Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Golfanlagen in den Bergen gelten in vielerlei Hinsicht als besondere Herausforderung. Da ist zum einen die Topographie, die zahlreiche Höhenunterschiede mit sich bringt. Zum anderen stellen solche Golfanlagen Greenkeeping und Management vor zusätzliche Herausforderungen bei der Platzpflege, denn die teils extremen Witterungsumschwünge zwischen Sommer und Winter sowie der Wechsel zwischen Platzbereichen im Schatten und in der Sonne sind alles andere als einfach zu handhaben. Ein sehr gelungenes Beispiel für einen der schönsten Alpinplätze ist der Golf du Lac d’Annecy am See von Annecy in den französischen Alpen, weniger als eine Autostunde von Genf in der Schweiz entfernt. Seit einiger Zeit arbeitet man mit den Experten von T.A.S Turfgrass Agronomy & Services rund um den früheren Superintendenten von Le Golf National, Alejandro Reyes, zusammen. Das Ergebnis ist ein Platz mit sehr gepflegten und hervorragend spielbaren Fairways und Grüns. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs waren die Grüns gerade in der Vorwoche aerifiziert worden, daher sind man auf einigen der nachfolgenden Fotos Sand auf und um die Grüns, der jedoch inzwischen längst verschwunden ist. Auch die Cartwege, die teils durch den Wald führen, sind in ausgezeichnetem Zustand. Der Par 69-Platz bietet pro Bahn vier Abschläge und spielt sich insgesamt zwischen 4.183 und 5.044 Meter, wobei die zahlreichen Höhenunterschiede gefühlt ganz andere Längen an einzelnen Bahnen ergeben als angegeben. Hunde sind auf der Anlage angeleint ebenfalls gerne gesehene Begleiter, allerdings nur wochentags, nicht an Wochenenden und Feiertagen. Einzigartig ist auch die Lage inmitten der Berge und zugleich an einem der saubersten Bergseen Europas. Am besten erkennt man dies aus der Luft, denn auf dem Platz versperren die hohen Bäume oft den Blick auf die Berge und den See.
Die Front Nine verlaufen ein einer weiten Schleife oberhalb des Clubhauses. Gleich zu Beginn macht man Bekanntschaft mit der anspruchsvollen Topographie. Das nur maximal 255 Meter kurze Par 4 ist ein Dogleg links und verläuft spürbar bergauf. Zudem kommt im Bereich der Teeshot-Landezone rechts ein kleiner See samt Fontäne ins Spiel, den man aufgrund der vielen Bäume jedoch kaum vom Abschlag erkennt. Bleibt man vom Tee zu kurz, blockieren die Bäume links den direkten Weg zum Grün, das deutlich nach rechts hängende Fairway sorgt manchmal ungewollt dafür, dass der Ball in einer günstigeren Position zum Liegen kommt. Wer den Höhenunterschied beim Schlag zur Fahne nicht ausreichend berücksichtigt, landet oft im quer vor dem Grün verlaufenden Bunker – daher muss die Fahne auch hoch angespielt werden. Weiter geht es mit einem bis zu 153 Meter langen Par 3, das ebenfalls bergauf verläuft – man sollte mindestens eine Schlägerlänge mehr nehmen. Zudem befindet sich die Bahn in einer Baumschneise. Aufgrund des Grünbunkers rechts und einem kleinen Hügel links des Grüns sollte man die Fahne eher über die linke Seite anspielen. Das folgende, bis zu 318 Meter kurze Par 4 erinnert ein wenig an Links Golf in Irland oder Schottland. Vom leicht erhöhten Abschlag geht es zunächst bergab, dann Richtung Grün wieder bergauf. Vom Tee sollte man vor allem auf Golfer rechts am deutlich erhöhten Abschlag der fünften Bahn achten. Daher sollte der Teeshot auch links dieses Hügels angehalten werden. Richtung Grün fällt die Bahn dann nochmals etwas ab, das Grün selbst ist deutlich nach links versetzt und erfordert eine präzise Annäherung. Von erhöhten Abschlägen spielt man nun links um den Abschlaghügel der fünf herum; Bahn 4 ist ein maximal 148 Meter langes Par 3. Da links hohe Bäume lauern und das Gelände zudem nach links hängt, sollte man das Grün vom Tee eher über rechts anspielen. Dann geht es den Hügel zum hoch gelegenen fünften Abschlag hinauf. Zwar liegt das Grün des bis zu 356 Meter langen Par 4s in direkter Verlängerung vom Abschlag, der