Grand Saint-Emilionnais Golf Club

Picture of Michael Althoff

Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Grand Saint-Emilionnais Golf Club

Tom Doak gehört zweifelsfrei zu den besten Golfplatzdesignern der Gegenwart. Doch es dauerte bis 2015, um auch in Kontinentaleuropa ein Design von ihm spielen zu können. Etwas außerhalb des berühmten Weinorts Saint Emilion startete die äußerst Golf-affine Familie Mourgue d’Algue ein mit dem Ausnahme-Designer. Noch heute kümmert sich die Familie um den Betrieb dieses rasch in die Top-Anlagen Europas aufgestiegenen Platzes. Noch 2024 ist der Platz der einzige Doak-Course in Kontinentaleuropa, erst mit dem 2024 in Planung befindlichen „Majarambuz“ der La Zagaleta-Gruppe werden nahe Valderrama ein bis zwei weitere Doak-Plätze entstehen. Der Platz von Saint Emilion besticht nicht nur durch das ausgezeichnete Design, sondern auch durch die zahlreichen herrlichen Blicke auf die umliegende Landschaft mit ihren Weinbergen. Auch das in einem alten Gebäude integrierte Clubhaus samt kleinem Clubhaus unterstreicht den Charme dieser Anlage, ebenso der sehr zuvorkommende Service. Dies dürfte sicherlich eine der familiärsten Doak-Anlagen weltweit sein – und genau das macht ihren Reiz aus. Erstaunlich: das Greenfee ist für einen Platz dieser Qualität äußerst attraktiv. Stand 2024 zahlt man pro Runde von November bis März 75 Euro, in der Hochsaison von April bis Oktober liegt das Greenfee bei immer noch sehr günstigen 115 Euro. Wer mag, kann einen Buggy mieten. Wichtig: Dienstags ist die Anlage geschlossen. Der Platz bietet pro Bahn vier Abschläge und spielt sich als Par 72 zwischen 4.379 und 6.186 Metern. Allerdings sorgen einige Höhenunterschiede dafür, dass sich manche Bahn länger oder kürzer als angegeben spielt.

 

