt, sollte man tendentiell einen Schläger mehr wählen, um die Hindernisse sicher zu überspielen. Bahn 9 erinnert an den alten Songtext von Blood, Sweat and Tears: what comes up, must come down – nur ist es hier umgekehrt. Nachdem man bis Bahn 7 bergab gespielt hat, geht es nun Richtung Clubhaus wieder bergauf. Das bis zu 340 Meter kurze Par 4 spielt sich daher deutlich länger. Am besten spielt man den Abschlag links des gut sichtbaren linken Fairwaybunkers vorbei. Auch der Schlag zur Fahne geht nochmals bergauf – und das Grün bietet einige, kaum sichtbare Ondulierungen, die schnell aus dem sicher geglaubten kurzen 1-Putt schon mal einen Dreiputt werden lassen.

Rechts des neunten Grüns beginnen die Back Nine mit einem wunderschönen, bis zu 385 Meter langen Par 4 bergab. Vom Tee hat man einen wunderschönen Blick auf das Umland. Den Abschlag sollte man nicht unbedingt direkt Richtung des leicht nach links versetzten Grüns spielen, denn dort begrenzen hohe Bäume die direkte Linie. Entweder wählt man den Draw oder hält den Abschlag leicht rechts der Baumreihe. Da das Grün leicht nach hinten hängt und zudem tiefer liegt, sollte man die Annäherung tendenziell am Grünanfang aufkommen lassen – und eher einen Schläger weniger nehmen. Das erste Par 3 der Back Nine spielt sich bis zu 169 Meter. Über eine Senke geht es in Richtung des sichtbar nach rechts hängenden Grüns. Hier sollte man auf keinen Fall zu weit rechts spielen, denn dort fällt das Gelände direkt neben dem Grün deutlich ab. Allerdings ist auch der Bunkerschlag aus dem Grünbunker links kein Zuckerschlecken, denn dieser muss genau in Richtung des Abhangs gespielt werden – Mitte Grün ist daher eine ebenso klassische wie sinnvolle Strategie. Das gerade und bis zu 375 Meter lange folgende Par 4 ist vor allem eines: schmal! Die Bahn startet mit einem blinden Teeshot, das Gelände fällt nach rechts, so dass man die linke Fairwayseite anspielen sollte. Hat man das Grün erst erreicht, stellt man fest, dass die wahren Herausforderungen hier erst beginnen: drei Ebenen und zahlreiche Ondulierungen stellen selbst erfahrene Aim-Pointer vor eine echte Herausforderung! Bahn 13, ein bis zu 385 Meter langes Par 4, stellt quasi den Rückweg zu Bahn 12 dar. Bedeutet: nun hängt die Bahn nach links und es geht leicht bergab. Beim Schlag Richtung Fahne sollte man besser über rechts spielen, denn links und hinter dem Grün fällt das Gelände deutlich ab. Rechts des dreizehnten Grüns wartet der Abschlag des bis zu 339 Meter langen Par 4s. Das leichte Dogleg rechts beginnt mit einem blinden Teeshot bergauf. Wer hier zum Driver greift, sollte den Fade wählen, sonst landet der Ball gerne in den dichten Bäumen auf der linken Seite. Im zweiten Teil geht es wieder bergab, das nach rechts hängende Grün sollte man besser über links anspielen. Das maximal 145 Meter kurze Par 3 an Bahn 15 wird in einer Waldschneise gespielt. Zu beiden Seiten rahmen hohe Bäume den Weg zum deutlich höher liegenden Grün ein, zudem versperrt ein mächtiger Bunker mit hoher Kante den flachen Weg über die linke Seite. Wer das Par anstrebt, sollte daher besser rechts des Bunkers anhalten. Am folgenden Par 5 geht es mit einem Dogleg rechts über maximal 478 Meter vom Tee zur Fahne. Die vom Abschlag sichtbare Optik verleitet dazu, den Teeshot nach links zu spielen, denn von rechts kommt ein Hang seitlich ins Spiel, zudem fällt das Gelände ab. Am besten hält man dennoch über die rechte Fairwayseite an, da das Gelände in der Landezone nach links hängt und der Ball auf diese Seite rollen wird. Hat man nach dem Abschlag noch nicht den Knick erreicht, sollte man auch den Lay-up über die rechte Seite spielen, da das Gelände weiter nach links hängt. In Richtung Grün steigt das Gelände dann wieder an, so dass man für die Annäherung durchaus einen Schläger mehr einkalkulieren sollte. Bleibt der Schlag zu kurz, droht rechts der Grünbunker. Ab Bahn 17 zieht sich die Bahn in weitem Linksbogen über bis zu 353 Meter Richtung Grün. Da das Gelände nach rechts hängt, sollte man den Abschlag eher links anhalten. In sanften Wellen geht es Richtung Grün, hier sollte man vor allem den tiefen Bunker rechts meiden. Mit einem geraden, bis zu 461 Meter langen Par 5 geht es zurück zum Clubhaus. Obwohl rechts die Ausgrenze droht, sollte man beim Abschlag nicht zu sehr nach links anhalten, denn dort lauern üppige Fairwaybunker. Das Fairway ist rund um die Bunker in Wellen gemäht, so dass man meint, die Bahn drehe nach rechts – sie bleibt jedoch gerade. Dann geht es stetig bergauf in Richtung des zusätzlich erhöhten Grüns. Hier kommt es vor allem darauf an, die Bunker rechts des Grüns zu meiden. Zudem sollte man beachten, ob die Fahne auf dem vorderen oder hinteren Plateau gesteckt ist, sonst besteht 3-Putt-Gefahr.

 

Nach der Runde sollte man dem Restaurant und Bistro Cem Kleins noch einen Besuch abstatten – hier gibt es nicht nur kühle Getränke (natürlich auch Wein aus der Region), sondern auch Snacks und komplette Mahlzeiten. Auf der Terrasse kommt man schnell man US-Amerikanischen Golfern ins Gespräch – und stellt schnell fest, dass in Wiesbaden und dem gesamten Rhein-Main-Gebiet das Miteinander von Deutschen und Amerikanern ein seit vielen Jahren etablierter Teil des öffentlichen Lebens ist – und Golf unterstreicht einmal mehr seine völkerverbindende Komponente.