Old Toccoa Farm

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Der Platz, auf dem man nur beim Teeshot eben zum Ball steht

Georgia zählt zu den Südstaaten der USA, die meisten Reisenden verbinden mit dem US-Bundesstaat daher ebenes Land und Strand. Weitgehend unbekannt ist, gerade in Europa, dass Georgia auch eine vielfältige, wunderschöne Bergwelt bietet. Dort wurden in den letzten Jahren mehrere Communities aufgebaut – also nicht nur reine Golfanlagen, sondern stets in Kombination mit Immobilien und Unterkünften. Ein solches Projekt am Fusse der aus John Denver’s „Country Roads“ bekannten Blue Ridge Mountains ist Old Toccoa Farm, das erst Anfang der 2020er Jahre seine Tore öffnete. Der Platz zieht sich herrlich entlang eines Bergrückens – und anders als bei vielen Communities stehen die Häuser meist so weit von den Golfbahnen entfernt, dass man sie kaum wahrnimmt. Umso mehr nimmt man jedoch die teils deutlichen Höhenunterschiede war, daher ist hier ein Buggy unbedingt empfehlenswert. Wer nicht innerhalb der Community übernachtet (zur Wahl stehen verschiedene, sehr schöne Cottages) kann seiner Startzeit erst maximal sieben Tage vorab buchen. Der Par 72-Platz bietet fünf verschiedene Abschläge, bei denen jeweils zwei zusätzlich zu einer River oder Mountain Combo zusammengefasst werden, so dass man bei Wahl dieser Variante je nach Bahn mal von weiter hinten, mal von weiter vorne abschlägt. Die Gesamtlänge des Platzes liegt zwischen 4.525 und 6.707 Yards. Da man in den Bergen unterwegs ist, sollte man – gerade im Frühjahr und Herbst – auf passende Kleidung achten, gerade in den Morgenstunden kann es durchaus empfindlich kühl sein. Bei Bedarf kann man sich aber auch im sehr gut sortierten Pro-Shop mit seinem äußerst kompetenten und freundlichen Personal noch mit dickeren Jacken und Beanies eindecken. Sehr empfehlenswert ist auch das „The Book“, eine Kombination aus Yardage und Green Book, das die Bahnen und insbesondere Grüns sehr detailliert beschreibt. So ausgestattet, darf man sich fast wie auf einer der Profitouren fühlen, zumindest gibt es keine Ausreden mehr, warum man die Puttlinie falsch gelesen habe…

 

