Heitlinger Golf Resort

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Golf auf den Spuren der Jacklin-Familie

Seit Anfang der 1990er Jahre begrüsst das Heitlinger Golf Resort im Badischen Östringen (dazu gehört es verwaltungstechnisch – Einheimische weisen jedoch gerne darauf hin, dass die Anlage eigentlich viel näher an Tiefenbach liege) Golfer und Weinfreunde unweit des bei Golfern weitaus bekannteren St. Leon Rots. Wer über das Heitlinger, wie es gerne kurz genannt wird, spricht, kommt an zwei Namen nicht vorbei: Heinz Heiler ist Gründer und Inhaber der Heitlinger Genusswelt – einem kleinen Freizeitimperium, das neben dem Golfplatz aus zwei Restaurants, zwei Hotels und ein eigenes Weingut umfasst. Da verwundert es nicht, dass als Abschlagmarkierungen stets Weinflaschen genutzt werden. Der zweite Name gehört zur Familie Jacklin – und hier werden Golfbegeisterte aufhorchen. Denn der 18-Loch-Meisterschaftsplatz wurde inzwischen vom mehrfachen Major-Sieger und Ryder Cup-Captain Tony Jacklin und sein Sohn Warren sind dem Resort nicht nur über das Thema Golf, sondern auch familiär verbunden. Tonys Sohn Warren heiratete vor etlichen Jahren Heilers Tochter Christine, die unter anderem das Design des wunderschönen, modernen Clubhauses entwarf. Warren Jacklin ist heute Geschäftsführer des Golf Resorts – und gemeinsam mit seinem Vater Tony stets darum bemüht, den Platz weiterzuentwickeln – damit ist dieser inzwischen nahezu ein reines Jacklin-Design, was das Resort zusätzlich aufgewertet hat. Was für den Platz gilt, trifft auch auf die Anlage insgesamt zu: so war das Heitlinger eine der ersten Anlagen in Deutschland, die ihre Range mit dem TopTracer-System ausrüsteten. Der Platz liegt in einem kleinen Tal eingebettet, daher geht es auf der Runde immer wieder die umliegenden Hügel hinauf und später dann wieder hinunter – ein Grund mehr, bei der Schlägerwahl nicht nur der Längenangabe von Scorekarte oder GPS-System zu vertrauen. Der Par 72 Meisterschaftsplatz (es gibt noch einen 6-Loch-Kurzplatz) bietet drei geratete Abschläge und spielt sich über eine Gesamtlänge zwischen 5.008 und 6.005 Metern – Longhitter-Qualitäten sind hier nicht erforderlich. Im Gegenteil: das Design des wunderschönen Parkland-Courses erfordert vor allem Präzision und eine an das Design angepasste Spielstrategie, bei der der Driver gerne im Bag bleiben darf – hit and hope sind auf diesem Platz nur sehr selten geeignet.

 

