Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Nachdem die Sonne den Frost weggetaut hatte, ging es dann auf die! Ein (bezogen auf die hinteren Abschläge) Course Rating von 76,5 sowie ein Slope Index von 155 gehören mit zu dem schwersten (und trotzdem spielbarsten), was Golf in Europa zu bieten hat. Zum Vergleich: Gut Lärchenhof, alle 2 Jahre Austragungsort der BMW Open der Herren und ein Jack Nicklaus-Design, kommt vom hinteren Abschlag auf ein Course Rating von 74,4 und einen Slope Index von 138. Auch die Länge des Albatrosses hat es in sich: insgesamt stehen fünf Teeboxen zur Verfügung, von vorne spielt sich der Platz insgesamt 5.092 Meter lang, von ganz hinten sind es sogar 6.718 Meter. Hier finden daher auch Longhitter ein kleines Paradies – wenn sie ihre Abschläge nicht nur lang, sondern auch präzise spielen können. Daher ist es nicht verwunderlich, dass für diesen Platz auch ein Handicap von mindestens 28 vorgegeben ist – sonst kämen viele Golfer oft wohl gar nicht vom Abschlag bis auf das Fairway und würden direkt im tiefen Rough hinter den Teeboxen hängen bleiben. Dafür warten heute Fairways bester Qualität, ein sehr dichtes Rough und vor allem pfeilschnelle, aber spurtreue Grüns auf Golfer aus aller Welt. Und die Grüns sind so gross, dass man je nach Fahnenposition völlig unterschiedliche Spielsituationen schaffen kann. Wichtigster Unterschied zum Aigle-Course: das Wasser! Von Beginn an spielt Wasser auf dem Albatros-Platz eine wesentliche Rolle. Der Platz ist definitiv kein Ort für Wasser-Phobiker, und Golfer mittleren Handicaps sind gut beraten, ausreichend Bälle mit auf die Runde zu nehmen.
Schon auf der ersten Spielbahn kommt das Wasser direkt ins Spiel. Das Dogleg rechts ist zwar nicht allzu lange, wer jedoch seinen Abschlag zu lange spielt, landet gleich einmal im Wasser. Und auch beim Annäherungsschlag ist – je nach Lage des Teeshots – das Wasser kaum aus dem Spiel zu nehmen, oder man geht gleich auf eine 3-Schläge-Strategie zum Grün. Und auch an Bahn 2 kommt das nasse Element nicht zu kurz: gleich, welchen Abschlag man wählt und welche Fahnenposition gesteckt wurde: der direkte Weg zur Fahne geht immer über das Wasser – oder man spielt aussen herum und geht erst mit dem zweiten Schlag auf das Grün. Bereits hier zeigt sich damit ein beherrschendes Designelement des Platzes: hier gilt risk and reward at its best! Wer riskiert und dabei erfolgreich ist, belohnt sich mit einem guten Score. Wer riskiert und verliert….. Schwamm drüber. Und wer lieber auf Nummer Sicher gehen möchte, findet auf dieser Anlage immer eine alternative Linie, wird aber kaum unter einem Bogey vom Grün gehen. An der 3 erwartet das erste Par 5 die Golfer – dieses Mal mit wenig Wasser, aber dafür ordentlich Länge (408 – 510 Meter) und ein Dogleg rechts. Auch die beiden folgenden Par 4-Bahnen sind recht lange, an der ist das Grün zudem erhöht. Die 6 gewährt eine kleine Ruhepause und ist eher kurz, dafür ist das Grün jedoch sehr gross und liegt etwas unterhalb der Fairwayhöhe. Doch mit der Erholungsphase ist es schon an der nächsten Bahn, der 346 bis 440 Meter langen Bahn 7, Dogleg rechts, vorbei. Wer hier seinen Teeshot nicht genau in den Knick der Bahn legt, sollte eventuell lieber erst mit dem dritten Schlag das Grün angreifen. An Bahn 8, dem zweiten Par 3 der Front Nine, hängt die Schwierigkeit stark vom Wind ab. Ist es windstill, spielt sich die Bahn deutlich einfacher. Mit einem weiteren, fairen Par 5 enden die ersten neun Bahnen.