Die Runde beginnt mit einem bis zu 385 Meter langen Par 4, das vom Clubhaus deutlich bergab führt. Das Fairway ist unglaublich breit, man sollte sich Mitte-Links halten. So hat man den etwas besseren Winkel zum Grün – und auch die Bäume links bleiben außen vor. Das Grün ist deutlich erhöht – und wer Doak-Plätze kennt, weiss: die Grüns sind anspruchsvoll, da deutlich onduliert. Auch ein weiteres Doak-Merkmal lernt man direkt an der ersten Bahn kennen: man erkennt nicht gleich jeder Hindernis aus der Ferne. So auch hier: die beiden Grünbunker links sind, je nach Position, oft nicht erkennbar – ein klares Argument, zumindest die erste Runde nur mit Birdiebook anzutreten. Bahn 2 ist an sich ein gerades Par 4, das im ersten Teil leicht bergab verläuft und sich so kürzer als die offiziellen 313 Meter spielt. Das Layout des Fairway sorgt dafür, dass sich die Bahn eher wie ein Dogleg links spielt. An dieser Bahn sollte man vor allem auf den Bachlauf achten, der von links vor den Abschlägen quert, dann auf der rechten Seite bis kurz vor das Grün verläuft und dort wieder nach links zurückkehrt. Dennoch sollte man sich vom Tee eher rechts halten, da man so mehr Anspielfläche für das schräg eingebettete Grün hat und zudem den Hügel links des erhöhten Grüns – natürlich in Richtung des Wasserlaufs – besser umgehend kann. Man sollte hier eher defensiv mit einem kleinen Holz oder langen Eisen beginnen und sich an der rechten Hälfte der durch die Bäume gebildeten Fairwayschneise orientieren. Das Grün fällt nach vorne ab, man sollte daher eher die hintere Grünhälfte anspielen. Das erste Par 3 an Bahn 3 misst bis zu 154 Meter, führt jedoch über eine Senke auf ein unterhalb der Abschläge gelegenes Grün. Hier sollte man durchaus einen Schläger weniger nehmen. Die Tücke: vor dem Grün quert ein Wasserlauf und setzt sich rechts des Grüns fort – man sollte daher vor allem darauf achten, das Grün zu treffen. Doch selbst wenn das gelingt, ist das Par noch nicht sicher: erst aus der Nähe erkennt man, dass das Grün eine Miniaturausgabe der Hügellandschaft rund um Saint Emilion ist. Mal hängt es nach hinten, mal nach vorne und natürlich auch mal zur Seite. Hier darf man zeigen, wie gut man Grüns lesen und es in einen guten Putt umsetzen kann. Vom Abschlag des bis zu 384 Meter langen, geraden Par 4s an der folgenden Bahn spielt man zunächst erneut über den Wasserlauf. Da die Bahn deutlich ansteigt, spielt sie sich vor allem bei Gegenwind eher wie ein Par 5. Das Fairway hängt gut sichtbar nach rechts, man sollte daher vom Tee links anhalten. Auch das Grün spielt man am besten über links an, denn rund 30 Meter vor dem Grün lauern zum Einen zwei unangenehme Bunker, zum anderen fällt das Gelände rechts neben dem Grün deutlich ab. Das erste Par 5 misst maximal 460 Meter und ist ein sanftes Dogleg rechts. Vom Tee geht es zunächst leicht bergab auf das von Bäumen beiderseits gesäumte Fairway. Idealerweise hält man leicht links an – allerdings ist die gesamte linke Seite der Bahn auch Aus. Beim Lay-up geht es bergauf und man sollte die sehr strategisch platzierten Bunker mittig und rechts der Spielbahn beachten. Richtung Fahne nimmt die Steigung nochmals zu – man sollte hier in keinem Fall zu kurz bleiben, sonst rollt der Ball den Berg wieder hinunter. Das bis zu 400 Meter lange Par 4 an Bahn 6 erfordert einen blinden Teeshot. Erneut ist links die Ausgrenze. Wer es vom Tee schafft, die kleine Anhöhe zu überspielen, profitiert von der anschließenden Bergab-Neigung. Gelingt dies nicht, ist oft auch der zweite Schlag ohne Sicht auf das Grün auszuführen. Das Grün liegt deutlich unterhalb des Fairways, links blockiert ein kleiner Hügel den direkten Zugang zur Fahne, rechts neben dem Grün lauert ein Bunker. Kein Wunder, dass diese Bahn die zweitschwerste der Anlage ist. Neben dem sechsten Grün beginnt Bahn 7: ein bis zu 328 Meter kurzes Par 4, dessen Grün leicht nach links versetzt ist und das sich aufgrund des kontinuierlichen Geländeanstiegs spürbar länger spielt. Hier sollte man vom Tee versuchen, den Bahn in die Mitte zu spielen. Das zwei Ebenen umfassende Grün wird vorne durch einen Bunker geschützt. An Bahn 8 geht es leicht bergauf. Für das maximal 288 Meter lange Par 4 reicht dennoch ein mittleres oder langes Eisen oder kleines Holz vom Tee. Man sollte in jedem Fall die linke Fairwayseite anspielen, denn rechts lauert gut sichtbar ein Bunker. Das wird des steiler, für die Annäherung sollte man in jedem Fall ein Eisen mehr vorsehen. Wichtig: der kleine Potbunker mittig vor dem Grün sollte sicher überspielt werden, sonst droht ein unangenehmer Bunkerschlag. Die beiden Bunker links des Grüns sind von der Schlagposition aus kaum sichtbar, um die zu treffen, muss man allerdings auch deutlich nach links verziehen. Nun hat man ein kleines Plateau erreicht, von dem aus man einen tollen Blick auf das neunte Grün hat – bis zu 194 Meter sind es bei diesem Par 3 bis zur Fahne, es geht deutlich bergab – und über Wasser. Daher darf eine Drop Zone nicht fehlen. Das deutlich ondulierte Grün hängt nach vorne und hilft so, dass die Bälle nach der Landung nicht ungebremst nach hinten weiterrollen – eine tolle, anspruchsvolle Bahn!