Die Runde beginnt unterhalb des Clubhauses direkt mit einem Par 5, Dogleg links. Die maximal 458 Meter lange Bahn spielt sich etwas länger, denn schon im Bereich der Drivelandezone geht es bergauf Richtung Grün. Wer den Lay-up wählt, sollte nicht zu weit nach rechts anhalten, da die Bahn im Bereich der Landezone nach links dreht und rechts ein mächtiger Bunker beginnt, der sich bis zum Grün zieht. Direkt vor dem Grün teilt sich der Bunker und umschließt fast das gesamte Grün – also muss dieses hoch angespielt werden. Für das erste Grün gilt wie für alle andere Grüns: solange sie noch im Schatten liegen, sind sie nicht ganz so schnell, das ändert sich mit zunehmender Sonneneinstrahlung und Wind. Zudem sind die Grüns sehr dezent onduliert, so dass man sich gerne einmal beim Lesen der Puttlinie verschätzt. Das bis zu 143 Meter lange Par 4 verläuft in die Gegenrichtung der ersten Bahn. Damit verläuft sie quer zum Hang, was vor allem beim Grün beachtet werden sollte – hier spielt man besser über die linke Seite, denn rechts lauern zwei Bunker und das Gelände fällt Richtung erster Bahn ab. Die dritte Bahn führt die Golfer wieder zurück Richtung Clubhaus. Mit stolzen 458 Metern hat die Bahn eher die Länge eines Par 5s – und wurde gegenüber früher deutlich verlängert, die Scorekarten weisen für die Bahn noch eine Maximallänge von 400 Metern aus. Dennoch spielt sich die Bahn zwar lang, aber deutlich kürzer, da es vom Tee deutlich bergab Richtung Clubhaus geht. Recht lauert in der Drivelandezone ein hoher Baum samt Bunker, man sollte hier daher das Unmögliche versuchen: einen Abschlag Mitte Fairway. Wer sich dennoch aufgrund der Gesamtlänge für einen Lay-up entscheidet, sollte den Teich links beachten – und den kleinen Bachlauf, der das Grün vom Fairway trennt. Unterhalb des Clubhauses geht es links des Gebäudes weiter mit einem der typischen, nicht allzu langen Par 4s mit bis zu 265 Meter. Für die gesamte Anlage gilt: je kürzer das Par 3, umso enger die Bahn und umso anspruchsvoller die Bunker. Das gilt auch für diese Bahn: bei rund 170 Meter lauert rechts ein Fairwaybunker. Man sollte daher entweder nur mit einem mittleren Eisen abschlagen oder eher über die linke Seite spielen. Die gesamte Vorderfront des quer verlaufenden Grüns wird durch einen Bunker mit hoch gezogener Kante geschützt – solche Designs kennt man sonst eher aus England oder Schottland, also in jedem Fall die Fahne hoch anspielen. Auch das ondulierte Grün hat seine Tücken, je nach Fahnenposition ist selbst der Zweiputt manchmal eine echte Herausforderung. Direkt gegenüber des Grüns wartet das zweite Par 5 mit bis zu 490 Metern Länge, ein Dogleg rechts. Tony Jacklin, längst Ehrenmitglied des Clubs, spielt hier gerne mal ein Eagle. Wer es dem erfolgreichen Ryder Cup-Captain gleichtun möchte, benötigt einen langen Teeshot über den Knick der Bahn hinweg. Slice-Spieler machen hier oft die Bekanntschaft des mächtigen Baums links vor der Teebox. Wer sich Richtung Fahne für den Lay-up entscheidet, sollte die zahlreichen Fairwaybunker beiderseits beachten. Zusätzliche Herausforderung: die gesamte rechte Bahnseite ist Aus. Das langgezogene Grün hängt deutlich nach vorne und leicht nach links, zudem schützen weitere Bunker das Kurzgemähte. Bahn 6 ist ebenfalls ein Dogleg rechts, spielt sich aber als Par 4 nur maximal 340 Meter. Links droht Aus, rechts begrenzt ein Bach die Spielbahn. Hier kann man ruhig mit dem langen Eisen oder kleinen Holz am Tee beginnen, zwei große Bunker vor dem Grün lassen nur eine schmale Gasse, zudem wird das Grün links durch einen kleinen Hang begrenzt. Am folgenden Par 3 werden stolze 204 Meter Maximallänge aufgerufen – aber es geht steil und stetig bergab. Vor allem auf der ersten Runde ist die Herausforderung daher die Wahl des richtigen Schlägers – zwei bis drei Schläger weniger dürfen es ruhig sein. Links und hinter dem Grün lauert erneut das Aus, zudem wird das Grün vorne erneut durch einen Bunker über die gesamte Grünbreite samt hoher Kante abgegrenzt, wie man es bereits von Bahn 4 kennt. Wer das Grün daher nicht vom Tee trifft, hat in jedem Fall einen anspruchsvollen zweiten Schlag vor sich! Je nach Fahnenposition sollte man zudem beachten, dass die rechte Grünseite vorne deutlich erhöht ist. Dann folgt die schwierigste und – gemeinsam mit Bahn 12 – auch längste Bahn, ein bis zu 514 Meter langes Par 5, ein leichtes Dogleg links. Die zusätzliche Schwierigkeit besteht darin, dass das Fairway ungefähr im Bereich der Drivelandezone links durch einen Bachlauf geteilt wird – und hohe Bäume die Spielbahn auf der rechten Seite begrenzen. Am besten bringt man hier den Ball vom Tee aus zunächst Mitte Bahn ins Spiel und überquert dann mit einem Lay-up das Wasser. Zu weit nach links sollte dieser Schlag nicht gehen, denn dort lauert dichter Wald und die Ausgrenze, ebenso ein mächtiger Fairwaybunker. Das von einer kleinen Hügellandschaft samt Bunkern umrahmte Grün hängt nach vorne, man sollte seine Annäherung daher eher hinter der Fahne landen lassen. Auch die letzte Bahn der Front Nine bringt erneut Wasser ins Spiel. Das bis zu 413 Meter lange Par 4 ist ein leichtes Dogleg links. Man sollte vom Tee darauf achten, dass rund 100 Meter vor dem Grün auf der rechten Seite der von Bahn 3 bekannte Teich ins Spiel kommt. Und wie an Bahn 3 wird das Grün auch hier von dem kleinen Bahn vom Rest der Bahn abgeteilt – eine wunderschöne Bahn, die Putts macht man oft unter den kritischen Blicken einiger Zuschauer von der Terrasse des Clubhauses.

