Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Les Saintes‑Maries‑de‑la‑Mer, im weiten Delta der Camargue an der Mittelmeerküste gelegen, vereint spirituelle Tiefe, wilde Natur und lebendige Traditionen zu einem faszinierenden Ensemble. Das Fischerdorf entwickelte sich rund um die romanisch-wehrhafte Kirche Notre‑Dame‑de‑la‑Mer, deren mächtiger Turm – einst Schutz vor Piraten – bis heute die Skyline prägt. Die Namensgebung geht auf die Legende zurück, wonach die Heiligen Maria Salomé und Maria Kleophae nach der Kreuzigung Christi im Jahr 45 sowie die sogenannte Schwarze Sara – möglicherweise ihre Dienerin – ohne Ruder und Segel ans Ufer der Camargue gelangten. Ihre Reliquien befinden sich heute in der Kirche, die während der alljährlichen Wallfahrten am 24. und 25. Mai Ziel von Zehntausenden Pilgern ist. Die bekannteste Zeremonie, der Pèlerinage des Gitans (Wallfahrt der Roma), zieht Roma-Gemeinschaften aus ganz Europa an. Höhepunkt ist die feierliche Prozession zur See, bei der die Statue der Schwarzen Sara ins Wasser getragen wird, begleitet von Musik, Gesang und einer bunten Pilgerkulisse. Der Stadtkern pulsiert während dieser Zeit von festlicher Atmosphäre, Flamenco-Klängen und folkloristischer Energie.
Neben dem religiösen Erbe beeindruckt der Ort durch seine geographische Lage. Er befindet sich zwischen feinen Sandstränden, weitläufigen Salzmarschen und Lagunen wie dem Étang de Vaccarès. Die Region ist reich an Natur: Flamingos, Camargue-Pferde und schwarze Stiere prägen das Bild und verleihen den Saintes‑Maries ihren wilden Charme. Auch kulturell bietet der Ort sehr viel. Zahlreiche Veranstaltungen wie die Feria du Cheval oder die Abrivado-Feste feiern die lokale Viehwirtschaft und das Leben der Gardians – der Camargue-Cowboys. Diese Events verbinden traditionelle Stierläufe ohne Blutvergießen, Reitershows und Pferdeparaden entlang der Strände und Plätze.
Das Dorfzentrum selbst besticht durch verwinkelte Gassen, Boutiquen, Märkte (jeden Montag und Freitag) und eine einladende gastronomische Szene. Frische Meeresfrüchte, Reisgerichte nach camargischer Art und die lokale „Anchoïade“ spiegeln die Genüsse dieser ländlichen Küstenregion wider.