Pau Golf Club 1856

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Pau Golf Club 1856

Der Golfclub von Pau am Fuße der Pyrenäen ist der älteste Golfclub Kontinentaleuropas. Zum Vergleich: der älteste Golfclub in Deutschland (nicht Golfplatz!), der Golfclub Wiesbaden, wurde 1893 und damit fast 40 Jahre später gegründet. Die Chronik des Golfclubs in Pau, der in die gleichnamige Stadt integriert wurde und bis heute ein typischer Mitgliederclub ist, weist Lord Hamilton (Herzog von Hamilton und Brandon), Oberst Hutchinson, Oberst Anstruther, Major Pontifex und Erzdiakon Sapte als Gründer aus. Sie entschieden sich, Land von der Gemeinde Billère und einigen Bauern entlang des Flusses Gave in geringer Entfernung vom Zentrum des Ballungsraums zu pachten. Der Club orientierte sich bei seiner Gründung in Bezug auf seine Organisation an den Regeln von St. Andrews.  Er wurde von sehr strengen internen Regeln bestimmt, die die Funktionsweise bis ins kleinste Detail festlegten. Die Etikette nahm einen wichtigen Platz ein. Großer Einfluss ging zunächst von Engländern, später von Amerikanern aus – und natürlich gab es auch Kontakte zum internationalen Hochadel. Wer sich für Golfgeschichte interessiert, sollte unbedingt die kleine Ausstellung im Clubhaus besuchen. Hier findet man einige Exponate, sowohl alte Clubkleidung, aber auch beispielsweise ein Abstimmsystem für Anträge auf Neumitgliedschaften sowie einen Pokal, den eine kleine Statue von Königin Viktoria ziert.

Obwohl ein klassischer Mitgliederclub, steht der Pau Golf Club auch Gästen offen – vor allem historisch interessierte Golfer können den Platz nicht nur spielen, sondern im Gespräch mit Mitgliedern, Präsidium oder Management viel Wissenswertes über die Entwicklung des Golfsports von dieser historischen Stätte aus erfahren. Der Platz ist als Par 69 ausgelegt und bietet vier Abschläge pro Bahn. Die Gesamtlänge liegt zwischen 4.372 und 5.306 Metern. Längste Bahn ist das Par 5 an der 10, welche bis zu 481 Meter misst, daher eignen sich die Spielbahnen auch bestens für eine Runde mit historischen Hickory-Schlägern.

 