„Bereitet euch darauf vor, dass ihr auf diesem Platz meist nur auf den Abschlägen gerade zum Ball stehen werdet“, gibt uns der Starter zum Rundenbeginn noch mit auf dem Weg – und er sollte natürlich recht behalten, und zwar nicht nur in Bezug auf die Fairways, sondern auch viele Grüns. Wer Aimpoint Express beherrscht, findet hier perfekte Anwendungsmöglichkeiten. Die teils achterbahn-ähnliche Landschaft wird bereits an der ersten Bahn, einem bis zu 369 Yards langen Par 4, deutlich. Vom Tee geht es leicht bergauf, die Bahn spielt sich daher deutlich länger als angegeben. Vom Abschlag spielt man über eine Senke mit dichtem Rough. Das Gelände fällt deutlich von rechts nach links, allerdings ist auch der linke Fairwayrand erhöht und wird in der Drivelandezone durch Bunker ergänzt. Spielt man den Teeshot sehr weit nach rechts, bleibt er manchmal auf einem kleinen Zwischenplateau auf dieser Seite liegen. Beim Schlag zur Fahne ist die Fahnenposition entscheidend. Das Grün umfasst zwei Ebenen und hängt deutlich nach vorne, zudem hängt die rechte Seite zur Grünmitte hin nach links und wird zusätzlich von einem Hügel durchzogen – hier kann daher fast alles passieren: vom Ein-Putt über „Ball rollt wieder vom Grün herunter“ bis zum Vierputt haben wir alles beobachtet. Bahn 2 führt quasi wieder zurück, allerdings nun als bis zu 407 Yards lange Bahn und bergab. Vom Tee muss man durch eine optisch recht enge Gasse zwischen hohen Bäumen abschlagen – und da das Gelände sehr stark nach rechts abfällt, läuft man Gefahr, diese zu treffen, so man zu weit nach links anhält. Spielt man den Teeshot kerzengerade, kann es jedoch passieren, dass er bis auf das Fairway der ersten bahn hinterrollt. Während die Bahn im ersten Teil halbwegs eben verläuft, geht es im zweiten Abschnitt Richtung Grün spürbar bergab. Ziel man zu weit nach rechts, läugt man Gefahr, den kleinen Teich dort zu treffen. Aber auch der Schlag zur Fahne ist anspruchsvoll: das liegt zum einen an der zusätzlichen Senke kurz vor dem Grün, zum anderen hängt das Grün nach vorne und ist erneut stark onduliert. Das folgt ein bis zu 377 Yards langes Par 4, Dogleg links. Vom Abschlag geht es erneut erst leicht bergab und dann wieder bergauf – und der Ball muss seinen Weg durch eine schmale Baumschneise finden. Das Gelände hängt nun wieder nach links, daher unbedingt vom Abschlag rechts anhalten. Dann dreht die Bahn sanft nach links – und beim Schlag Richtung Grün ist eine Kombination aus Längenkontrolle und Richtung gefragt: hält man zu weit nach links an, droht dort dichter Wald und das Aus. Rechts hängt das Gelände weiterhin deutlich nach links und wird vor dem Grün rechts durch einen großen Bunker geschützt, den man möglichst überspielen sollte. Da das Grün nach links hängt, sollte man unabhängig von der Fahnenposition eher über die rechte Seite spielen. Bahn 4 ist zwar nur maximal 313 Yards lang, aber eine der schönsten Bahnen der gesamten Anlage. Vom Tee hat man einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Berge. Die Bahn, ein leichtes Dogleg rechts, führt deutlich bergab und verleitet daher manchen Golfer zum Versuch, den Ball kurz vor oder gar auf das Grün zu legen – doch das Gelände