Rechts neben dem neunten Grün beginnt der zweite Teil der Runde. Der Platz ist als klassisches Out-In angelegt, man sollte daher auch genügend Rundenverpflegung mitnehmen. Das bis zu 479 Meter lange Par 5, Dogleg rechts beginnt mit einem Abschlag über Wasser. Dieses bleibt auf der rechten Seite bis kurz vor dem Grün erhalten. Vom Tee sollte man sich daher Mitte-Links halten, zumal das Fairway deutlich sichtbar nach rechts hängt. Das ändert sich auch im zweiten Teil nur wenig. Dennoch spielen die meisten Golfer ihre Annäherung eher über links, weshalb man mit der Annäherung dann einen Bunker überspielen muss. Riskanter ist es, die Annäherung links an die Bäume heranzuspielen, dann führt der Weg aufs Grün allerdings nicht mehr über Bunker. Da das Grün nach links hängt, sollte man hier eher über die rechte Seite spielen. Bahn 11 bringt ein leichtes Dogleg links mit bis zu 362 Metern. Zunächst geht es bergauf, die Fahne ist nicht einsehbar. Man sollte sich leicht rechts halten, um so den besseren Winkel für den zweiten Schlag zu haben. Dann geht es deutlich bergab – Longhitter können hier vom Tee den Roll nutzen. Das Grün ist ein Musterbeispiel für Doak-Design: Die Bunker rund ums Grün sind bei der Annäherung kaum zu erkennen – und mancher Golfer ist daher überrascht, wenn der Ball dann – so das Grün verfehlt wurde – im Sand zur Ruhe kommt. Zudem ist die hintere Grünebene höher gelegen – eine tolle Bahn mit spannendem Design. Nun folgt die aus unserer Sicht schönste Bahn – allerdings auch die schwierigste! Dass ein Par 3 die schwerste Bahn ist, erlebt man nicht allzu oft, auf dieses bis zu 228 Meter (!) lange Par 3 trifft die Einordnung in jedem Fall zu. Als ob die Länge nicht ausreichte, ist das Grün erhöht und nach rechts versetzt. In gerader Linie landet der Ball in dem See, den man bereits an Bahn 9 kennengelernt hat. Das Grün fällt auf der linken Seite deutlich ab, dort begrenzen zudem hohe Bäume die Bahn Richtung See. Unser Tipp: wer nicht über die notwendige Länge vom Tee verfügt, sollte den Ball über die rechte Seite ins Spiel bringen und dann mit einem Pitch die Fahne anspielen – denn hier ist selbst ein Bogey oft ein guter Score, vor allem bei Wind! Bahn 13 misst bis zu 359 Meter als Par 4. Rund 130 Meter vor dem Grün ist das Fairway deutlich nach rechts versetzt. Wer daher vom Tee zu weit links bleibt, kann aufgrund der Bäume die Fahne oft nicht mit dem zweiten Schlag erreichen, man muss knapp links der hohen Bäume auf der rechten Seite bleiben. Rund 70 Meter vor dem Grün quert zudem ein Wasserlauf die Bahn, der dann links des Grüns weiterzieht. Das mit einem Bunker hinten rechts geschützte Grün hängt nach links und nach vorne, hier benötigt man zwei präzise Schläge für die Chance aufs Par. Bahn 14, ein bis zu 135 Meter kurzes Par 3, verläuft zwischen Bäumen und bietet ein leicht erhöhtes Grün, das nach vorne abfällt. Man sollte hier nicht zu kurz bleiben, denn neben dem Gefälle sind auch die beiden Bunker links und rechts des Grüns nicht zu unterschätzen. Auch die Fahnenposition erfordert Beachtung, da das Grün aus zwei Plateaus besteht und von rechts nach links abfällt. Bahn 15 ist nicht nur ein Par 5, sondern die längste Bahn insgesamt mit bis zu 561 Metern – ein Doppel-Dogleg. Vom Tee hält man sich am besten rechts des gut sichtbaren Fairwaybunkers auf der linken Seite. Dann kommt rechts die Ausgrenze ins Spiel und die Bahn dreht nach links. Das Fairway wird etwas schmaler und geht sanft bergab, zudem hängt es nach rechts. Spannend wird es nochmals rund ums Grün: zum einen dreht die Bahn dann wieder leicht nach links und geht bergauf, zum anderen ist das Grün wie eine kleine Arena angelegt, da drei Hügel nur eine schmale Gasse vorne offenlassen. Daher sollte die Fahne möglichst hoch angespielt werden – und da das Grün nach rechts hinten hängt, am besten über die linke Seite. Auch Bahn 16 ist ein Par 5, allerdings mit bis zu 440 Metern deutlich kürzer. Da die Bahn leicht bergan führt, spielt sich sie allerdings etwas länger. Vom Tee sollte man sich leicht links halten, da die Bahn als Dogleg rechts ausgeführt ist. Auch im zweiten Teil spielt man besser über die linke Seite, da die Bahn nach rechts hängt und dort auch einige Bunker lauern. Wer den Lay-up wählt, findet seinen Ball daher oft am rechten Fairwayrand wieder (oder im Rough) und sollte von dort eher die links Grünseite anspielen. Das bis zu 347 Meter lange Par 4, Dogleg links, an Bahn 17 erfordert strategisches Speil. Vom Tee geht es leicht bergab, zudem quert ein Wasserlauf rund 150 Meter (rechte Seite) vor dem Grün die Bahn und zieht sich dann links bis Richtung Fahne. Je weiter links man vom Tee anhält, umso weiter ist der Weg zum Wasser. Idealerweise sollte man hier leicht rechts der gut sichtbaren Bäume auf der rechten Fairwayseite zielen – und wer den Draw beherrscht, ist klar im Vorteil. Richtung Fahne geht es dann sanft bergauf, das Grün ist nach links versetzt und kommt so dem Wasserlauf auf dieser Seite gefährlich nahe. Da es keine Grünbunker gibt, sollte man eher die Grünmitte oder leicht rechts anhalten. Das bis zu 369 Meter lange Par 4 an der letzten Bahn spielt sich deutlich länger – schließlich gilt es, den von Bahn 1 bekannten Höhenunterschied hinauf zum Clubhaus wieder zu überwinden. Das Gelände hängt stark nach rechts, von dort kommt oft auch Wind – dies ist keine Bahn für Slicer… Vom Tee sollte man daher in jedem Fall die linke Fairwayseite anspielen, oft genug rollt der Ball dennoch auf die rechte Seite. Durch einige kleine Wellentäler geht es hinauf zum ebenfalls deutlich gewellten Grün, das wie ein kleines Hochplateau in die Landschaft eingebaut wurde. Auch das Putten ist zum Abschluss nochmals sehr anspruchsvoll, oft unter den fachkundigen Blicken anderer Golfer vom Clubhaus und ersten Tee aus. Man sollte den Blick nochmals vom hinteren Grünrand schweifen lassen und die großartige Landschaft genießen, bevor man ins Clubhaus zurückkehrt.

