Palmetto Golf Club

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Golfgeschichte, powered by Hitchcock

Der Palmetto Golf Club in Aiken, South Carolina, liegt weniger als eine Autostunde von Augusta entfernt. Mit dem Austragungsort des Masters hat Palmetto vor allem die große historische Bedeutung gemein – wobei Palmetto deutlich älter ist als der berühmte Augusta National Golf Club.

 

Club wurde 1892 von Hitchcock gegründet – allerdings nicht dem berühmten Regisseur Alfred, sondern von Thomas Hitchcock, einem bekannten Sportler aus Long Island, New York. Er und seine Frau zogen viele wohlhabende Familien aus dem Nordosten an, die eine Winterkolonie in Aiken errichteten. Hitchcock erkannte das Interesse am Golfsport in Amerika und legte 1892 vier Löcher an, wo sich heute die drei Schlussbahnen sowie der Übungsplatz befinden. Das Eigentum an den Grundstücken und Anlagen wurde 1901 an die Whitney Trustees übertragen, um sicherzustellen, dass sie für die Zukunft erhalten bleiben. Der Palmetto Golf Club hat die Anlagen seither von den Whitney Trustees gepachtet und kürzlich einen neuen Pachtvertrag bis zum Jahr 2080 unterzeichnet. Nachdem 1892 die ersten vier Löcher angelegt worden waren, legte Herbert Leeds, der auch den Myopia Hunt Club in Boston gebaut hatte, die restlichen neun Löcher an. Palmetto wurde 1895 mit der Fertigstellung der zweiten neun Löcher, die von Leeds und James Mackrell, dem ersten Golfprofessional von Palmetto, entworfen worden waren, auf 18 Löcher erweitert. Es gibt Aufzeichnungen darüber, dass Donald Ross im Jahr 1928 einige Arbeiten in Palmetto durchgeführt hat. Es wird vermutet, dass seine Firma ein frühes Bewässerungssystem auf dem Golfplatz installierte, indem sie den Bach unterhalb des 18. 1932, als Alister MacKenzie den Augusta National Golf Club fertiggestellt hatte, wurde er gebeten, Pläne für die Umwandlung der Sandgrüns von Palmetto in Rasen und die Verlängerung des Platzes zu entwerfen. Wendell Miller aus New York, der gerade den Bau von Augusta National beendet hatte, wurde mit der Leitung des Projekts beauftragt. Für die Arbeiten am Palmetto wurden einige überschüssige Materialien des Augusta National-Projekts verwendet. 

In den 40er-, 50er-, 60er- und 70er-Jahren wurden viele kleinere Änderungen vorgenommen, die hauptsächlich Baum- und Bunkerarbeiten betrafen. Rees Jones schlug einige Bunkerrenovierungen vor, die in den späten 80er Jahren begannen und mit der Neugrasung des Platzes im Jahr 1995 abgeschlossen wurden. Im Jahr 2003 gab Tom Doak, eine anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Arbeit von Dr. MacKenzie, Empfehlungen zur Wiederherstellung einiger der MacKenzie-Designmerkmale auf dem Golfplatz. Diese Arbeiten wurden 2005 abgeschlossen und umfassten hauptsächlich die Überarbeitung der Bunker und die Erweiterung der Grüns in Richtung der vorhandenen Hügel und Hänge. Der renommierte Golfplatzarchitekt Gil Hanse ist nun als Resident Architect für den Club tätig. 

 

Der Zugang zu Palmetto ist als Privatclub seinen Mitgliedern und deren Gästen vorbehalten. Einzig zur Masterswoche kann man eine Startzeit als externer Gast buchen, dann jedoch stets nur für eine komplette Gruppe aus vier Spielern zusammen (ob man dann alleine spielt oder insgesamt bis zu vier Spieler abschlagen, bleibt dem Käufer überlassen). Wer schon einmal das Glück hatte, beim Masters vor Ort dabei zu sein oder zumindest Bilder aus Augusta im Fernsehen gesehen hat, wird durchaus Ähnlichkeiten in der Landschaft und Topographie feststellen. Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass Georgia stets flach sei – in Palmetto merkt man schnell, dass dies nicht der Fall ist und viele Bahnen sich durch die Höhenunterschiede deutlich länger oder kürzer spielen als angegeben. Besonders schön im Palmetto Golf Club ist der Bezug zur Golfgeschichte. Interessierte können im Clubhaus zahlreiche Exponate aus der langen Historie dieses nunmehr mehr als 130 Jahre alten Clubs erfahren – am besten hier im Pro-Shop nachfragen, oft gibt es auch Clubmitglieder, die einem die einzelnen Exponate erklären. Auch dem Design merkt man im positiven Sinne seine lange Tradition an. So gibt es beispielsweise nur drei Teeboxen pro Bahn – und das reicht voellig aus! Longhitter-Qualitäten sind ebenfalls nicht erforderlich, denn die Gesamtlänge des Par 71-Platzes liegt zwischen 6.303 und 6.695 Yards. Ein weiterer Pluspunkt: wie bei alten Designs üblich – Old Tom Morris lässt grüßen – liegen die Abschläge meist nur wenige Schritte vom letzten Grün entfernt. Lange Wege zwischen den einzelnen Bahnen sucht man in Palmetto meist vergeblich.

