Les Bordes Old Course

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Frankreichs exklusiver Privatclub

Der Les Bordes Golf Club ist einer der renommiertesten privaten Golfclubs nicht nur in Frankreich oder Europa, sondern weltweit. Ursprünglich wurde er von Baron Marcel Bich gegründet, der 1945 die weltbekannte Kugelschreiber-, Feuerzeug- und Rasierermarke BIC ins Leben rief. Der Club liegt auf einem 690 Hektar großen Jagdgebiet in der Nähe von Orléans, Frankreich, nahe der Loire und einigen der schönsten Schlösser Frankreichs wie Chambord und Chenanceau. Der Les Bordes Golf Club wurde von Anfang an als vollständig privater Golfclub konzipiert, der Zugang für Gastspieler ist nur auf Einladung oder als Gast eines Mitglieds möglich. Der Old Course des Clubs, der von Robert van Hagge entworfen wurde, wurde häufig als einer der besten Golfplätze Europas bewertet. Im Jahr 2018 – Baron Bich war 1994 verstorben – kaufte die Private-Equity-Gesellschaft RoundShield Partners zusammen mit einigen externen Investoren den Club und sein Gelände. Das neue Six Senses-Hotel ist jedoch nicht die Eintrittskarte für eine Runde Golf: Es wird unabhängig betrieben und soll den Mitgliedern während ihres Aufenthalts vor Ort angemessene Unterkunftsmöglichkeiten und -standards bieten. Auch der Golfplatz erfuhr eine enorme Erweiterung und – für alle, die bereits den fantastischen Old Course genossen haben, kaum zu glauben – eine Verbesserung. Zum ersten Mal entwarf Gil Hanse einen 18-Loch-Platz in Kontinentaleuropa, den sogenannten New Course. Zusätzlich richtete Hanse einen wunderbaren 10-Loch-Kurzplatz ein, den Wild Piglet. Mit dem New Course hat Hanse einen hervorragenden Platz entworfen (eine Mischung aus Heide und Links-Stil im Gegensatz zum Parkland-Design des Old Course), der sich perfekt in die Natur des Sologne-Waldes einfügt. Der Platz erfordert einen 10-minütigen Transfer vom Clubhaus des Old Course und scheint die Zeit im Golfsport zurückzudrehen. Hanses Meisterwerk ist nur zu Fuß begehbar (auch der Wild Piglet), er wurde auf einem sandigen Untergrund mit riesigen Brachflächen angelegt und verfügt über keinerlei Entfernungs-Markierungen auf oder neben dem Platz – die Löcher werden durch jagdsitzähnliche Markierungen angezeigt, weithin sichtbar und oft nur wenige Meter vom letzten Grün entfernt. Seine Reduktion auf das Wesentliche fühlt sich an wie eine Zeitreise in Old Toms Zeiten. Der Wild Piglet ist als Spaßplatz konzipiert und richtet sich an Familien und Gruppen – dennoch bietet er einige Herausforderungen, vor allem viele Grüns dürften Golfer an The Himalayas at the Home of Golf erinnern.

 

 