empfiehlt eine andere Strategie. Das Fairway teilt sich in zwei Ebenen und hängt deutlich sichtbar nach rechts – dort lauert jedoch am Rande der Bahn ein weiterer Teich. Daher ist es besser, vom Tee mit einem mittleren Eisen die linke Fairwayseite anzuspielen – wer dennoch zu Driver oder kleinem Holz greift, sollte sich unbedingt links des Fairwaybunkers halten. Beim Schlag zur Fahne sollte man sich für die linke Seite entscheiden, denn rechts lauert ein mächtiger Bunker mit hochgezogener Kante. Bahn 5 ist mit bis zu 439 Yards zwar immer noch ein Par 4, verläuft aber deutlich bergauf und spielt sich daher für viele Golfer – vor allem bei Gegenwind – eher wie ein Par 5. Das Grün ist leicht nach links versetzt, vom Abschlag sollte man sich jedoch eher rechts halten, da die Bahn nach links abfällt. Bleibt der Annäherungsschlag zu kurz, landet er entweder im großen Bunker rechts – oder in der Hügellandschaft vor dem Grün, die einen ungewissen Ausgang bei der Frage, wohin der Ball rollen wird, mit sich bringt. Weiter geht es mit einem bis zu 413 Yards langen Par 4, nun jedoch bergab. Nach der Drivelandezone dreht die Bahn ganz leicht nach links. Vom Tee hält man sich daher am besten links der gut sichtbaren Scheune – und bei der Schlägerwahl unbedingt das Gefälle beachten. Auch Richtung Grün bleibt das Gelände sehr wellig und hängt nach rechts, das Grün selbst hingegen ist wie ein kleines, unten liegendes Plateau ausgebildet – aber dennoch deutlich onduliert. Dann folgt das einzige Par 5 der Front Nine mit bis zu 538 Yards. Nun ist man am Fuss des Toccoa River angekommen – anders ausgedrückt: die erste Spielbahn, die halbwegs eben verläuft. Das leichte Doppel-Dogleg dreht erst nach rechts, dann wieder nach links. Beim Abschlag sollte man möglichst gerade bleiben, denn rechts droht der Wald sowie ein tiefer Fairwaybunker, links kann der Fluss ins Spiel kommen. Den Lay-up sollte man eher über rechts spielen, da man so einen besseren Winkel zur Fahne hat. Bleibt er links, liegt der Ball gerne vor dem Fairwaybunker links mit hochgezogener Kante, welche die Sicht zur Fahne erschwert – oder er liegt gar im Bunker. Die Grünränder sind in Wellenform gestaltet, dennoch ist dies vom Putten her bisher eine der einfachsten Bahnen. Danach folgt das einzige Par 3 der Halbrunde mit bis zu 171 Yards. Die wie eine Schneise in den Wald geschlagene Bahn verläuft deutlich bergab, der vordere und seitliche Grünrand fällt deutlich ab, so dass vor dem Grün eine Art „Valley of Sin“ entsteht. Vor allem bei links gesteckter Fahne sollte man lieber die Grünmitte anspielen, sonst kommen die Bäume links vom Tee schnell ins Spiel. Mit dem maximal 332 Yards langen Par 4 an Bahn 9 endet der erste Teil der Runde. Die als leichtes Dogleg rechts ausgestaltete Bahn steigt zu Beginn deutlich an und hängt leicht nach rechts. Am besten zielt man vom Tee auf den kleinen Turm rechts am Clubhaus. Je weiter man vom Tee spielen möchte, um so mehr muss man sich nach rechts ausrichten – und dort lauert dichtes Rough. Ab dem Knick trennt eine große Waste Area das Fairway vom Grün. Beim Schlag ins Grün sollte man weder zu weit nach rechts noch zu lange sein, sonst droht Ungemach.