 

Die Front Nine sind als Par 35 ausgelegt. Sie bieten sechs Par 4, zwei Par 3 und lediglich 1 Par 5. Wie gross die Höhenunterschiede ausfallen können, merkt man direkt an der ersten Bahn, einem Par 4. Hier geht es direkt vor den Teeboxen steil bergab, so dass der Drive meist länger fliegt als gedacht. Ebenfalls ein typisches Merkmal von Palmetto: das wunderbare Zusammenspiel von perfekten Fairways, Bunkern, Grüns, Pinien-durchzogenen Baumgruppen und schnellen, nicht zu großen Grüns. Auch die Bunker strahlen weiss wie im Augusta National Golf Club. Immer wieder bekommt man es auf den Front Nine mit erhöhten Grüns zu tun, die seitlich oft stark abfallen. Einige Fairways sind zudem von Bodenwellen durchzogen, so dass man schnell einmal über oder unter dem Ball steht. Ein besonderes Erlebnis ist das erste Par 3 an Bahn sieben. Zwar misst dieses nur maximal 180 Yards und bietet ein leicht unter dem Abschlag liegendes Grün, doch reicht der Rest an Schwierigkeiten immer noch aus. Das Grün wurde quer in einen Hang integriert, rechts geht es neben dem Grün steil bergab. Von links kommt der Hang ins Spiel und vom Tee zum Grün geht es über eine Senke, so dass zu kurz gespielte Bälle gerne einmal bis in den Graben vor dem Grün hinunterrollen. Auch das zweite Grün ist mit maximal 199 Yards an Bahn 9 ähnlich gestaltet, nur liegt das Grün jetzt nicht quer zu einem Hang, sondern erhöht auf freiem Gelände. Für die Par 3s gilt in Palmetto daher: wer das Par spielen möchte, sollte das Grün vom Tee treffen – oder über außergewöhnliche Fähigkeiten im kurzen Spiel verfügen.

Die Back Nine beginnen direkt mit der zweitlängsten Bahn der Runde, einem maximal 518 Yards langen Par 5. Da das Fairway jedoch vergleichsweise breit ausgelegt ist, darf man hier dem Driver die Hauptarbeit überlassen. Wer Gil Hanse’s Designphilosophie kennt, wird gerade an den Bunkern auf Bekanntes treffen: wie beispielsweise beim New Course von Les Bordes sind die Ränder oft nicht glattgebügelt, sondern werden durch Gräser begrenzt, so dass der Ball hier durchaus steckenbleiben kann. Bahn 11 bringt das erste, bis zu 170 Yards lange Par 3. Die Herausforderung liegt hier jedoch im Gefälle, denn das Grün liegt deutlich unterhalb der Abschläge, so dass man mindestens 2 Schläger weniger nehmen kann. Richtig deutlich wird der große Höhenunterschied, wenn man vom zwölften Abschlag über das elfte Grün hinweg zu Tee off-Bereich des Par 3s zurückschaut. An den folgenden Bahnen spielen Höhenunterschiede ebenfalls eine wichtige Rolle, zudem kommt beim Dogleg an Bahn 12 erstmals Wasser ins Spiel, und zwar genau im Knick der Bahn. Sehr gut hat uns das Par 5 mit bis zu 550 Yards an Bahn 14 gefallen, die zweitschwerste Bahn der gesamten Runde. Im Bereich der Drivelandezone durchzieht ein tiefer Graden das Fairway von links nach rechts – fast hat man das Gefühl, den Andreas-Graben des Golfplatzdesigns zu überqueren. Auch auf dem weiteren Weg Richtung Grün fällt das Gelände mal von links nach rechts und dann umgedreht. Bahn 15 ist zwar nur ein maximal 338 Yards kurzes Par 4, aber der enorme Anstieg zum Grün sorgt dafür, dass sich die Bahn deutlich länger spielt. Das letzte Par 3 ist mit bis zu 212 Yards auch das Längste, bietet mit Ausnahme der Grünbunker links und rechts jedoch keine weiteren Schwierigkeiten. Nun ist man im ursprünglichen Teil der Anlage angekommen, die beiden Schlussbahnen sind wunderbar gelungen. Beim bis zu 388 Yards langen Par 4 an Bahn 17 wird die Bahn Richtung Fahne immer schmaler, eine Senke kurz vor dem Grün sorgt dafür, dass man die Fahne hoch anspielen sollte. Fast noch schöner ist der Blick auf das 17. Grün jedoch vom Weg zum 18. Abschlag zurück, denn hier kommen die Bunker und Waste Area noch besser zur Geltung. Mit einem nur 306 Yards kurzen Par 4 geht es dann fast direkt bis ans Clubhaus, wobei das nach rechts hängende Fairway den Weg zum nach links versetzten Grün erschwert.

 

Palmetto Golf Club ist ein Juwel unter den Golfanlagen Georgias. Wer die Möglichkeit hat, diese wunderbare und mit viel Geschichte bewehrte Anlage zu spielen, sollte dies unbedingt nutzen!