Author: Der Mann hinter dem Bericht
Der Golfclub Schloss Weitenburg im Landkreis Tübingen wirbt mit dem Slogan „Der Platz am Fluss“ – in der Tat sind das hoch über dem Platz aufragende Schloss und der Neckar – eben „der Fluss“ – die prägenden Elemente dieses von Ex-Bernhard Langer-Coach Heinz Fehring (1940 – 2023) designten Platzes. Hunde sind hier ebenfalls herzlich willkommen. Die Topologie variiert deutlich: die ersten sechs Bahnen sind in die umliegende Hügellandschaft eingebettet, es geht deutlich bergauf und bergab, manch blinder Teeshot wartet auf die Golfer. Das ändert sich jedoch mit der siebten Spielbahn, die sich entlang des Neckars zieht: nun liegt der Platz eingebettet in das Flusstal, das Gelände verläuft eben und der Neckar wird insgesamt fünf Mal überquert (dazu kommen einige weitere Wasserhindernisse). Die ungewöhnliche Topographie spiegelt sich auch in der Parzahl wider: die ersten neun Bahnen spielen sich als Par 34. Gleich vier Par 3s stehen hier zwei Par 5s gegenüber. Das ändert sich auf den zweiten Neun, die sich Par 38 spielen – und bei nur einem Par 3 gleich drei Par 5 bieten. Insgesamt addiert sich die Runde somit zum 72er Standard. Die unterschiedliche Parzahl wird auch bei der Länge deutlich. Pro Bahn stehen drei geratete Abschläge zur Wahl, die sich von rot zu insgesamt 5.222 Meter und von gelb zu 5.978 Meter addieren – auf die Front Nine entfallen dabei jeweils rund 800 Meter als auf die Back Nine.
Vom Clubhaus samt kleinem Proshop geht es zunächst einen längeren Weg inklusive Straßenüberquerung zur ersten Bahn. Das bis zu 366 Meter lange Par 4 ist ein deutliches Dogleg links, verläuft bergauf mit stark nach rechts abfallendem Fairway und erfordert einen blinden Teeshot. Hält man zu weit nach links an, droht die Ausgrenze – geht der Ball hingegen nach rechts, liegt er schnell auf dem 18. Fairway. Auch der Schlag zur Fahne verläuft bergauf, links schützt ein Zaun gehookte Bälle vor den angrenzenden Grundstücken. Dann geht es – erneut über einen etwas längeren Weg – links den Berg hinauf zum zweiten Tee, einem bis zu 316 Meter kurzen Par 4 – dieses Mal ein Dogleg rechts. Dieses Mal hängt das Fairway spürbar nach links, dort droht auch das Aus. Vom Tee sollte man daher entweder deutlich rechts anhalten oder einen sauberen Fade spielen. Die beiden Fairwaybunker rechts kommen nur ins Spiel, wenn man statt eines Holzes lieber mit einem mittleren Eisen vom Tee beginnt. Das durch drei ausgeprägte Bunker geschützte Grün ist tricky, denn es ist in zwei Ebenen unterteilt. Muss man von der hinteren, höher gelegenen Ebene bergab Putten, dürfte der Ball kaum auf dem Grün zum Halten kommen, so steil geht es hier bergab. Dann folgt das erste, maximal 101 Meter kurze Par 3. Das Grün hängt leicht von links nach rechts, zudem lauern drei Bunker auf die Teeshots. Das deutlich konturierte Grün ermöglicht zudem viele Fahnenpositionen, das Par ist hier keineswegs geschenkt. Bahn vier ist ein nur maximal 296 Meter kurzes Par 4, Dogleg links. Hier sollte man den Driver zugunsten eines Eisens im Bag lassen und den Ball Mitte Fairway ins Spiel bringen – denn links lauert das Aus (zudem hinter dem Grün), rechts warten Bunker, neben denen die Bahn deutlich abfällt. Da es erneut bergauf geht, sollte man eher 1 Eisen mehr nehmen. Bleibt man vom Tee zu weit links, wird der Schlag Richtung Fahne oft durch die Bäume auf dieser Seite erschwert. Deutlich besser ist der Weg von der rechten Fairwayseite. Das Grün ist wie eine kleine Arena in eine Waldschneise integriert, dahinter endet der Platz. Nun hat man zugleich den höchsten Punkt der gesamten Runde erreicht. Weiter geht es mit einem bis zu 156 Meter langen Par 3, das leicht abschüssig gespielt wird. Das nierenförmige Grün wird beiderseits gut durch Bunker geschützt – Mitte Grün ist hier stets eine gute Strategie. Dann folgt das einzige, allerdings nur maximal 438 Meter kurze Par 5 der Front Nine. Das Fairway hängt deutlich sichtbar nach rechts, man