Author: Der Mann hinter dem Bericht
Die Rhein-Main-Region weist – nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Bankinstitute in und um Frankfurt – eine im Vergleich sehr hohe Dichte an Golfern auf. Dementsprechend groß ist das Angebot, es reicht vom Durchschnitts-Golfplatz mit eher günstigem Greenfee bis hin zu Mitgliedern der Leading Golf Courses. Eines ist jedoch vielen Plätzen gemeinsam: meist handelt es sich um typische Parkland-Courses.
Doch seit 2016 gibt es in Georgenthal vor den Toren Wiesbadens (Autobahn-Abfahrt Idstein von der A3) eine neue Option, und die hat es in mehrfacher Hinsicht in sich gleich. Die Region Untertaunus ist ein typisches Mittelgebirge. Und so ist auch das Hofgut in einer typisch bergigen Landschaft eingebettet. Wer jetzt jedoch ein eintöniges Auf und Ab auf der Runde erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt: Golfarchitekt Christian Althaus hat hier ein wahres Meisterstück abgeliefert! Viele Golfer sagen beim Anblick der Anlage: „ein Links Course!“, doch liegt er weder am Meer noch sieht der Architekt selbst den Platz als Linkscourse an. Viel lieber bezeichnet er ihn als naturbelassenen Parkland-Course – möge sich jeder Golfer seine eigene Meinung bilden… In fantastischer Weise hat Althaus bei dieser Anlage die Naturgegebenheiten in seinem Design integriert und verschiedene Stilelemente des Designs am besten miteinander kombiniert. So wird das hügelige Gelände ebenso konsequent genutzt wie Wasserhindernisse, die Roughs erinnern in der Tat sehr stark an Links-Courses.
Dabei ist der Par 70-Platz mit einer Länge zwischen knapp 5.700 Metern von weiß und rund 4.500 Metern von rund nicht gerade ein Längenmonster. Doch die geschickte Anordnung der Spielbahnen sorgt dafür, dass hier das strategische Spiel gefragt ist – Longhitter lassen bis auf wenige Bahnen gerne den Driver im Bag. Und auch die Grüns stellen die Golfer vor manche Herausforderung, haben sie doch fast alle mehrere Ebenen und sind stark onduliert.
Der Platz ist daher eine Anlage, die man möglicherweise mehrfach spielen muss, bevor man die für sein eigenes Spiel richtige Strategie ausfindig gemacht hat. Wer möchte, kann zudem im zugehörigen Hotel eine Auszeit einlegen. Das Hofgut bietet nicht nur Golf, sondern auch Tagungsmöglichkeiten und ein eigenes Spa. Damit ist das Hofgut Georgenthal auch eine tolle Destination für einen Wochenendausflug – und das nahe gelegene Rheingau lockt dazu mit vielen bekannten Weingütern.
Die ersten neun Bahnen stehen unter dem Motto „Up and down“. Ob das für den Score gilt, darf jeder Golfer selbst entscheiden, es gilt aber in jedem Fall für die Anlage der Spielbahnen. Kaum eine Bahn, die nicht zum Grün hin ansteigt oder abfällt, so dass auch die Angaben auf den üblichen GPS-Geräten und Entfernungsmessern einer Beurteilung bedürfen. Die erste Bahn, ein mittellanges Par 4, ist ein leichtes Dogleg rechts. Der Teeshot sollte eher neben den Bunker auf der rechten Seite platziert werden, da das Fairway nach rechts hängt. Das erhöhte Grün wird durch zahlreiche Bunker gut geschützt, viele Golfer spielen daher lieber den sicheren Weg über die rechte Grünhälfte an. Danach gilt es eine kleine Wegstrecke zur zweiten Bahn zu absolvieren – und diese geht deutlich bergab. Ein gut geschlagener Drive oder Driving Iron kann daher schon einmal bis zum Wassergraben kurz vor dem Grün laufen. Das Grün selbst hat zwei Ebenen und ist stark onduliert. Nun gilt es, die Straße zu überqueren, denn