Bahn 10 animiert als kurzes Par 4, je nach Abschlag und Wind, gerne zur Attacke auf das Grün vom Tee. Vor allem bei Rückenwind ist dies durchaus lösbar, allerdings ist der Zugang zum Grün sehr schmal und links des vorderen Fairways, bis hin zum Grün, wartet ein Wasserhindernis auf zu weit seitlich angehaltene Abschläge. Bahn 11, ein erst in 2016 umgestaltetes Par 3 mittlerer Länge, wirkt wie ein Spiegelbild der 2. Zwischen Abschlag und Grün lauert ein grosses Wasserhindernis, hinter dem Grün (für Golfer, die sicherheitshalber lieber zu lange schlagen), warten zwei schwere Grünbunker. Bahn 12 ist ein schönes, mittellanges Par 4 Dogleg rechts. Seine Besonderheit: rechts und vor allem links der Drivelandezone wird das Fairway durch zwei riesige Bunkerlandschaften begrenzt. An der folgenden 13, einem Par 4, wird die Schwierigkeit wieder durch Wasser erhöht. Auf der rechten Seite dieses Doglegs rechts warten Wasserhindernisse auf die Abschläge, das Grün wird zudem durch breites, frontales Wasser geschützt. Bahn 14, ein bis zu 544 Meter langes Par 5, bietet dann wieder klassisches Risk and Reward: entweder man legt seinen zweiten Schlag sicher auf das etwas erhöhte Fairwayplateau und spielt erst mit dem dritten Schlag das Grün an, oder man hält bereits den Abschlag eher links und kürzt denn beim zweiten über Rough und Bunker ab. Hier sollte man aber nicht zu weit links liegen, sonst liegt der Ball in einem Graben und der Schlag zum Grün wird ein blinder Schlag. Auch sollte man bei dieser Variante nicht zu kurz bleiben, sonst landet der Annäherungsschlag gerne im grossen Bunker links vor dem Grün. Hat man diese Bahnen halbwegs erfolgreich absolviert, blässt der Platz zum grossen Finale. Es wartet Bahn 15, das schwerste Loch des gesamten Platzes! Nicht umsonst heisst diese Spielbahn „Le Juge“ – der Richter. Denn hier werden gute von schlechten Schlägen gnadenlos unterschieden. Schon an der Teebox blickt man unweigerlich auf das riesige Wasserhindernis, das sich fast über die gesamte Spielbahn auf der rechten Seite zieht. Und ausgerechnet in Richtung der Drivelandezone wird das Fairway noch schmaler, heisst: das Wasser wird breiter. Nun könnte man den Abschlag bewusst kürzer lassen und dafür einen längeren Schlag ins Grün in Kauf nehmen. Ob dies jedoch bei einem Inselgrün die richtige Strategie ist, muss jeder Golfer selbst entscheiden. Das Inselgrün verwandelt die Bahn zudem noch in ein Dogleg rechts. Nicht selten sieht man hier Golfer, die lieber erst mit dem dritten Schlag aufs Grün gehen, obwohl die Bahn mit maximal 373 Metern gar nicht so lange ausgelegt ist. Aber der Schlag ins Grün sollte präzise sein. Zu kurz oder zu lang bedeuten Wasser, zu weit rechts ebenfalls. Und rollt der Ball vom Grün nach links, wartet hügeliges Gelände – quasi das Valley of Sin von Le Golf National. Wer hier mit Par oder Bogey vom Grün geht, darf zurecht ein wenig stolz sein. Doch auch an der folgenden 16, dem letzten Par 3, ist das Wasser mehr als im Spiel. Die Rolle des Wassers hängt vom gewählten Abschlag ab: von den bieten hinteren Abschlägen schützt das Wasser die gesamte rechte Seite der Spielbahn, so dass das Grün erneut wie ein Inselgrün wirkt. Die drei vorderen Abschläge hingegen nutzen das Wasser als frontales Hindernis, zwischen Teebox und Grün gibt es nichts als Wasser. An der 17, einem langen Par 4, ist das Wasser ausnahmsweise nicht im Spiel, dafür ist die Bahn mit 321 bis 439 Meter kein Pappenstiel und wartet zudem mit einem erhöhten Grün auf. Von dort geht es dann zum grossen Finale, der 18. Mit 370 bis maximal 431 Meter ist das Loch an sich für ein Par 5 eher kurz (Bahn 7 ist, je nach Abschlag, sogar länger, obwohl ein Par 4). Doch spielt man hier oft gegen den Wind, was die Bahn schnell länger werden lässt. Zudem ist die Bahn fast das Spiegelbild zur 15, erneut kommt das Wasser sehr deutlich ins Spielt. Nahezu vom Abschlag ab kommt auf der linken Seite der grosse See ins Spiel – und je weiter man seinen Drive spielt, um so enger wird das Fairway. Wählt man die Direttissima, lauern insgesamt 4 Pot-Bunkern sehr ähnliche Bunker auf den Abschlag. Bleibt der Drive hier hängen, ist es kaum möglich, mit dem zweiten Schlag direkt das Grün anzugreifen. Wer jedoch seinen Abschlag links auf dem Fairway platziert und auch lange Schläge gut zum Halten auf dem Grün bekommt, darf auf Birdie- oder gar Eagle-Jagd gehen. Auch das letzte Grün, unterhalb des Clubhauses, ist ein Inselgrün – nur durch einen Bunker und einen kleinen Fairway-Streifen vom 15. Grün getrennt. Das Grün ist jedoch recht eben, wer mit dem dritten Schlag das Grün erreicht, hat eine faire Chance aufs Par und darf sich ein bisschen wie ein Tourspieler am Ende seiner Runde fühlen.