Old Course

Der von Robert van Hagge designte Old Course spielt sich als Par 72 bis zu 6.443 Meter lang. Gleich zum Auftakt wartet eine der schönsten Bahnen. Das bis zu 401 Meter lange Par 4 verläuft gerade Richtung Fahne, allerdings ist die Bahn nicht allzu breit. Vom Tee geht es über dichtes Rough (vom hinteren Abschlag auch über Wasser). Am besten hält man leicht links an, da die Bahn dort durch Hügel begrenzt wird und der Ball so Richtung Bahnmitte rollt. Die Fahne sollte man in jedem Fall hoch anspielen, denn mit Ausnahme einer schmalen Gasse vorne in der Mitte ist das gesamte Grün durch einen riesigen Bunker umzäunt. Und noch eine Spezialität des Platzes wird direkt auf dem ersten Grün deutlich: diese sind nicht nur in perfektem Zustand – wie die gesamte Anlage – sondern auch pfeilschnell und nur ganz sanft onduliert, so dass man am besten per AimPoint Express das Ziel des Putts festlegt. Bahn 2 bietet ein bis zu 477 Meter langes Par 5, ein deutliches Dogleg links. Longhitter sollte vom Tee eher zum kleinen Holz greifen, denn der Abschlag wird aus einer engen Schneise heraus ausgeführt und lässt ein Abkürzen über die hohen Bäume links kaum zu. Das Fairway ist mit Hügeln durchzogen, ja nach Landepunkt kann daher auch ein gelungener Drive noch verspringen. Das Grün hängt deutlich nach vorne und Richtung Mitte, zu den Seiten hin fällt das Gelände deutlich ab. Ein Par ist hier ein hervorragendes Ergebnis. Weiter geht es mit einem Par 4, Dogleg rechts mit bis zu 355 Metern. Vom Tee geht es zunächst über dichtes Rough. Hält man zu weit links an, lander der Ball schnell in einem der beiden mächtigen Fairwaybunker auf dieser Seite – ideal ist daher der Fade. Auch das Grün ist nicht einfach anzuspielen: zum einen ist es leicht erhöht, zum anderen verläuft des quer zur Spielrichtung und wird vorne durch zwei mächtige Bunker verteidigt. Um es nicht zu leicht zu machen, hängt das Grün zudem von rechts hinten nach links vorne – ein tolles Beispiel dafür, dass auch nicht sehr lange Spielbahnen äußerst anspruchsvoll sein können. Das erste Par 3 an der nächsten Bahn misst bis zu 151 Meter – und bringt erstmals deutlich Wasser ins Spiel. Das Grün ist als Halbinsel ausgeführt, vorne und rechts trennt ein See das Grün vom Rest der Bahn. Hier ist es wichtig, die Fahne hoch anzuspielen und den Ball eher am hinteren Grünrand zu platzieren, denn das Grün hängt Richtung Wasser. An Bahn 5 wartet ein bis zu 398 Meter langes Par 4, das als leichtes Dogleg links ausgeführt wurde. Von den hinteren Abschlägen geht es zunächst über Wasser, das Fairway ist recht wellig und auch links und rechts der Spielbahn durchziehen Hügel das Gelände. Ist die Fahne rechts gesteckt, muss man sie hoch anspielen, denn ein tiefer Grünbunker blockiert den direkten Zugang auf der rechten Seite – einfacher spielt es sich, wenn die Fahne links positioniert wurde. Das leichte Dogleg rechts an Bahn 6 spielt sich bis zu 352 Meter. Schon vom Tee erkennt man, dass das Fairway rechts einen kleinen Abhang zum über hundert Meter langen Fairwaybunker rechts aufweist – man sollte also nicht zu weit nach rechts zielen, dann auch hohe Bäume den Weg aus dem Bunker erschweren. Zudem wird die Landezone immer schmaler, je weiter man den Drive schlägt. Das Grün ist recht schmal und langgezogen, daher sollte man unbedingt die genaue Fahnenposition bei der Schlägerwahl beachten. Erneut kommt rechts ein mächtiger Bunker ins Spiel – am besten hält man sich daher beim Schlag ins Grün links des gut sichtbaren Steinkreuzes, wenn man einen langen zweiten Schlag vor sich hat. An Bahn 7 überrascht vor allem, dass dies nur die zweitschwerste Bahn der Runde ist. Das bis zu 507 Meter lange Par 5 windet sich einem einem weiten Halbkreis um einen See (oft sieht man hier Schwäne), man braucht daher extrem präzise Schläge Richtung Fahne. Der Teeshot ist fast noch der einfachste Schlag, immerhin hat man rund 300 Meter bis zu der Stelle, an der das Wasser das Fairway nicht nur seitlich begrenzt, sondern auch frontal vom zweiten Teil der Bahn trennt. Wer das Grün mit dem zweiten Schlag anspielen möchte, benötigt dafür dann fast die gesamte restliche Bahnlänge als carry, denn das Grün verläuft aus Sicht der Drivelandezone quer zur Spielrichtung und ist entsprechend schmal. Wer daher nicht mindestens 200 Meter carry schafft und den Ball schnell zum Liegen bekommt, sollte lieber den weiteren Weg aussen herum in Kauf nehmen. Auch hier spielt man leicht quer zum Fairway, man sollte den Ball möglichst in den Bereich zwischen 90 und 120 Meter zum Grün legen, dort ist die Landezone am breitesten und die beiden Fairwaybunker links kommen noch nicht ins Spiel. Auch der Schlag zur Fahne erfordert Präzision, denn links droht weiterhin das Wasser, rechts lauern zwei Bunker auf die Annäherung. Da das Grün leicht Richtung Wasser hängt, sollte man dennoch eher den Weg über rechts wählen. Wer nun glaubt, das maximal 143 Meter kurze Par 3 an Bahn 8 sei ein Kinderspiel, darf keine Angst vor Wasser haben. Fast die gesamte Strecke vom Tee zum Grün führt über das feuchte Element, das Grün liegt zudem auf einem kleinen Plateau, so dass das Gelände vorne und rechts des Grüns deutlich abfällt – links hingegen befinden sich zwei tiefe Grünbunker. Das große Grün bietet zudem viele Fahnenpositionen. Hier kommt es schlicht auf den Teeshot an, das nach vorne abfallende Grün sollte mit zwei Putts zu schaffen sein. Mit einem bis zu 357 Meter langen Par 4 – einem Dogleg links – enden die Front Nine. Longhitter brauchen entweder einen guten Draw oder sollten den Driver im Bag lassen, denn in gerader Linie vom Tee lauert Wasser. Da man erneut aus einer Schneise beginnt, sollte man sich leicht links anhalten. Auch das Grün liegt gefühlt in einer Schneise, denn direkt vor dem Grün versperren beiderseits hohe Bäume den Weg. Das langgezogene, rund 40 Meter lange Grün ist recht schmal, es wird durch drei große Bunker eingerahmt.

