Levi Golf 

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Finnlands nördlichster Golfplatz

Während Rovaniemi als Hauptstadt des Weihnachtsmanns samt dem Santa Claus Golf Club auch unter Golfern eine gewisse Bekanntheit erlangt hat, gilt der nördlichste Platz Finnlands weiterhin als Geheimtipp. Der Ort Levi ist eher als Wintersportort bekannt, auch die gesamte Infrastruktur der Region rund um den Zielflughafen Kittilä ist eher Wintersport-orientiert. Dennoch: längst wird Kittilä auch im Sommer angeflogen und bietet daher einen guten Zugang zum Levi Golf Club. Der noch recht junge Golfclub öffnete 2006 seine Tore als 9-Loch-Anlage, seit August 2008 stehen 18 Spielbahnen zur Verfügung. Aufgrund seiner geografischen Lage ist die Saison des Platzes recht kurz: sie dauert gerade einmal von Anfang Juni bis ca. Ende September. Vor allem im Juni muss man damit rechnen, dass der Platz noch nicht seinen besten Zustand erreicht hat: die teils langen und nassen Winter erfordern immer wieder Ausbesserungen an den Fairways und Grüns. Während unseres Besuchs Mitte Juni wurde dies an einigen Fairways deutlich, aber auch an einigen zeitweiligen Grüns, da die tatsächlichen Grüns nochmals neu eingesät wurden. Dennoch: die Anlage lohnt in jedem Fall einen Besuch – nicht nur, weil man hier wunderbar den heißen Sommertagen Mittel- und Südeuropas entfliehen kann, sondern auch, weil der Platz mit seiner tundrischen Fauna und Flora ein einmaliges Erlebnis bietet. Zudem begegnet man auf der Runde auch gerne einmal Rentieren, die sich wenig an den Golfern stören. Den besten Pflegezustand erreicht die Anlage im August – dann ist auch die Mückenplage deutlich geringer, gerade rund um die Mittsommernacht (in dieser Zeit geht rund um Levi die Sonne nicht unter und man kann auch nach Mitternacht spielen) ist Mückenspray wohl wichtiger für die Runde als ein guter Putter…