Vorbei am Clubhaus geht es mit einem bis zu 395 Yards langen Par 4 weiter, das in einem sanften Linksbogen Richtung Grün verläuft. Man sollte jedoch gewarnt sein, die Bahn gilt als zweitschwierigste der Runde. Das liegt vor allem an der Kombination aus nach unten abfallendem und nach links hängenden Gelände. Daher sollte man sich vom Tee eher rechts halten, allerdings lauert dort für die Longhitter auch ein Fairwaybunker. Im zweiten Teil geht es Richtung Grün wieder bergauf, dichtes Rough und Bunker verteidigen den Weg zur Fahne. Das Grün hängt nach links vorne, man sollte daher die Annäherung eher links der Fahne positionieren und sich so einen Bergauf-Putt lassen. Bahn 11, ein bis zu 341 Yards langes Par 4, wirkt vom Abschlag wie ein leichtes Dogleg links, dreht aber tatsächlich Richtung Grün nach rechts. Die optische Täuschung wird vor allem durch das nach links hängende Gelände hervorgerufen. Daher sollte man sich vom Abschlag rechts halten, denn der Ball rollt meist ohnehin nach links und bietet so einen guten Winkel zum deutlich höher liegenden Grün. Bei der Annäherung sollte man lieber etwas zu lang denn zu kurz sein, denn vor dem Grün geht es steil bergab. Das erste Par 3 spielt sich nur maximal 116 Yards und dazu bergab – zudem hängt das schräg verlaufende Grün sichtbar nach hinten. Wer seinen Teeshot nicht mit maximalem Spin spielen kann, sollte den Ball daher unabhängig von der Fahnenposition direkt am Grünanfang – oder an trockenen Tagen sogar kurz vor dem Grün – aufkommen lassen, dennoch darf man danach oft vom hinteren Grünrand putten. Auf die kürzeste folgt zugleich die längste Bahn der gesamten Anlage, ein bis zu 626 Yards langes Par 5, das gleich zweimal nach links dreht und mit einem blinden Teeshot bergauf startet. Da links gut sichtbar Fairwaybunker lauern und das Gelände nach links hängt, sollte man sich vom Tee rechts orientieren. Auch beim zweiten Schlag ist rechts die bessere Wahl – zudem geht es im letzten Drittel steil bergab, es reicht daher, den Ball bis kurz über den Hügel zu spielen und danach das Gelände für sich arbeiten zu lassen. Mit etwas Glück hat man dann nur noch einen kleinen Chip oder Pitch zur Fahne. Zu lang sollte die Annäherung nicht sein, denn hinter dem Grün begrenzt der Toccoa River erneut die Anlage. Dann folgt bereits das letzte Par 3 mit bis zu 205 Yards. Über dichtes Rough hinweg geht es in Richtung des deutlich nach links hängenden und beiderseits durch Bunker geschützten, deutlich ondulierten Grüns. Danach folgt – im Flusstal angesiedelt – der ebene Teil der Anlage. Zunächst geht es bis zu 450 Yards geradeaus, rechts begrenzt der Fluss die Bahn. Hält man vom Tee zu weit links an, macht man schnell Bekanntschaft mit den dort strategisch sehr gut platzierten Fairwaybunkern. Im letzten Drittel durchquert ein Bachlauf das Fairway, auf diesen sollten vor allem Golfer achten, die sich für den Lay-up entscheiden. Das Grün hängt nach rechts vorne und erfordert daher auch beim Putten Präzision. Bahn 16 führt über bis zu 350 Yards wieder zurück, hier sollte man sich vom Tee eher rechts halten, um die Fairwaybunker aus dem Spiel zu nehmen. Beim Schlag Richtung Fahne kommt rechts vor dem Grün ein mächtiger Bunker ins Spiel, der oft auch die Sicht zur Fahne erschwert. Unbedingt darauf achten: es ist das rechte Grün anzuspielen, das linke Grün gehört zum Par 3 an Bahn 14. Das bis zu 385 Yards lange Par 4, Dogleg rechts, an der folgenden Bahn bietet das ideale Layout für Fade-Liebhaber. Über eine kleine Senke hinweg geht es bergauf Richtung Dogleg – spielt man zu weit an die hintere Fairwaygrenze, hat man einen schwierigen Schlag Richtung Fahne. Auch der Schlag ins Grün ist spannend: vorne und rechts fällt das Gelände rund ums Grün deutlich ab, das Grün selbst fällt zu gut zwei Dritteln nach links ab, der Rest hängt nach rechts – von einem kleinen Plateau im hinteren Bereich abgesehen, der als zusätzliche Ebene ausgeformt ist. Die Runde endet mit einem wunderschönen, bis zu 480 Yards langen Par 5. Über dichtes Rough geht es zunächst geradeaus. Im zweiten Teil führt das Fairway zunächst deutlich bergab, steigt dann aber Richtung Fahne auch wieder an. Zudem ist das Fairway direkt vor dem Grün nochmals geteilt – rechts geht es bergab Richtung Rough. Für den Schlag zur Fahne gilt: besser hinter die Fahne und eher über links spielen, denn rechts lauert ein tiefer Grünbunker, zudem hängt das Grün nach vorne und lässt den Ball gerne auch einmal wieder vom Grün herunter rollen.

 

Old Toccoa Farm ist eine wunderbare Ergänzung des Golfangebots und präsentiert Golf in Georgia von einer ganz anderen Seite als viele bekannte Plätze. Der Service ist ausgezeichnet, auch das Preis-Leistungsverhältnis – vor allem unter der Woche – lohnt in jedem Fall einen Abstecher hierher. Craft Beer-Liebhaber können nach der Runde noch einen Stopp bei Grumpy Old Men Brewing in Blue Ridge einlegen – dort gibt es herrliche Biere, meist einen Foodtruck und eine etwas ausgefallene Crew hinter dem Tresen (nicht wundern, wenn man auf Menschen mit Wickingerhelm trifft….).