Bahnverlauf erfordert jedoch, es wie ein Dogleg rechts zu spielen und vom Tee zunächst die rechte Bahnseite anzuspielen. Dann geht es wieder bergauf Richtung Grün, das vorne durch einen großen Bunker geschützt wird und bei dem ein hoher Baum links zudem den direkten Weg zur Fahne blockiert, wenn der Teeshot zu weit links zur Ruhe gekommen ist. Man sollte hier mindestens bis zur Grünmitte spielen, da das Kurzgemähte nach vorne hängt. Bahn 6, früher ein Par 3, ist nun ein bis zu 260 Meter langes Par 4. Vom Abschlag geht es über dichtes Rough noch eben los, man sollte den Teeshot in jedem Fall links des Solitärbaums auf der rechten Fairwayseite platzieren, da das Gelände zudem nach rechts hängt. Dann folgt der spannendste Teil: rund 90 Meter geht es steil bergauf, hier braucht man mindestens zwei, wenn nicht gar drei Schlägerlängen mehr Richtung Fahne! Da das quer liegende Grün vorne abfällt, kommen zu kurz gespielte Annäherungen gerne wieder dem Golfer auf seinem Weg nach oben entgegen. Übrigens: Dieser Hügel ist aufgrund seiner Steigung bzw. auf dem Rückweg seines Gefälles für Carts gesperrt, alle Golfer „dürfen“ ihn somit zu Fuss absolvieren. Wer weiss, vielleicht ergänzt der Club im Rahmen der weiteren Optimierung künftig ja noch ein Sauerstoffzelt neben dem Grün – eine Bank zum Ausruhen gibt es bereits. Mit dem Buggy geht es dann über einen schönen Waldweg zur siebten Bahn, einem bis zu 354 Meter langen, geraden Par 4. Hier erkennt man, mit wieviel Liebe zum Detail die Anlage betrieben wird, die Abschläge befinden sich auf kleinen Steinhaufen. Mit Blick auf die traumhafte Bergwelt geht es geradeaus auf das unterhalb der Teeboxen liegende Fairway. Erst auf dem Fairway erkennt man, dass die Bahn Richtung Fahne ganz sanft ansteigt. Das Grün ist leicht nach rechts versetzt und wird vorne durch einen Bunker geschützt. Links fällt das Gelände neben dem Grün ab, ein großer Bunker sorgt im Bedarfsfall dafür, dass die Bälle nicht zu weit den Berg hinab rollen. Auch Bahn 8 bringt ein Par 4 mit bis zu 347 Metern Länge. Vom Tee geht es zunächst deutlich bergab, das Gelände hängt leicht nach links. Spannend dann der Schlag zur Fahne: unmittelbar vor dem Grün steigt das Gelände steil an, direkt hinter dem Grün lauert jedoch dichter Wald. Hier ist ein hoher Schlag mit präzisere Längenkontrolle gefragt! Links wartet dann das maximal 301 Meter kurze, letzte Par 4 der Front Nine. Obwohl das Gelände sichtbar nach links hängt, sollte man nicht zu weit rechts anhalten, da man sonst einen unschönen Winkel Richtung Grün hat und der Ausgrenze vor dem Clubhaus bedrohlich nahe kommen kann. Zielt man allerdings zu weit nach links, landet der Ball gerne auf der benachbarten 18. Spielbahn. Das Grün wird beiderseits durch Bunker geschützt, so dass ein Schlag Mitte Grün oft die beste Wahl ist.
Vor dem neunten Grün geht der Weg zur zehnten Bahn direkte hinter der Driving Range bergauf. Danach folgen einige Spielbahnen bergab. Das bis zu 259 Meter kurze Par 4 an Bahn 10 sollte man defensiv angehen, da es ohnehin bergab geht. Rechts droht das Aus, das Gelände hängt ebenfalls leicht nach rechts. Hier reicht ein mittleres Eisen vom Tee, so dass man das leicht nach links versetzte, erhöhte Grün per Wedge oder kurzem Eisen anspielen kann. Rechts des Grüns beginnt Bahn 11, ein mit maximal 268 Metern kaum längeres Par 4 bergab. Longhitter sind hier versucht, das Grün direkt anzugreifen, allerdings grenzt dieses rechts an dichten Wald. Einfacher ist auch hier eine defensive Strategie mit dem Eisen. Bleibt die Annäherung allerdings zu kurz, rollt der Ball gerne nach links bergab – oder bleibt im Grünbunker links hängen. Dann geht es wieder einen kleinen Hügel hinaus zum Abschlag des längsten Par 3s der Runde. Stolze 218 Meter spielt sich diese Bahn maximal – allerdings kann man aufgrund des Gefälles durchaus 1-2 Schlägerlängen weniger kalkulieren. Vom Tee geht es über einen Hügel (wer aufgrund der Länge lieber vorliegt, sollte seinen