 

Grand Golf de Saint Emilionnais ist eine herrliche Golfanlage und sollte auf keiner Reise nach Bordeaux und ins Médoc fehlen. Besonders gut gefallen haben uns das erstklassige Design von Tom Doak und der sehr aufmerksame Service. Wer allerdings aufgrund des Architekten einen typisch US-Amerikanischen Pflegezustand mit teppichartigen Fairways und eingefärbten Spielbahnen inklusive Grüns plus weissem Sand erwartet, wird überrascht sein. Der Charme in Saint Emilion liegt auch darin, dass der Platz bewusst eher naturnah gepflegt wird. So kann man, gerade im Frühjahr, durchaus einmal kleine Gänseblümchen auf dem Fairway entdecken – allerdings nur in Bereichen, die an sich nicht ins Spiel kommen. Denn die Fairways und Grüns präsentierten sich in ausgezeichnetem Spielzustand, gerade rund um die Fahne merkte man, dass die Familie Mourgue d’Algue eine lange Golftradition hat und genau auf die wichtigen Details achtet. Vorsicht ist vor dem Rough geboten, dass zwar nicht sehr hoch ist, aber sehr dicht – man sollte daher lieber ein paar Bälle mehr mit auf die Runde nehmen. Nach der Runde empfiehlt sich in jedem Fall ein Essen im Clubhaus – oder bei schönem Wetter auf der kleinen Terrasse vor dem Clubhaus. Die kleine Karte bietet für alle Geschmacksrichtungen etwas – und natürlich gibt es auch den ausgezeichneten lokalen Wein, unser Favorit war der vollmundige Rotwein von Chateau La Clide. Grand Golf Saint-Emilionnais ist ein Herzensprojekt der Familie Mourgue d’Algue, das merkt man an der Liebe zum Detail wie beispielsweise den Entfernungsmarkern, welche aus alten Rebstöcken hergestellt werden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ausgezeichnet, und die vielen Design-Details auf der Runde laden dazu ein, diesen Platz nicht nur einmal zu spielen.