Zum Auftakt wartet ein bis zu 272 Meter kurzes Par 4, das in gerader Linie Richtung Grün verläuft. Eine Gedenktafel nahe der Teeboxen erinnert an den ersten Pro des Clubs, Joe Lloyd. Um den Ball ins Spiel zu bringen, reicht ein mittleres Eisen, Das Grün wird durch drei Bunker eingerahmt und hängt nach vorne – eine schöne, nicht allzu schwere Auftaktbahn. Das maximal 141 Meter lange Par 3 an der Folgebahn ist schon anspruchsvoller. Dafür sorgen die drei Bunker mit ihren hochgezogenen Kanten, welche das Grün von links vorne bis rechts vorne schützen. Zudem hängt das Grün auf der rechten Seite mal nach rechts, mal nach links, der linke vordere Grünbereich fällt Richtung Abschläge ab. Weiter geht es mit einem bis zu 358 Meter langen Par 4, das ein erfreulich breites Fairway bietet. Das Fairway wird von mehreren Wellen durchzogen, zudem lauert links in der Drivelandezone ein Bunker – für Longhitter gibt es weiter vorne einen Fairwaybunker links. Das erneut nach vorne hängende Grün wird beiderseits durch Bunker eingerahmt. Bahn 4 bringt ein nur 283 Meter kurzes Par 4, allerdings droht nun rechts die Ausgrenze. Dennoch sollte man leicht über rechts vom Tee spielen, denn links ist das Gelände deutlich welliger und es lauern hohe Bäume und Büsche. Das Grün spielt man am besten mittig an und nimmt so die beiden Bunker aus dem Spiel. Auch an Bahn 5, einem Dogleg rechts mit bis zu 349 Metern, droht rechts das Aus. Zudem sind die beiden Fairwaybunker auf der linken Seite vom Grün kaum einsehbar. Dennoch sollte man hier vom Tee nicht zu weit nach rechts spielen, um einen guten Winkel zur Fahne zu bekommen. Das nach links vorne hängende Grün wird von insgesamt drei Bunkern, teils mit hoher Kante und teils als Topfbunker, gesäumt. Das zweite Par 3 kommt auf maximal 110 Meter, allerdings ist das Grün deutlich erhöht. Zudem hängt das Grün nach rechts und nach vorne, den Bunker vor dem Grün und vor allem den mächtigen Bunker links des Grüns sollte man besser meiden. Man kann die Fahne ruhig über die rechte Grünseite anspielen und dann einen Bergauf-Putt in Kauf nehmen. Dann kommt das erste Par 5, ein Dogleg links mit maximal 456 Metern. Rechts lauern nicht nur hohe Bäume, sondern auch die Ausgrenze. Allerdings verhindern auch hohe Bäume auf der linken Seite, dass man stark abkürzen kann. Man sollte daher den Ball möglichst gerade ins Spiel bringen. Auf dem Weg zur Fahne sollte man vor allem auf die Bunker rechts und den Grünbunker links achten, das nach vorne hängende Grün selbst ist nicht allzu schwierig gestaltet. Bahn 8 liegt in der Verlängerung von Bahn 7 und bietet ein bis zu 337 Meter kurzes Par 4. Auch die Ausgrenze bleibt rechts von der vorherigen Bahn erhalten. Die Bahn selbst ist vom Tee aus leicht nach links gerichtet. Hier kann man einfach Mitte Bahn zielen, beim auch der Schlag ins Grün ist nicht allzu schwierig. Probleme können entstehen, wenn man das Grün verfehlt und der von den an die Grünbunker angrenzenden Hügeln verspringt. Die letzte Bahn der Front Nine ist mit bis zu 399 Metern nicht nur das längste Par 4 der gesamten Runde, sondern zugleich die schwierigste Bahn. Nun spielt man entlang eines S-förmigen Fairways Richtung Fahne, rechts grenzt die Bahn zwar an Wasser, allerdings ist dieses bis kurz vor dem Grün bereits im Aus. Dichte Bäume rechts sorgen dafür, dass Golfer ohne langen Fade vom Tee meist nochmals vorlegen müssen, um dem Bahnverlauf folgen zu können. Beim Schlag ins Grün lauern rechts vor dem Grün einige Bunker auf zu kurz gespielte Bälle. Da das Grün sichtbar nach links hängt, sollte man es eher über die rechte Seite anspielen.