Rechts vorbei am Clubhaus geht es auf die Back Nine. Laut Scorekarte meint man, mit dem maximal 265 Meter langen Par 4 eine Gelegenheit zu haben, das Grün vom Tee anzugreifen, zumal die Bahn Richtung Fahne deutlich bergab verläuft. Wer dies vorhat, sollte den Driver äußerst präzise bedienen können, denn der Weg zur Fahne ist äußerst eng. Schon vom Tee erkennt man: das Fairway hängt deutlich nach links – und das Grün ist nicht zu erkennen. Rechts beginnt dichter Wald – und zieht sich Richtung Grün nicht nur weiter entlang der rechten Seite, sondern zieht sogar noch nach links hinüber. Das Ergebnis: spielt man den Teeshot zu weiter nach rechts, muss man die Annäherung über hohe Bäume auf ein deutlich tiefer liegendes Grün spielen – hat man mehr als ein Wedge mit maximal halbem Schwung, erreicht man so schnell die Grenzen des ballistisch möglichen. Daher sollte man den Teeshot eher Mitte Bahn anhalten und das Gelände nutzen, so dass er noch etwas nach links rollt. Dennoch: beim Schlag zur Fahne (dabei muss das Aus überspielt werden) unbedingt mindestens einen Schläger weniger nehmen und hoch spielen, damit der Ball schnell zur Ruhe kommt! Auch für das bis zu 269 Meter lange Par 4 an Bahn 11 gilt: nicht sehr lang, aber schmal. Hier sollte man schlicht den Ball sicher ins Spiel bringen, denn rechts lauert dichter Wald, links erst Wasser und dann das Aus. Richtung Fahne geht es zudem leicht bergab – und wenn die Fahne links gestickt ist, wird die Annäherung sehr anspruchsvoll. Dann folgt die schwerste Bahn der Back Nine: ein bis zu 514 Meter langes Par 5, zudem ein Doppel-Dogleg rechts. Zwar ist die Bahn auf dem Papier damit genau so lang wie Bahn 8, allerdings geht es vom Tee über eine Senke deutlich bergauf – ein blinder Abschlag ist die Folge. Man sollte sich unbedingt an der gut sichtbaren Markierungsfahne orientieren, zumal das Fairway nach links hängt. Auch beim zweiten Schlag ist das Grün meist noch nicht zu sehen, daher gibt es erneute eine hohe Fahne zur Orientierung. Richtung Fahne geht es weiter bergauf, zudem lauern vor dem Grün beiderseits Bunker. Das leicht nach rechts hängende Grün erfordert ein genaues Lesen der Puttlinie. Dann folgt die leichteste Bahn der Anlage, ein bis zu 175 Meter langes Par 3, das den Beinamen „Warrens One“ trägt, da es die Lieblingsbahn von Warren Jacklin ist. Das Grün ist leicht nach links versetzt und begünstigt damit den Draw – wichtig ist es, nicht zu lang zu sein, denn hinter dem Grün fällt das Gelände deutlich ab. Bahn 14, ein bis zu 344 Meter langes Par 4, wirkt wie die kleine Schwester der zwölften Bahn: vom Tee geht es , über eine tiefe Senke, mit einem blinden Abschlag zunächst geradeaus in Richtung der gut sichtbaren Markierungsfahne. Wer zu weit nach rechts anhält, landet entweder zwischen großen Bäumen oder gar im seitlichen Wasser. Da das Fairway nach rechts abfällt, denken