Pinehurst No 2

Picture of Michael Althoff

Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Donald Ross‘ Meisterwerk

Donald Ross kam 1900 nach Pinehurst. Heute würde man seine Aufgabe des damals noch jungen schottischen Golf-Pros wohl mit „Director of Golf“ bezeichnen. Doch Ross war nicht nur Manager, sondern auch Golfplatz-Designer. Mit insgesamt mehr 400 Golfplatzdesigns und -renovierungen hat sich Ross bereits zu Lebzeiten ein Denkmal unter den Golfplatzarchitekten gesetzt. Als sein Meisterwerk gilt bis heute der 1907 eröffnete Pinehurst No. 2 – ein Platz, an dem der Schotte immer wieder feilte, angeblich nicht zuletzt deshalb, weil Bobby Jones für die Planung von Augusta National Alister MacKenzie bevorzugte. Immer wieder wurden die Plätze von Pinehurst durch führende Architekten ihrer Zeit überarbeitet. Auch No. 2 war davon nicht ausgenommen, allerdings sorgten die Überarbeitungen dafür, dass sich der Charakter des Platzes immer mehr veränderte. Daher entschlossen sich die Besitzer, mit dem Redesign durch Bill Coore and Ben Crenshaw 2010 den Platz wieder auf das ursprüngliche Konzept von Ross zurückzuführen – bis heute gilt dieses Redesign als Musterbeispiel für eine gelungene Transformation von Golfanlagen aus dem Golden Age in die Moderne. Besondere Aufmerksamkeit erhielten der Platz und das Resort jedoch durch die U.S. Open: insgesamt vier Mal wurde bisher die U.S. Open der Herren hier ausgetragen. 1999 siegte Payne Stewart mit einem Putt über fast fünf Metern, seine weltberühmte Siegerpose wurde als Statue vor dem Clubhaus verewigt, zumal Stewart nur rund vier Monate später bei einem tragischen Flugzeugunglück ums Leben kam. 2014 feierte Martin Kaymer hier seinen zweiten Major-Titel und den ersten deutschen U.S. Open-Sieg überhaupt. Erstmals fanden 2014 die U.S. Open der Herren und der Damen in zwei aufeinander folgenden Wochen auf dem gleichen Platz statt – bis heute unerreicht. Bei den Damen konnte sich damals Michelle Wie den Titel sichern. 2024 schließlich gab es nach dramatischem Finaltag mit Bryson de Chambeau den ersten U.S. Open-Sieger, der auf der LIV GOLF-Tour antritt. Der Platz, für den es sogar eine eigene Championship-Scorecard gibt, bietet inklusive der U.S. Open-Abschläge fünf Teeboxen, von denen im Regelbetrieb meist die vorderen vier in Betrieb sind. Das Platz spielt sich bei einer U.S. Open als Par 70 über 7.588 Yards, ansonsten ist er als Par 72 ausgewiesen und spielt sich über 5.302 bis 6.961 Yards. Ein besonderes Merkmal des Platzes ist, dass er ohne große Wasserhindernisse auskommt und vergleichsweise breite Fairways bietet – und dennoch mit zu den schwierigsten Plätzen weltweit gehört, was vor allem an den Grüns und den mächtigen Bunkern liegt.

 