die Bahnen 3 bis 6 verlaufen auf der anderen Straßenseite. Und mit der 3 wartet die schwierigste Bahn der gesamten Anlage: mit 300 Metern von Rot und 395 Metern von Weiß ist sie für ein Par 4 schon ziemlich lang. Doch zusätzlich steigt die Bahn von der Teebox bis zum Grün um sagenhafte 35 Meter, auch rund 10% Steigung. Gefühlt spielt sich die Bahn daher oft eher als Par 5, vor allem, wenn auch noch Gegenwind herrscht. Auch das Layout ist anspruchsvoll, da man den Abschlag zunächst nach rechts positionieren sollte, bevor es dann wieder in die Verlängerung der Abschläge nach Links Richtung Grün geht. Dort angekommen, kann Golfer seine aktuelle Kondition gut beurteilen: nicht wenige Spieler haben nach elektronischem des Grüns erst einmal eine Erfrischung zu sich genommen, unbestätigten Gerüchten soll schon vereinzelt der Ruf nach Sauerstoff-Masken laut geworden sein. Die vierte Bahn, ein kurzes Par 4, ist ein leichtes Dogleg links, das durch eine kleine Senke gespielt wird. Ideal sollte man daher seinen Abschlag direkt auf dem oberen Plateau platzieren, sonst droht ein blinder zweiter Schlag. Bahn 5 geht deutlich abwärts. Der direkte Weg zum Grün wird durch Bunker und Hügel sehr gut geschützt, so dass man schließlich am besten um diese Hindernisse herumspielt. Die Annäherung zum Grün sollte möglichst präzise sein und vor allem nicht zu lang, denn hinter dem Grün fällt das Gelände stark ab und die Chancen, dort einen Ball zu finden, sind stark begrenzt. Dann geht es weiter zum ersten Par 3: zwischen 120 und 164 Metern lang, hängt die Schwierigkeit der stark abschüssigen Bahn nicht zuletzt von der Fahnenposition ab. Das Gefälle ist so stark, dass man gut 1-2 Schläger weniger (bei Rückenwind eher 2-3) nehmen darf. Ist die Fahne auf dem oberen Plateau rechts gesteckt, ist der Teeshot über das Wasserhindernis zu schlagen, das die rechte Seite des Grüns umgibt. Etwas ist eine einfachere Fahnenposition links auf dem unteren Teil des Grüns. Von dort geht es – wieder über die Straße – zurück zum Hauptgelände. An der 7, eher einem kurzen Par 4 bergauf, sind die Abschläge leicht nach Links versetzt. Trotzdem sollte man den Teeshot eher auf die linke Seite ausrichten, da das Gelände nach rechts hängt. Auch beim Schlag ins Grün ist Präzision gefragt, Denn wer in den Bunkern vor dem Grün landet, fühlt sich schnell schon an einen typischen Links-Bunker erinnert. Die 8, ein eher kurzes Par 3 mit leicht aufwärts führendem Fairway, ist vor allem aufgrund der beiden Grünebenen eine Herausforderung. Leichter ist der rechte untere Teil anzuspielen. Steckt die Fahne jedoch oben links, führt ein zu weit nach rechts platzierter Abschlag schnell zum Dreiputt. Den Abschluss der Front 9 bildet ein schönes Par 5. Von der Länge her ist das Grün für Longhitter wahrscheinlich mit 2 Schlägen zu – aber schon der Teeshot muss dann sauber in den ersten „Knick“ gespielt werden und sollte nicht in das frontale kleine Wasserhindernis rollen. Das Grün wird zu großen Teilen ebenfalls von Wasser umgeben, das bereits gut 100 Meter vorher rechts beginnt. Am einfachsten ist das Grün über die Fairwaygasse links anzuspielen – steckt die Fahne dort, hat man eine faire Chance auf Birdie oder gar Eagle. Schwieriger ist es mit Fahne rechts, denn dann geht der Annäherungsschlag über Wasser, hier ist in jedem Fall eine 3-Schlag-Strategie zum Grün sinnvoll. Vorbei an Hotel und Clubhaus geht es durch das Hofgut dann wieder leicht bergauf zum Beginn der Back 9.