manche Golfer, es handele sich um ein Dogleg rechts – doch auch nach der Drivelandezone geht es gerade weiter, das Gelände hängt bis zum Grün nach rechts. Daher sollte man die Fahne besser über die linke Grünseite anspielen. Beim folgenden Par 3 mit bis zu 155 Metern sollte man vom Tee ruhig einen Schläger mehr nehmen, denn es geht weiter bergauf. Da rechts ein mächtiger Grünbunker lauert, sollte man die Fahne idealerweise hoch über den Bunker oder über die Grünmitte anspielen, denn auch links lauert ein Bunker. Bahn 16 bringt das letzte Par 5 mit bis zu 513 Metern – und eines der breitesten Fairways der Anlage. Den Teeshot sollte man bei diesem Dogleg rechts eher rechts anhalten, zumal das Fairway leicht nach links abfällt. Ab dem Dogleg hängt das Fairway noch stärker nach links und es geht spürbar bergauf. Beim Lay-up ziehen die beiden Fairwaybunker links die Bälle daher geradezu magisch an. Auch das Grün liegt deutlich erhöht wie auf einem Plateau – daher gilt: auf keinen Fall zu kurz bleiben und aufgrund des mächtigen Bunkers links eher über die rechte Seite spielen. Bahn 17 ist eine wunderbare Bahn, die gerne einmal optisch täuscht – denn vom Tee meint man, es ginge als Dogleg nach rechts. Doch genau das Gegenteil ist bei dieser bis zu 299 Meter kurzen Bahn der Fall: sie zieht sich als Dogleg links Richtung Fahne. Daher sollte man das deutlich nach rechts abfallende Fairway ebenso beachten wie die Ausgrenze links. Am besten zielt man links des gut sichtbaren Fairwaybunkers rechts. Beim Schlag Richtung Fahne geht es dann nicht nur nach links, sondern über einen großen Bunker hinweg bergauf in Richtung eines deutlich ondulierten Grüns. Vorbei an den Weinbergen geht es zur letzten Bahn, einem bis zu 186 Meter langen Par 3. Von den hinteren Abschlägen spielt man den Teeshot über einige Reben, zudem geht es leicht bergab, so dass man einen Schläger weniger nehmen sollte. Links begrenzt ein großer Baum das Grün, rechts fällt das erhöht gestaltete Grün Richtung Bunker ab – zum Schluss daher einfach Mitte Grün zielen, mit zwei guten Putts darf man sich über das Par zum Abschluss freuen.

 

Das Heitlinger Golf Resort ist aus dem Dreieck Stuttgart – Karlsruhe – Frankfurt wunderbar als Tagesziel erreichbar. Der Platz ist ein herrlicher Resortcourse, der vor allem das präzise Spiel fordert und fördert. Nach der Runde kann man sich in einem der beiden Restaurants verwöhnen lassen – oder man besucht die nur einige hundert Meter vom Golfplatz entfernte Vinothek und kostet dort nicht nur den äußerst gelungenen Wein (das gilt von weiss über rosé bis rot), sondern kann ihn auch gleich als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Wer von weiter anreist oder sich eine kleine Auszeit mit Genuss gönnen möchten, kann auch im direkt neben der Vinothek gelegenen Hotel übernachten – dann darf die Weinprobe auch etwas üppiger ausfallen…