Der Platz spielt sich als Par 73 und bietet fünf geratete Abschläge. Die Gesamtlänge liegt bei 3.608 bis 6.342 Metern, aufgrund der leichten Höhenunterschiede stehen auch E-Carts zur Verfügung. Der Platz zieht sich malerisch durch die Waldlandschaft, auch die tundrischen Sträucher als Rough sorgen für manch schwierigen Schlag. Zudem kommt an einigen Bahnen Wasser – nicht zuletzt durch den Fluss Ounasjoki – ins Spiel. Kurz gesagt: dieser Platz vereint alle Landschaftsmerkmale, die man mit Finnland in Verbindung bringt. Die Runde beginnt mit einem bis zu 154 Meter kurzen Par 3 unmittelbar vor dem Clubhaus – hier hat man die Zuschauer nicht an der Schlussbahn, sondern vor allem zum Auftakt. Vor dem Grün trennt ein kleiner Bach die Spielbahn, hinter dem erhöhten Grün liegt ein See. Anders formuliert: hier ist Längenkontrolle wichtig, das nach rechts abfallende Grün erfordert zudem präzises Putten. Auch Bahn 2, ein bis zu 357 Meter langes Par 4, Dogleg rechts, beginnt parallel zum von der ersten Bahn bekannten See. Wichtig: der gut sichtbare schwarz-weiss-gestreifte Pfosten ist kein Richtungspfosten, sondern ein Entfernungspfoten (weiss bedeutet 200 Meter bis zum Grün, gelb 150 und rot 100 Meter). Vom Tee sollte man aufgrund der hohen Bäume rechts daher links des Pfostens spielen. Danach geht es deutlich bergauf. Aufgrund eines Grünbunkers links sowie eines hohen Baums vor dem Grün sollte man die Fahne eher über die rechte Seite anspielen. Mit dem folgenden, bis zu 362 Meter langen Par 4 als Dogleg links geht es wieder bergab. Longhitter können die Lücke zwischen den Bäumen links nutzen und den Knick überspielen (dafür sollte man deutlich über 210 Meter carrry schaffen), sonst spielt man am besten geradeaus. Bleibt der Teeshot zu kurz, versperren hohe Bäume den direkten Weg Richtung Grün. Bei der Annäherung sollte man keinen Hook produzieren, denn links des Grüns lauert zunächst ein Bunker, danach der bereits bekannte See. Bahn 4 bringt das erste Par 4, ein Dogleg rechts mit maximal 487 Metern Länge. Vom Tee ist der Fade beim blinden Teeshot ideal, ansonsten sollte man sich eher rechts halten. Auch den Lay-up spielt man besser über rechts, denn hinter dem gut sichtbaren Fairwaybunker links kommt Wasser ins Spiel. Das Grün kommt ohne Bunker aus, dafür lauert jedoch ab rund 100 Meter vor dem Grün links erneut Wasser und Wald. Das bis zu 189 Meter lange zweite Par 3 wird von den erhöhten Abschlägen über einen Teich Richtung Grün gespielt. Das langgezogene Grün wird links durch einen Bunker geschützt und hängt nach links, hier kommt es darauf an, den Ball auf dem Grün zu platzieren. Mit dem folgenden Par 4 geht es bis zu 371 Meter bergab, die Bahn startet mit einem blinden Abschlag. Zusätzliche Herausforderung: die Bahn dreht in der Drivelandezone nach links, allerdings ist der erste Teil der Bahn beiderseits von hohen Bäumen eingerahmt. Man sollte daher entweder den Draw beherrschen oder lieber etwas defensiver mit einem kleinen Holz beginnen. Richtung Grün öffnet sich das Gelände, zudem gibt es keine Bunker – wenn der Teeshot hier an der richtigen Stelle landet, hat man eine sehr gute Chance auf das Par. Auch beim folgenden, bis zu 367 Meter langen Par 4, Dogleg rechts, kommt alles auf den Abschlag an. Hier mus man sich entscheiden: entweder spielt man die Fläche links des Wasserhindernisses an und nimmt einen längeren zweiten Schlag in Kauf, oder man spielt carry über das Wasser und hat dann nur noch ein mittleres bis kurzes Eisen zur Fahne. Bleibt der Ball jedoch zu kurz und landet im Rough rechts neben dem kleinen Teich, darf man direkt einen zweiten Ball einsetzen. Nach dem Knick geht es leicht bergauf Richtung Fahne, der Bunker links vor dem Grün sollte nicht ins Spiel kommen, allerdings gibt es rechts vorne neben dem Grün erneut Wasser. Durch einen kleinen Tunnel geht es zur nächsten Bahn. Das Par 5 mit maximal 508 Metern an der nächsten Bahn ist zweifellos eine der schönsten Bahnen der Runde. Vom Tee wird die Bahn zunächst immer enger, von rechts kommt Wasser ins Spiel und quert die Bahn zudem vor der Drivelandezone. Wer aufgrund des Wassers zu weit nach links anhält, muss danach unter hohen Bäumen spielen – oder findet seinen Ball gar auf dem Fairway von Bahn 16 wieder. Dennoch: aufgrund der hohen Bäume rechts hinter dem Wasserhindernis sollte man den Abschlag links positionieren. Im zweiten Teil spielt man dann zwischen hohen Bäumen leicht bergauf und sollte die Annäherung eher auf der rechten Seite ablegen, so hat man einen guten Winkel Richtung Grün. Links vor dem Grün lauert ein Bunker, zudem ist das Kurzgemähte mit 36 Metern recht tief und verlangt eine präzise Schlägerwahl. Zum Abschluss der Front Nine folgt ein bis zu 404 Meter langes Par 4 als leichtes Dogleg links, das zudem im zweiten Teil ansteigt. Vom Tee kommt es darauf an, die Bäume links zu vermeiden, am besten spielt man den Abschlag nach rechts, ohne dabei die beiden Fairwaybunker auf dieser Seite zu erwischen. Erneut verteidigt ein Bunker links das Grün, das zudem nach vorne hängt.

