Golf & Country Club Seddiner See, Südplatz

Picture of Michael Althoff

Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Golf & Country Club Seddiner See, Südplatz

Der Südplatz des Golf & Country Clubs Seddiner See vor den Toren Berlins wurde vom berühmten Designer Robert Trent Jones Jr. gestaltet. Die Bauleitung vor Ort hatte damals kein geringerer als Kyle Phillips, der in Eigenregie so fantastisch Plätze wie Kingsbarns, Dundonald Links oder Yas Links realisierte. An einigen Bahnen spürt man daher Phillips’ Handschrift deutlich, was dem Platz zugute kommt. Der 1997 eröffnete Platz bietet vier geratete Abschläge. Die Gesamtlänge der Par 72-Anlage beträgt somit 4.881 bis 6.486 Meter. International bekannt wurde die zu den Leading Courses gehörende Anlage nicht zuletzt als Austragungsort des Amundi German Masters der Ladies European Tour (LET). Typisch für das Design sind vor allem die ausgeprägten Bunkerlandschaften – die noch dazu strahlend weiss in der Sonne glänzen. Hier hat man fast das Gefühl, einen Platz der PGA-Tour in den USA zu spielen.

 

Die Runde beginnt direkt mit einem Par 5, das sich maximal über 516 Meter spielt. Das Fairway verläuft als leichter Linksbogen Richtung Grün, wer vom Tee den geraden Weg Richtung Grün wählt, sollte auf die mächtigen Fairwaybunker achten. Beim Schlag ins Grün sollte man nicht zu weit nach rechts anhalten, denn dort begrenzen dichte Büsche das Gelände. Bahn 2 ist ein bis zu 357 Meter, eher kurzes Par 4, Dogleg rechts. Wer als Longhitter über die rechte Seite abkürzen möchte, sollte auch den im letzten Bahndrittel beginnenden kleinen See auf dieser Bahnseite achten. Am besten hält man vom Tee über die linke Kante des gut sichtbaren Fairwaybunkers rechts an. Das leicht tiefer liegende Grün wird rechts vom See begrenzt, zudem sorgen mächtige Bunker rund um das Kurzgemähte dafür, dass man für das Par möglichst das Grün treffen sollte. Auch an der folgenden Bahn kommt der See erneut ins Spiel. Das bis zu 202 Meter mächtige Par 3 erfordert je nach gewähltem Abschlag und Fahnenposition meist einen Schlag über Wasser. Das etwas erhöht gelegene Grün fällt zu beiden Seiten ab, hier ist es wichtig, dass der Ball schnell zur Ruhe kommt. Das bis zu 350 Meter lange Par 4 an Bahn 4 zieht sich in weiter Linkskurve um fast 180 Grad. Wer auch mittlere oder lange Eisen nicht scheut, sollte den Teeshot so spielen, dass er gut 150 Meter vor dem Grün zur Ruhe kommt – so werden die Fairwaybunker links aus dem Spiel genommen. Kurz vor dem Grün verläuft das Fairway nahezu S-förmig, zudem