Rechts vorbei am Clubhaus geht es auf die Back Nine – und diese beginnen direkt mit einem bis zu 468 Meter langen Par 5, das in einem leichten Linksbogen zur Fahne verläuft. Hält man jedoch zu weit nach links an, landet der Teeshot schnell in einem Fairwaybunker. Auf dem Weg zum deutlich erhöhten Grün (hier sollte man mindestens einen Schläger mehr nehmen) lauern nicht weniger als fünf weitere Bunker auf die Bälle, bevor man auf dem deutlich nach vorne abfallenden Grün schnell merkt, dass ein zu schneller Putt Richtung vorderer Grünkante gerne auch erst in einem der beiden Bunker vor dem Grün zur Ruhe kommt. Bahn 11 ist so etwas wie die Par 4-Ausgabe von Bahn 7. Das 90 Grad-Doglet spielt sich bis zu 356 Meter, vom Tee hat man maximal rund 250 Meter Luft und benötigt einen präzisen Draw. Wer mit dem Gedanken spielt, nochmals vorzulegen, sollte beachten, dass das Fairway Richtung Grün immer schmaler wird und der See von links immer mehr ins Spiel kommt. Das außergewöhnlich geformte Grün (die Silhouette erinnert entfernt an eine Route) bietet sehr unterschiedliche Fahnenpositionen von leicht (Mitte Grün) bis extrem schwierig (schmaler vorderer Grünbereich). An Bahn 12, einem bis zu 378 Meter langen, geraden Par 4, geht es vom Tee zunächst über Wasser. Spätestens hier merkt man, ob man wirklich die passende Teebox für die Runde gewählt hat… Das Fairway ist recht wellig, Richtung Fahne wird die Bahn immer enger. Das Grün ist erneut leicht erhöht und wird sowohl über die letzten 70 Meter vor dem Grün links als auch an der Vorderseite durch anspruchsvolle Bunker verteidigt – und für zu lange gespielte Bälle gibt es noch einen Grünbunker am hinteren Grünrand. Hier zeigt sich: je kürzer die Bahnen, umso präziser müssen die Schläge passen, um das Par zu sichern. Anspruchsvoll ist auch das erste Par 3 der zweiten Rundenhälfte. Über bis zu 169 Meter geht es von leicht erhöhten Abschlägen über Wasser aufs Grün – auch hier braucht man ausreichend carry, der extrem schmale Fairwaystreifen rechts eignet sich kaum zum Vorlegen. Allerdings sind es vom vordersten Abschlag auch nur noch 90 Meter – ein weiteres, tolles Designelement dieses Platzes: wählt man den für das eigene Spiel passenden Abschlag, macht dieser Platz nicht nur Singlehandicappern und Longhittern, sondern eben auch Otto-Normalgolfer sehr viel Spass! Das bis zu 510 Meter lange Par 5 an Bahn 14 ist nicht nur die längste, sondern auch die schwierigste Bahn der gesamten Runde. Von den hinteren Abschlägen fängt sie mit einem Schlag über Wasser an – und auch das Grün muss erneut über das feuchte Element angespielt werden. Vom Tee sollte man zunächst gerade Mitte Bahn zielen. Nach dem gut sichtbaren Fairwaybunker rechts dreht die Bahn ganz leicht zu dieser Seite. Auch in der Landezone des Lay-ups lauert links wieder Wasser, man sollte daher leicht rechts anhalten – aber nicht zu weit rechts, denn dort gibt es zwei mächtige Fairwaybunker, die einen unangenehmen Schlag zur Fahne garantieren. Das Grün ist als Inselgrün ausgeführt und hängt nach vorne – wenn man tatsächlich den Gang über die Holzbrücke Richtung Fahne