Der Platz ist als Out-In konzipiert, man kommt nun nicht am Clubhaus vorbei – und zum Halfwayhaus sind es noch drei Bahnen. Den Auftakt der zweiten Hälfte macht ein bis zu 359 Meter langes Par 4, dessen Bahn links über weite Strecken von Wasser gesäumt wird. Hier ist es wichtig, den Abschlag rechts der gut sichtbaren, hohen Bäume zu spielen, dadurch nimmt man automatisch auch das Wasser aus dem Spiel. Das leicht erhöhte Grün grenzt rechts an hohe Bäume, steckt die Fahne auf dieser Seite, benötigt man entweder einen guten Fade oder sollte einen etwas längeren ersten Putt in Kauf nehmen oder eher über die Grünmitte zur Fahne spielen. Beim folgenden, bis zu 355 Meter langen Par 4, Dogleg rechts, kommt ebenfalls auf der linken Seite Wasser ins Spiel. Am besten hält man sich hier vom Tee rechts, der dort nahe an den Bäumen platzierte Bunker sollte nur für absolute Longhitter ins Spiel kommen. Das nach rechts vorne hängende Grün ist bunkerfrei, die Schwierigkeit besteht bei dieser Bahn vor allem in der richtigen Platzierung des Abschlags. Mit der schwersten Bahn der gesamten Runde, einem leichten Dogleg rechts bergauf als Par 4 mit bis zu 395 Metern Länge, geht es Richtung Halfway House. Der kleine Wassergraben vor den Abschlägen hat eher psychologische Bedeutung, wichtig ist es, nicht zu weit nach rechts zu spielen, sofern man das Grün mit zwei Schlägen erreichen möchte. Am besten zielt man Richtung des gut sichtbaren Fairwaybunkers auf der linken Seite, der mit rund 210 bis 275 Meter – je nach gewählter Teebox – für die meisten Golfer außer Reichweite sein sollte. Danach steigt die Bahn Richtung Grün an – und man sollte sich entscheiden, ob man die Fahne mit dem zweiten Schlag erreicht oder lieber nochmals vorlegt. Links vor dem Grün lauert eine von Sträuchern und Gräsern durchzogene Senke, so dass man das Grün eher über die rechte Seite anspielen sollte. Bunker fehlen rund ums Grün, allerdings hängt die Fläche leicht nach links. Nach dieser wunderbaren Bahn hat man sich eine Pause im Halfway House verdient, das Hotdog gilt als eines der besten der gesamten Region. Dann folgt ein maximal 151 Meter kurzes Par 3 bergab. Das vorne rechts und mittig links durch Bunker geschützte Grün hängt deutlich sichtbar von links hinten nach rechts vorne. Hier kommt es darauf an, das Grün zu treffen, alles andere ist mit erheblichen Herausforderungen beim Folgeschlag verbunden. Unterhalb des 13. Grüns wartet mit der 14, einem bis zu 486 Meter langen Par 5, nicht nur ein Doppel-Dogleg, sondern auch eine der wasser-reichsten Bahnen der Runde. Von den hinteren Abschlägen geht es über Wasser zunächst geradeaus Richtung erstem Knick, die gesamte Bahn kommt ohne Bunker aus. Beim Lay-up kommen gleich mehrere Herausforderungen ins Spiel: zum einen hohe Bäume, welche nur eine schmale Gasse auf dem Fairway belassen, zudem anderen der einsetzende erste Knick des Doglegs und schließlich links ein kleiner Teich. Da sich die Bahn um den kleinen Teich herum zieht und dann nochmals nach rechts dreht, muss der Landepunkt des Lay-ups zur Schlagweite passend gewählt werden. Das nach links hängende Grün spielt sich hingegen vergleichsweise leicht. Auch Bahn 15 bringt Wasser ins Spiel, nun rechts der Abschläge. Man sollte bei diesem nur 293 Meter langen Par 4, Dogleg rechts, am besten leicht bergauf links des gut sichtbaren Fairwaybunkers spielen. Dafür reicht ein kleines Holz oder mittleres bis langes Eisen. Danach hat man freie Bahn Richtung Grün, der Bunker rechts kommt nur ins Spiel, wenn man mit dem Driver abkürzen möchte und dann das Fairway verfehlt. Auch Bahn 16, ein bis zu 373 Meter langes Dogleg links als Par 4 bringt Wasser ins Spiel, direkt rechts der Teeboxen. Damit hat es jedoch eher psychologische Wirkung. Wichtig ist, den Ball möglichst präzise in den Knick zu spielen, idealerweise auf der linken Seite. Allerdings zieht der im Knick platzierte Fairwaybunker Bälle geradezu magisch an. Beim Schlag Richtung Fahne sollte man nicht zu lang sein, denn hinter dem Grün verläuft eine Straße. Zudem sollte man möglichst die Grünmitte anspielen, denn links und rechts lauert erneut dichter Baumbestand. Durch den von Bahn 7 und 8 bekannten Tunnel geht es wieder unter der Straße hindurch, es wartet die zweitschwerste Bahn, ein Par 5 mit maximal 458 Metern. Von den deutlich erhöhten Abschlägen ist es wichtig, nicht zu weit nach rechts zu spielen, sonst wird der Lay-up noch schwieriger. Ideal ist ein Teeshot über den gut sichtbaren Fairwaybunker links hinweg. Beim Lay-up muss dann ein quer verlaufender Wassergraben überwunden werden, bevor die Bahn nach rechts Richtung Fahne dreht. Das Grün wird hinten und recht von Wasser umrahmt, man sollte hier – auch aufgrund des Bunkers rechts vor dem Grün – eher mittig oder über die linke Seite spielen. Auch die letzte Bahn, ein bis zu 273 Meter kurzes Par 4, bring nochmals Wasser ins Spiel – man kennt es von den Bahnen 1 und 2. Vom Tee sollte man leicht rechts anhalten, es reicht ein kleines Holz oder mittleres Eisen, um danach das leicht nach links versetzte und von drei Bunkern eingerahmt Grün anzuspielen. Oft trifft man an dieser Bahn nochmals auf Rentiere, die sich jedoch lieber mit den Sträuchern vor den Apartmenthäusern beschäftigen als mit Golfern.

Levi Golf ist eine wunderbare, sehr service-orientierte Golfanlage. Alleine schon ihre exponierte Lage jenseits des Polarkreises ist ein Alleinstellungsmerkmal, aber auch die Anlage selbst mit ihrer außergewöhnlichen Landschaft und der Kombination aus Wasser, Bäumen und einheimischer Tierwelt lohnen mindestens eine Runde. Perfekt manikürte Fairways darf man in diesen klimatischen Regionen nicht erwarten, dafür wird jedoch ein herrliches Golferlebnis geboten.