geht es Richtung Fahne leicht bergauf -wie sagte ein Amerikanischer Golfkollege einmal: „Ich rate meinem Sohn immer, dass er sich eine Partnerin suchen möge, deren Liebe zu ihm genauso erhöht sei wie die Grüns von Rober Trent Jones…“. Steckt die Fahne rechts, geht der Annäherungsschlag zudem meist über weitere Bunker – hier ist Längenkontrolle wichtig. Bahn 5 bringt das zweite Par 3 mit bis zu 166 Metern. Für Robert Trent Jones-Verhältnisse ist die Bahn eher unspektakulär: zwar hängt das Grün von hinten nach vorne und zwei große Bunker schützen den Zugang zum Grün, ansonsten ist die Bahn jedoch recht einfach spielbar. Das folgende Par 5 mit maximal 527 Metern (zugleich die längste Bahn des Platzes) ist als Dogleg links deutlich anspruchsvoller. Der ideale Schlag vom Tee ist der Draw – spielt man den Ball als Fade oder gerade, kommen schnell die Bunker rechts ins Spiel. Da fast die gesamte Vorderseite des Grüns durch einen mächtigen Bunker verteidigt wird, sollte man die Fahne zudem eher hoch anspielen. Auch das folgende Par 4 ist mit 413 Metern mächtig – und auch die schwerste Bahn des Platzes. Vom Tee geht es leicht bergab, aber gerade. Das Fairway hängt leicht nach rechts, zudem lauern rechts Büsche, in denen der Ball schnell verschwindet. Daher sollte man hier schlicht Mitte Fairway spielen – und wer einen Lay-up wählt, sollte unbedingt auf den quer verlaufenden Bach vor der Grünzone achten. Dass das Grün nach rechts hängt und von zahlreichen Bunkern umgeben wird, trägt seinen Teil dazu bei, dass dies die schwierigste Bahn ist. Bahn 8, ein weiteres Par 4, ist dagegen duetlich kürzer: bis zu 339 Meter geht es vom Tee zur Fahne. Die Herausforderung liegt vor allem darin, die zahlreichen Bunker zu meiden. Optisch hat man den Eindruck, es gäbe mehr Sand als Grün. Zum Abschluss der Front Nine wartet erneut ein langes, maximal 408 Meter messendes Par 4. Die Bahn verläuft links eines Sees, den man an der Schlussbahn erneut antreffen wird – dann aber auf der linken Seite. Das Fairway verläuft in einer großen S-Kurve Richtung Grün. Wer den Platz zum ersten Mal spielt, sollte sich von der auf nahezu gleicher Höhe stehenden Fahne von Bahn 18 nicht irritieren lassen. Zwar muss man – wenn der Teeshot zu sehr nach rechts geht – auch an Bahn manchmal das Grün über Wasser anspielen, aber das 18. Grün wäre immer über Wasser vom neunten Fairway anzuspielen. Sinnvoller ist es, denn Abschlag über links zu spielen und auch die Fahne über diese Seite anzuspielen, damit der See links des Grüns nicht ins Spiel kommt.