antritt und diese mit drei Schlägen erreicht hat, benötigt man nochmals volle Konzentration, um auf dem anspruchsvollen Grün das Par zu sichern. Bahn 15 ist mit bis zu 400 Metern für ein Par 4 ebenfalls recht lang – zumal man die Bahn oft gegen den Wind spielt. Vom Tee eignet sich ein leichter Fade, da rechts die Bäume in Richtung Bahn kommen. Hat man den zur Spielstärke passenden Abschlag gewählt, sollte der großte und langgezogene Fairwaybunker rechts nicht ins Spiel kommen. Auf welligem Fairway und mit einigen Hügeln zur Linken und Rechten geht es Richtung Grün. Diese ist rund 40 Meter lang, somit liegt eine Distanz von gut 2 Schlägerlängen zwischen vorderer und hinterer Position. Grünbunker sucht man hier vergebens, aber das schmale und langgezogene Grün ist aufgrund der Länge nicht einfach zu treffen. Das letzte Par 3 an Bahn 16 ist zugleich das letzte der Runde. Stattliche 197 Meter beträgt die Maximallänge – und das sichtbar erhöhte Grün sowie seine Neigung nach vorne erfordern gut 1-2 Schläger mehr. Am besten eignet sich hier erneut der Fade, den von der Mitte bis über den Grünrand rechts lauert vorne ein mächtiger Grünbunker. Mit bis zu 415 Metern hat das folgende Par 4, ein Dogleg rechts, fast schon Tourlänge. Zudem wird der Abschlag erneut durch eine enge Schneise ausgeführt, die wenig Platz für extreme Ballkurven lässt. Am besten eignet sich aufgrund des Bahnverlaufs erneut der Fade, aber auch ein gerade ausgeführter Drive rollt aufgrund des rechts erhöhten Fairways oft noch in die passende Stelle für den zweiten Schlag. Das von links nach rechts quer verlaufende Grün ist stattliche 44 Meter tief, aber sehr schmal – die rechte Seite wird zudem durch einen mächtigen Bunker verteidigt. Vor allem bei Gegenwind spielt sich diese Bahn für viele Golfer eher wie ein Par 5. Die Schlussbahn würde jedem Profiturnier zur Ehre gereichen: erneut ein Par 4 mit über 400 Metern (409 Meter vom hinteren Abschlag) und ein sanftes Dogleg links. Dass der Teeshot von den beiden hinteren Abschlägen über Wasser ausgeführt wird, hat eher psychologische Auswirkungen, von der Schlagweite her ist der Wassergraben nicht allzu breit. Das sieht jedoch beim Schlag zum Grün ganz anders aus: rund 70 Meter vor dem Grün trennt ein See das Grün vom Fairway. Daher man man sich entscheiden: legt man nochmals vor und geht dann mit einem Wedge zur Fahne oder versucht man, mit dem langen zweiten Schlag das Grün zur erreichen. Besonders anspruchsvoll wird die Bahn, wenn das Grün hinten rechts in den kleinen, sehr schmalen Grünbereich rechts, direkt am Wasser, gesteckt wird. Aber auch eine Fahnenposition im großzügigeren Grünbereich links ist nicht unbedingt einfach zu spielen, denn dort umfasst das Grün zwei Ebenen – und beide hängen nach vorne in Richtung Wasser. Daher ist hier auch je nach Fahnenposition und Balllage nach der Annäherung der Zwei-Putt kein Selbstläufer. Dennoch: nach dieser fantastischen Schlussbahn hat man einen der schönsten und anspruchsvollsten Parkland-Courses weltweit genossen – und wer hier gar sein Handicap spielt, dürfte einen ausgezeichneten Tag erwischt haben.