Abschlag links dieses Hügels positionieren) Richtung Grün, das rechts erneut dicht an den Wald heranreicht. Zwei Grünbunker beiderseits sind ebenfalls zu beachten. Links hinter dem Grün liegen die, wunderschön von einer Mauer eingefassten, erhöhten Abschläge des ersten Par 5s der Anlage, dessen Grün bei bis zu 436 Metern Gesamtlänge durchaus in zwei Schlägen erreichbar ist. Vom Tee sollte man nicht zu weit rechts anhalten, dort lauert ein Fairwaybunker. Wer den Lay-up wählt, sollte den quer im Fairway integrierten Bunker vor dem Grün beachten, auch das Grün selbst wird durch zwei große Bunker eingerahmt. Auf dem Weg zum nächsten Abschlag sollte man den Blick nach rechts wenden, hier hat man eine schöne Aussicht über das elfte Grün in Richtung Lac d’Annecy. Bahn 14, ein bis zu 262 Meter langes Par 4, Dogleg links, leitet eine aus drei Bahnen bestehende Schleife ein, die einen für den Abschlag an Bahn 17 wieder nahezu an den gleichen Punkt zurückführt. An der 14 geht es vom Tee steil bergauf, das Grün ist nicht zu sehen. Aufgrund des bevorstehenden Doglegs und des deutlich nach links hängenden Geländes sollte man den Abschlag auf die rechte Seite spielen. Das Grün ist nochmals nach links versetzt – liegt der Ball vom Tee zu weit links, kann man es aufgrund der hohen Bäume kaum anspielen, vor allem bei hinten gesteckter Fahne. Zwei Bunker vor dem Grün und ein bis unmittelbar an den Grünanfang ansteigendes Gelände bieten zusätzliche Herausforderungen. Auch Bahn 15 ist ein Par 4 Dogleg, allerdings spielt sich die bis zu 312 Meter lange Bahn nach rechts. Dort lauert ab der Drivelandezone auch die Ausgrenze, die sich bis hinter das Grün zieht. Man sollte ohenhin vom Tee deutlich links anhalten, da die Bahn nach rechts hängt. Im zweiten Teil hängt das Gelände nicht nur weiterhin nach rechts, sondern verläuft abschüssig – und auch das Grün hängt nach rechts in Richtung eines großen Bunkers. Das vorletzte Par 3 der Runde an Bahn 16 spielt sich bis zu 166 Meter. Vom deutlich erhöhten Abschlag geht es tief bergab Richtung Grün, hier darf man bequem zwei Schlägerlängen weniger planen. Da links ein Bunker lauert, sollte man eher über die rechte Grünseite spielen. Vom Weg oberhalb des Grüns hat man erneut eine herrliche Aussicht auf die Anlage samt umliegender Bergwelt inklusive Burg. Das letzte Par 3 an Bahn 17 spielt sich bis zu 173 Metern, verläuft aber leicht bergauf. Vom Tee sollte man eher rechts anhalten, da das Gelände vor dem Grün nach links Richtung Wald hängt. Auch das hinten durch eine Mauer begrenzte Grün hängt nach links, zusätzlich wird es links und rechts durch Bunker verteidigt. Mit dem letzten Par 5 über bis zu 458 Meter endet die Runde. Von deutlich erhöhten Abschlägen, die auf einer Steinmauer errichtet wurden, geht es zunächst bergab Richtung Fairway. Da die Bahn im zweiten Teil leicht nach links dreht (und dann parallel unterhalb der neunten Bahn verläuft), sollte man eher die rechte Bahnseite anspielen. Das Fairway steigt Richtung Fahne sanft an, wer den Lay-up spielt, kann die gesamte Bahnbreite nutzen. Das Grün ist leicht nach rechts versetzt und wird vorne rechts durch einen Bunker begrenzt – wer die Runde zum ersten Mal spielt, sollte zudem darauf achten, das richtige Grün anzuspielen, denn das neunte Grün liegt direkt oberhalb der Schlussbahn.
Golf du Lac d’Annecy ist ein wunderbarer Bergplatz, der sowohl durch sein intelligentes Design als auch seinen Pflegezustand überzeugt. Auch das Team im und um das Clubhaus hat uns überzeugt und war sehr freundlich und hilfsbereit. Man sollte jedoch beachten, dass selbst bei der Nutzung eines Carts einige Höhenmeter zu Fuss zu absolvieren sind, da einige Steigungen nicht Cart-geeignet sind. Dennoch: diesen Platz sollte man spielen und genießen, vor allem in den Morgenstunden bietet die Ruhe auf der Anlage zudem einen angenehmen Kontrast zur oft stark frequentierten Stadt Annecy, der man ebenfalls unbedingt einen Besuch abstatten sollte.