Auf die schwerste Bahn folgt zum Auftakt der Back Nine direkt die zweitschwerste, ebenfalls ein Par 5 mit nun maximal 481 Meter. Optisch ist dies die vielleicht schönste Bahn der Runde, denn zum einen geht es vom Tee eine Ebene bergab, zum anderen kommt von rechts ein Bachlauf ins Spiel, der das Dogleg links ungefähr in der Mitte teilt und sich dann bis zum Grün auf die rechte Bahnseite verlagert. Vom Tee muss man sich daher entscheiden: auf das breite Plateau unterhalb der Abschläge vorlegen und mit drei Schlägen zur Fahne spielen oder die „Tigerline“ über links und damit über Wasser und hohe Bäume. Wer über das Plateau vorliegt, muss mit dem Lay-up das Wasser ein zweites Mal überspielen. Richtung Grün geht es minimal bergauf, beim Schlag auf das leicht erhöhte Grün sollte man vor allem auf die wie Klammern die vordere Grünhälfte umschließenden Bunker achten – eine hohe Annäherung ist hier nahezu unverzichtbar. Beim folgenden, bis zu 150 Meter langen Par 3 spielt man vom Tee nochmals über den Wasserlauf der vorherigen Bahn, allerdings hat dieser nun eher psychologische Bedeutung. Das zwei Ebenen umfassende, nach vorne hängende Grün wird jedoch von insgesamt vier Bunkern vorne geschützt, so dass ein hoher Teeshot unabdingbar ist. Nun ist man am weitesten vom Clubhaus entfernt, bei Bahn 12 kann man links die Gave erkennen. Das bis zu 332 Meter lange Par 4 zieht sich in einer sanften S-Kurve Richtung Grün. Da im zweiten Teil rechts das von den vorherigen Bahnen bekannte Wasser an die Bahn grenzt, sollte am besten mit einem Draw beginnen oder den Teeshot zumindest mittig platzieren. Liegt der Ball nach dem Abschlag deutlich rechts, muss die Annäherung – je nach Fahnenposition – teils über Wasser direkt vor dem Grün gespielt werden. Daher ist es angenehmer, das Grün über die rechte Seite anzuspielen. Das Grün wird links durch einen langgezogenen Bunker, rechts durch Wasser geschützt – am besten hält man sich mittig, allerdings fällt das Grün nach vorne rechts in Richtung Wasser ab. Auch an Bahn 13 kommt das Wasser rechts ins Spiel. Das maximal 175 Meter lange Par 3 hält mit dem Grün jedoch genügend Abstand zum Wasser, so dass nur deutlich seitlich verzogene Bälle dort landen. Das Grün ist leicht erhöht und hängt sichtbar nach rechts, direkt neben dem Grün geht es rechts bergab zu einem Grünbunker. An Bahn 14 wartet das letzte Par 5 mit maximal 468 Metern. Nun ist links die Gave im Spiel, allerdings liegt sie, wie schon bei Bahn 9, im Aus. Da die Bahn Richtung Fahne leicht nach rechts dreht, sollte man sich vom Tee an der linken Fairwayhälfte orientieren. Das Grün spielt man am besten mittig an, da es im hinteren Teil nach rechts, weiter vorne dann Richtung Fairway hängt und von zwei Bunkern gesäumt wird. Dann geht es einen kleinen Hügel hinauf, vorbei an Tee 10, zu einem bis zu 170 Meter langen Par 3, das Königin Viktoria von England gewidmet ist. Trotz dreier Bunker mit hochgezogener Kante beiderseits des Grüns kann man auch den Weg über die schmale Gasse aufs Grün nehmen, vor allem wenn die Fahne rechts gesteckt ist. Ansonsten sollte man das Grün eher hoch anspielen und nicht zu kurz bleiben. Bahn 16 ist ein bis zu 336 Meter kurzes Par 4. Da die Bahn in der zweiten Hälfte leicht nach links versetzt ist, sollte man den Teeshot ebenfalls leicht links anhalten – möglichst, ohne den dort platzierten Fairwaybunker zu treffen. Danach steigt die Bahn Richtung Fahne ganz leicht an, auch das rechts von einem Bunker begrenzte Grün hängt deutlich nach vorne, fällt aber neben dem Kurzgemähten auch rund um das Grün nach unten ab. Hier ist sowohl ein präziser Annäherungsschlag als auch gutes Putten gefordert. Bahn 17 bringt das letzte, bis zu 354 Meter lange Par 4. Kurz vor dem Grün dreht die Bahn leicht nach rechts. Ideal ist ein Teeshot, der rechts des gut sichtbaren Fairwaybunkers auf der linken Seite ausgerichtet wird. Im zweiten Teil der Bahn fällt das Gelände rechts neben dem nun deutlich schmaleren Fairway ab, auch das Grün ist auf einem kleinen Plateau, rechts daneben geht es bergab Richtung Grünbunker. Die Runde endet mit einem maximal 135 Meter kurzen Par 3. Vom leicht erhöhten Abschlag geht es über eine kleine Senke zum ebenfalls erhöhten Grün, rechts des Grüns kommt ein Seitenausläufer der Gave ins Spiel. Das nierenförmige Grün hängt zudem zur Mitte und nach vorne – ein schöner Abschluss, der bei gelungenem Abschlag nochmals die Chance aufs Par bringt. Verfehlt man das Grün, braucht es ein starkes Up-and-Down, um das Par und manchmal gar das Bogey zu retten.

Der Pau Golf Club 1856 ist ein wunderbares Beispiel für einen Club mit langer Tradition und Geschichte, der den Weg in die Neuzeit erfolgreich geschafft hat. Der Platz eignet sich für Golfer aller Spielstärken und präsentierte sich in sehr gutem Zustand, auch der sehr zuvorkommende, freundliche Service auf der Anlage hat uns ausgezeichnet gefallen. Im Gespräch mit den Mitgliedern stellt man schnell fest, dass diese zu Recht stolz auf ihre Anlage sind – daher darf man davon ausgehen, dass dieses Kleinod, rund eine Autostunde vom bekannten Wallfahrtsort Lourdes entfernt, auch künftig Mitglieder und Gäste mit seiner Geschichte und einem tollen Beispiel traditionellen Golfplatzdesigns begeistern wird.