Direkt links des neuten Grüns beginnt die zweite Rundenhälfte mit einem geraden, bis zu 372 Meter langen Par 4. Longhitter sollten eher rechts anhalten und so den dort platzierten Bunker überspielen, alle anderen Golfer halten sich am besten leicht links. Richtung Fahne verläuft das Fairway erst sanft bergan, dann steigt es Richtung Grün wieder etwas an – wir sprachen von den Grüns von Trent Jones… Beim bis zu 151 Meter kurzen Par 3 an Bahn 11 bestimmt die Fahnenposition die Schwierigkeit. Steckt diese rechts, spielt sich die Bahn vergleichsweise einfach – steckt sie aber links, muss der Teeshot hoch über einen mächtigen Grünbunker gespielt werden. Das Grün fällt zudem zu beiden Seiten hin ab, so dass auch ein Zweiputt nicht immer gesichert ist. Bahn 12 spielt sich bis zu 413 Metern, ist ansonsten aber vergleichsweise einfach, sofern man keinen der vor allem links mächtigen Fairwaybunker erwischt. Das Grün hängt leicht nach vorne, man sollte daher nicht zu kurz zur Fahne spielen. Mit bis zu 472 Metern ist Bahn 13 das kürzeste Par 5 des Platzes. Das deutliche Dogleg rechts erfordert einen präzisen Teeshot. Longhitter sollten rechts anhalten: wenn sie vom Tee ein Holz wählen, liegt die Landezone wahrscheinlich jenseits des Knicks. Wer nun glaubt, aufgrund ihrer geringen Länge sei das Birdie hier garantiert, wird vor allem im zweiten Teil eines Besseren belehrt: das Fairway ist deutlich onduliert und schlängelt sich um Bunker herum Richtung Grün. Dieses liegt nochmals ein wenig nach rechts versetzt als Halbinsel wie in einer brandenburgischen Auenlandschaft – somit droht auf der rechten Seite Wasser, auch die rechte Grünseite fällt deutlich zum feuchten Element hin ab. Auch an Bahn 14, einem bis zu 364 Meter langen Par 4, Dogleg links, kommt Wasser von Beginn an ins Spiel. Hält man seinen Abschlag zu weit nach links an, droht er im feuchten Element zu landen. Von dort hat man zwar einen wunderschönen Blick durch Schilf und Bäume Richtung Grün, aber das Par ist dann kaum noch möglich. Daher sollte man vom Tee zunächst rechts anhalten. Auch wenn das Grün deutlich sichtbar nach rechts abfällt: man sollte nicht zu weit nach links zielen, denn dort lauern Bunker und das Gelände fällt neben dem Fairway Richtung Teich ab. Bahn 15 wirkt fast ein wenig wie eine Kopie der vorherigen Spielbahn, ist mit maximal 333 Metern aber deutlich kürzer. Zudem zieht sich das Wasser hier bis hinter das Grün auf der linken Seite gut sichtbar. Vom Tee sollte man daher rechts anhalten, um bei dem Dogleg links einen guten Winkel zur Fahne zu haben. Beim Schlag ins Grün zielt man am besten auf die Mitte: rechts lauern tiefe Bunker, links fällt das Gelände Richtung Wasser ab. Wer das Grün mit dem zweiten Schlag trifft, kann hingegen leicht das Par oder Birdie spielen. Dann folgt das letzte Par 5 mit bis zu 517 Metern, das zunächst gerade verläuft, aber zum Schluss ein leicht nach links versetztes Grün bietet. Vom Tee hält man sich am besten links, denn rechts lauert eine ausgeprägte Bunkerlandschaft. Anders beim Lay-up, hier lauert ein mächtiges Sandhindernis links. Das Fairway zieht sich zudem sanft durch eine Senke, das Grün fällt leicht von hinten links nach rechts vorne ab. Dann folgt das letzte Par 3 mit bis zu 167 Metern – wer von Kyle Phillips Plätze wie Yas Links oder Bernardus kennt, kann seine Handschrift hier deutlich erkennen. Optisch ist die Bahn sicherlich eine der schönsten der gesamten Anlage – ob sie auch einfach spielbar ist (sie gilt als dritt-leichteste der Runde), hängt vom Gelingen des Teeshots ab. Die Bahn zieht sich wie ein Dogleg links leicht bergauf, bleibt der Teeshot zu kurz, droht er, in der Senke vor dem Grün zu landen. Geht es zu weit nach links, droht Wasser – und rund um das Grün sorgen zahlreiche Bunker für zusätzlichen Nervenkitzel. Fast schon selbstverständlich, dass das Grün nicht eben ist, sondern leicht nach rechts abfällt. Nahezu parallel zu Bahn 9 verläuft die Schlussbahn, ein bis zu 419 Meter langes Par 4. Nun verläuft das Wasser auf der linken Seite, man sollte daher keinen Hook spielen. Kurz vor dem Grün wird die Bahn zum Dogleg links. Spielt man die Annäherung zu weit nach rechts, kommt ein Grünbunker ins Spiel – geht sie hingegen nach links, droht das vom Abschlag bereits bekannte Wasser. Ist die Fahne hinten links gesteckt, muss oft auch der Schlag zur Fahne teilweise über Wasser gespielt werden.

 

Der Südplatz des Golf & Country Clubs Seddiner See ist einer der schönsten und abwechslungsreichsten Plätze Deutschlands. Gerade Golfer, die gerne US-amerikanische Designs wie in Florida, South Carolina oder Alabama mögen, werden sich hier schnell wohlfühlen. Nach der Runde sollte man unbedingt noch die sehr gute Clubgastronomie genießen – und seit Mai 2023 kann man im Club auch einen Arbeitsplatz mieten: das Unternehmen GOLFBLOCKS hat dort einen Co-Working-Space installiert, der auf 12 Quadratmetern alles bietet, was man für eine Besprechung oder ein Büro unterwegs benötigt. Denn wie heisst es doch so schön: „A tough day in the office…“.