sollte daher vom Tee eher links anhalten – nur nicht zu weit links, sonst landet der Ball schnell im Rough oder den gut sichtbaren Bäumen. Erst im letzten Viertel dreht die Bahn deutlich nach links – daher ist selbst beim zweiten Schlag die Fahne fast nur zu erahnen. Longhitter können nun – über die Hügel auf der linken Seite hinweg – das langgezogene Grün attackieren, oder man spielt den zweiten Schlag in den Knick und lässt sich ein kleines Wedge ins Grün. Nun geht es weiter den Berg hinunter einen längeren Weg, am Grün der ersten Bahn vorbei, hinein ins Neckartal. Bahn 7, ein bis zu 150 Meter langes Par 3, verläuft entlang des Neckars, rechts begrenzt dichter Wald die Bahn. Da links ein kleines Biotop mit Grünbunker lauert, spielt man die Fahne besser über die rechte Seite an. Doch auch da ist das Gelände neben dem Grün onduliert. Über eine Brücke quert man zum ersten Mal den Neckar auf der Runde – und kommt zur längsten Bahn der gesamten Runde, einem bis zu 549 Meter langen Par 5. Bei unserem Besuch herrschte heftiger Gegenwind – da spielt sich die Bahn gleich nochmals länger. In der Drivelandezone lauert rechts zudem ein Teich, auch im Bereich des Lay-ups wartet auf dieser Seite erneut Wasser. Vom Tee sollte man daher entweder einen Draw spielen oder zumindest eher links anhalten. Beim Lay-up des leichten Doppel-Doglegs muss man sich entscheiden, ob man entweder auf die linke Seite spielt und einen etwas längeren Schlag ins Grün in Kauf nimmt – oder man spielt über rechts und das zweite Wasserhindernis, dann bleibt nur ein kurzes Schlag zur Fahne. Das von zwei Bunkern geschützt, leicht ondulierte Grün erfordert ebenfalls Konzentration, will man nicht mehr als zwei Putts investieren. Auch an der letzten Bahn der ersten Hälfte, einem bis zu 192 Meter langen Par 3, kommt Wasser ins Spiel. Zunächst lauert rechts der bereits von der vorherigen Bahn bekannte Teich, dann wendet sich dieser nach links und bildet dort erneut einen Teich aus, der bis hinter das Grün reicht. Man sollte daher vom Tee eher rechts anhalten – und auch Golfer, die es nicht vom Tee bis zur Grün schaffen, sollten auf das quer verlaufende Wasserhindernis zur Hälfte der Bahn achten.
Die Back Nine starten in der Gegenrichtung und bringen gleich ein Par 5, allerdings nur maximal 437 Meter lang. Nun droht rechts das Aus, links spielt man entlang des Wasserhindernisses von Bahn 9. Die Besonderheit der Bahn kommt im zweiten Teil: rund 100 Meter vor dem Grün trifft sie auf einen kleinen Deich, dann trennt Wasser das Fairway vom Rest der Bahn. Wer das Grün mit zwei Schlägen erreichen möchte, spielt daher den zweiten Schlag nahezu blind über dieses Wasserhindernis Richtung Fahne. Ansonsten muss man sich entscheiden, ob der Lay-up vor oder hinter dem Wassergraben landen soll. Bahn 11 ist ein Par 4, das in sanftem Linksbogen Richtung Fahne verläuft. Das Par 4 ist sagenhafte 429 Meter lang – und damit nur acht Meter kürzer als das vorherige Par 5. Vom hinteren Abschlag spielt man durch eine Baumschneise über Wasser, auch von rot geht es zunächst über den erneut querenden Neckar. Den Teeshot sollte man leicht links anhalten und so die beiden Teiche in der Drivelandezone beiderseits meiden. Beim zweiten Schlag ist die Orientierung wichtig, denn nun dreht die Bahn leicht nach rechts – die links des Teichs verlaufende Bahn folgt später. Einziger Lichtblick dieser anspruchsvollen Bahn: rund um das Grün gibt es keine Bunker, allerdings ist das Gelände rund um das Grün leicht hügelig ausgeführt. Von der linken Seite neben dem Grün hat man einen wunderschönen Blick Richtung des hoch oben am Berg aufragenden Schlosses. Dann folgt erneut ein mächtiges Par 3. Bis zu 193 Meter geht es vom Tee zur Fahne, nach rund der Hälfte der Bahn kommt rechts ein Teich ins Spiel, den links hohe Bäume begrenzen. Das leicht nach rechts hängende Grün wird beiderseits durch Bunker verteidigt, hinter dem Grün lauert dichtes Rough – im Zweifelsfall sollte man