Die zweiten 9 Bahnen lassen sich am besten als „Terrassengolf“ beschreiben. Im Gegensatz zu den ersten 9 Bahnen, bei denen es stetig auf und ab geht, schmiegen sich nun die meisten Bahnen parallel zur Steigung ins Gelände – bis auf die beiden Par 3 und die drei Schlussbahnen. Natürlich haben auch hier nahezu alle Bahnen Höhenunterschiede, aber durch das Layout und das Spiel quer zum Hang fallen sie nicht mehr so stark auf – man merkt es aber deutlich, wenn man mit seinem Schlag kürzer bleibt als erwartet. Auftakt ist ein eher kurzes Par 4 Dogleg rechts. Longhitter können über die Bunker rechts abkürzen – für alle anderen gilt es, den Teeshot so nahe wie möglich in den Knick der Bahn zu bringen, sonst droht ein blinder Annäherungsschlag. Das folgende, bis zu 161 Meter lange Par 3 verläuft recht eben. Seine Schwierigkeit besteht darin, dass das Grün rechts und hinten links am besten durch zwei Bunker verteidigt wird – und außerdem auch nach rechts hängt. Trotzdem, ein gutes Loch für ein Par. Weiter geht es auf der mit bis zu knapp 500 Metern längsten Bahn der Anlage, einem Par 5. Am Abschlag fällt sofort das schmale Fairway auf – und rechts droht mit dem Wald die Ausgrenze. Und auch beim Annäherungsschlag ist Präzision gefragt, denn ein großer Teich beschützt die linke Seite des Fairways vor dem Grün – keine Bahn für Hook-Spieler…. Mit dem zwölften Grün hat man auch den höchsten Punkt der Back 9 erreicht. Das folgende, maximal 147 Meter lange Par 3 ist deutlich abwärts, direkt am Hang entlang. Hier darf es gerne schon einmal 2 Eisen weniger sein, für Longhitter reicht meist ein Wedge. Weiter geht es an der 14, dem zweiten Par 5 der Back 9. Der Anfang folgt ein wenig der 10, doch zieht sich die Bahn anschliessend noch deutlich länger bis zum Grün. Beim Annäherungsschlag sollte man den Grünbunker rechts vermeiden. Das folgende, mit maximal 120 Metern recht kurze Par 3 wird ebenfalls hangabwärts gespielt. Und nicht nur das: das Grün ist auf einem kleinen Plateau errichtet, direkt dahinter droht die Ausgrenze. Daher gilt hier eindeutig: lieber zu kurz als zu lang! Lang ist auch das Stichwort für Bahn 16, die sich von den hinteren Abschlägen gut 360 Meter spielt. Die hinteren Teeboxen liegen deutlich über dem Fairway und verleiten gerne dazu, aufgrund ihrer Ausrichtung den Golfer mit seinem Abschlag zu weit nach Links zu locken. Doch dort lauert eine Ausgrenze, die sicherlich schon viele Bälle eingesammelt hat. Die gesamte Bahn kommt ohne Bunker aus, wird aber durch zwei als Wasserhindernis gekennzeichnete Gräben durchzogen. Danach geht es zum Endspurt: Bahn 17 ist ein langes Par 4, dafür jedoch gerade und mit mäßiger Steigung. Das Grün ist erneut als Plateau ausgebaut, vor allem auf der linken Seite werden zu kurzen Schlägen daher meist mit einer Bunkerlage bestraft. Bahn 18 führt direkt auf das Hofgut zu – und geht leicht bergab. Die Bunker sind vom Abschlag vor allem für Longhitter ein Problem, liegen sie mit rund 240 Metern vom Tee gerne in der Drivelandezone. Das Grün ist leicht nach links versetzt – und wird auf der linken Seite außerdem durch einen Teich gut verteidigt. Vor allem, wenn die hintere Ebene des Grüns als Fahnenposition gesteckt ist, wird ein präziser Annäherungsschlag benötigt.