hier lieber leicht zu kurz bleiben als über das Grün hinaus zu spielen. Bahn 13 ist ein bis zu 469 Meter langes Par 5, das sich leicht nach links wendet. Das breite Fairway wird rechts durch Wasser begrenzt, links kommen immer wieder ein paar Grasbunker ins Spiel. Auch hier sollte der Schlag zur Fahne passen, denn gleich drei Bunker rahmen das Grün ein, hinter dem Grün droht das Aus. Nun geht es wieder zurück Richtung Clubhaus – zunächst mit einem bis zu 360 Meter langen, ausnahmsweise einmal geraden Par 4. Links ist Aus, man sollte hier einfach Mitte Fairway zielen, möglichst links der gut sichtbaren Bäume an der rechten Bahngrenze. Der folgende, große Fairwaybunker rechts sollte nicht ins Spiel kommen – eher schon das Wasserhindernis links kurz vor dem Grün, wenn der Schlag zur Fahne zum Hook gerät. Das Grün hängt deutlich von rechts hinten nach links vorne, je nach Fahnenposition und Balllage ist eine gute Dosierung des Putts wichtig. Bahn 14 ist zwar nur bis zu 301 Meter lang, wird aber im Bereich der Drivelandezone erneut durch den Neckar geteilt. Daher sollte man entweder mit einem langen Drive (am besten als Fade) direkt über das Wasser spielen oder man legt den Ball über links mit einem Eisen vor und spielt dann etwas länger Richtung Fahne. Bunker sucht man hier vergebens, mit zwei präzisen Eisenschlägen hat man hier eine sehr gute Chance auf das Birdie oder Par. Bahn 15 ist mit bis zu 387 Metern deutlich länger und ein Dogleg links. Vom Abschlag geht es über Wasser – und die linke Seite wird durch hohe Bäume begrenzt. Rund 140 Meter vor dem Grün sorgt eine Welle zudem dafür, dass das Fairway anschließend deutlich höher weitergeht. Wer keinen wirklich langen Draw vom Tee beherrscht, sollte den Teeshot gerade spielen, möglichst vor die Welle im Fairway. Das Grün wird rechts durch einen Bunker geschützt, links und hinter dem Grün droht erneut Wasser. Die siebzehnte Bahn zieht sich über maximal 317 Meter in sanftem Bogen nach rechts. Auch hier reichen zwei präzise Eisen meist aus, um den Ball aufs Grün zu bringen. Wer den Driver wählt, sollte auf die beiden Fairwaybunker links achten. Das Grün wird durch drei Bunker eingerahmt, man kann es durchaus (vor allem bei Wind) auch flach anspielen. Die letzte Bahn, ein bis zu 521 Meter langes Par 5, Dogleg rechts, erfordert nochmals eine Kombination aus Länge und Präzision. Vom Tee geht es über den Neckar, der sich nach rund 130 Metern links entlang der Bahn anschmiegt. Das Fairway hängt nach links, dort sollte am auch seinen Abschlag platzieren. Auch den zweiten Schlag spielt man am besten leicht nach links und nimmt so die beiden Fairwaybunker im Bereich des Lay-ups aus dem Spiel. Auf den letzten rund 60 Metern vor dem Grün begrenzt dann ein kleiner Teich die linke Bahnseite. Je nach Balllage und Fahnenposition spielt man seinen Schlag zur Fahne entweder über den rechten Wasserrand oder kann links vorbei spielen. Hat man das Grün mit dem dritten Schlag erreicht, bietet das wenig ondulierte Grün eine gute Chance, die Runde mit einem Par abzuschließen.
Die Architektur des Golfclubs Schloss Weitenburg ist ungewöhnlich – aber sie folgt der traditionellen Philosophie der Golfplatz-Architektur, bei der sich der Platz dem vorhandenen Gelände anpasst und nicht extra eine Topographie für den Golfplatz erschaffen wird. Vor allem die ersten sechs Bahnen bieten teilweise etwas längere Wege zwischen Grün und nächstem Tee, hier sollte man sich durchaus überlegen, auf ein Cart oder zumindest einen E-Trolley zurückzugreifen. Ab der siebten Bahn ist die Anlage sehr gut zu Fuss absolvierbar – und der Wind und seine Richtung nehmen deutlichen Einfluss auf das Spiel. Das Sekretariat des Clubs war sehr freundlich und hilfsbereit, das Cart (ohne GPS) in einem sehr guten Zustand. Corona-bedingt konnten wir die Gastronomie leider nicht testen – aber das und der anspruchsvolle, aber faire Platz und der ausgezeichnete Pflegezustand sind ohnehin ein Grund, wiederzukommen.