Die Runde startet unmittelbar vor dem Haupt-Clubhaus von Pinehurst, auf dem Weg zum ersten Abschlag kommt man an den Statuen wichtiger Protagonisten vorbei, natürlich auch an der Statue von Payne Stewart. Wichtig ist die Wahl des passenden Abschlags, man sollte hier im Zweifelsfall nicht überambitioniert sein und lieber einen Abschlag weiter vorne wählen, so macht der Platz schlicht mehr Spaß. Meist wird an Bahn 1 und 10 gleichzeitig gestartet, die Spielbeschwindigkeit wird über das ausgezeichnete System von Pinehurst überwacht, zudem ist die Richtzeit am Starterhaus angegeben, ebenso die schnellste und langsamste Runde des Vortags. Die nachfolgenden Längenangaben beziehen sich auf die Par 72-Version von Abschlag Blau („Ross“). Los geht es mit einem bis zu 393 Yards langen, geraden Par 4, das Grün ist leicht nach links versetzt. Die Kunst besteht vor allem darin, den Teeshot mittig zu platzieren und so den Fairwaybunker links sowie die Waste Area rechts aus dem Spiel zu nehmen. Das Grün ist leicht erhöht und fällt links zu einem tiefen und großen Grünbunker ab. Dann folgt ein bis zu 439 Yards langes Par 4. Vom Tee geht es über eine Waste Area, die rechts erhalten bleibt. Links kommen erneut Fairwaybunker in der Drivelandezone ins Spiel. Das Grün befindet sich leicht nach rechts versetzt, zudem wird es in der Mitte durch einen kleinen Kamm geteilt und fällt von dort nach links vorne und rechts hinten ab – hier sollte man das richtige Plateau anspielen. Vom Grün zurück hat man einen wunderbaren Blick auf die beiden ersten Bahnen und das Clubhaus von Pinehurst. Bahn 3 spielt sich als Dogleg rechts. Das Grün baucht links leicht aus, so dass man den Teeshot auf dieser bis zu 350 Yards kurzen Bahn links anhalten sollte. Vor dem Grün wird das Gelände sichtbar wellig, zudem wird das schräg angelegte, nach rechts vorne und links hinten abfallende Grün von einigen, teils großen Bunkern beschützt. Hier ist der Schlag zur Fahne entscheidend. Die folgende Bahn gilt als schwerste der Runde. Das bis zu 474 Yards lange Par 4 (bei den U.S. Open spielt es sich gar über 529 Yards!) ist ein leichtes Dogleg rechts. Man sollte aber nicht zu weit nach rechts vom Tee anhalten, denn auch das Fairway hängt nach rechts. Das leicht erhöhte und nach vorne abfallende Grün wird zudem vorne beiderseits durch Bunker verteidigt. Nun folgt das erste Par 5 mit bis zu 508 Yards auf der Gegenseite der vorheringe Bahn. Durch eine Baumschneise hindurch geht die Bahn zunächst leicht nach rechts, so dass man vom Tee ebenfalls leicht rechts anhalten sollte. Longhitter können geradeaus über den gut sichtbaren Fairwaybunker links abkürzen. Dann dreht die Bahn nach links, bis zum Grün wird die rechte Seite durch eine Mischung aus Waste Area und Bunker gesäumt, auch links vor dem Grün kommt ein Bunker ins Spiel. Auch das erste Par 3 ist mit bis zu 203 Yards kein „Gimmie“. Über eine kleine Senke hinweg geht es Richtung Fahne, beide Grünseiten werden durch anspruchsvolle Bunker verteidigt, zudem hängt das Grün nach vorne. Hier sollte man versuchen, den Teeshot auf das Grün zu bringen, es bleiben ein bis zwei (oder mehr….) anspruchsvolle Putts. Das folgende Dogleg rechts als Par 4 spielt sich über maximal 393 Yards. Am besten spielt man vom Tee die linke Fairwayseite an, denn links zieht sich eine riesige Waste Area die Bahn entlang. Richtung des deutlich ondulierten Grüns sollte man nicht zu weit nach rechts zielen – bleibt der Approach dann zu kurz, lauert ein unangenehmer, großer Bunker. Auch links neben dem Grün liegen zwei Bunker, Mitte Grün ist daher eine sinnvolle Strategie. Das zweite Par 5 ist mit maximal 469 Yards recht kurz. Seine Schwierigkeit besteht darin, dass die Bahn erst in der Drivelandezone kurz nach rechts dreht, dann geht es wieder nach links Richtung Grün. Zudem muss im Bereich der Drivelandezone eine kleine Senke durchspielt werden. Vom Tee sollte man sich daher möglichst mittig halten, so hat man eine faire Chance, das Grün mit zwei Schlägen zu erreichen. Das Gelände steigt Richtung Grün an, rund um das Grün geht es nach allen Seiten bergab. Die letzte Bahn der Front Nine ist ein Par 3 mit maximal 174 Yards. Der Platz ist zudem klassisches Out- und In-Design, man landet daher nach den ersten neuen Bahnen nicht am Clubhaus. Die Tücke dieses Par 3s besteht in der Kombination aus einem großen, erhöhten und quer angelegten und nach rechts abfallenden Grün sowie einem massiven Grünbunker links. Diesen sollte man möglichst meiden und im Zweifelsfall unabhängig von der Fahnenposition knapp rechts des Bunkers anhalten.

Vorbei am Starterhaus der Back Nine geht es mit einem bis zu 580 Yards mächtigen Par 5 auf die Back Nine. Im zweiten Teil wird die Bahn zum Dogleg links. Vom Tee sollte man sich schlicht Mitte Bahn halten und dem Sand zu beiden Seiten ausweichen, auch den Lay-up sollte man mittig anhalten. Zwei riesige Grünbunker fassen beiderseits das Kurzgemähte ein, zudem hängt das Grün nach vorne. Dann folgt ein bis zu 455 Yards langes Par 4 – die Back Nine beginnen mit echten Längenanforderungen vom Tee! Das Grün ist leicht nach rechts versetzt, daher hat man von der linken Fairwayseite den besseren Winkel Richtung Fahne. Ein mächtiger Bunker rechts vor dem Grün sowie drei Grünbunker sowie ein komplexes, deutlich onduliertes und nach rechts seitlich hängendes Grün zeigen, dass die großen Herausforderungen hier erst im zweiten Teil folgen. Weiter geht es mit einem bis zu 419 Yards langen Par 4. Longhitter sollten auf den Bunker bzw. die Waste Area links achten. Erneut blockieren mehrere Bunker den vorderen Zugang zum deutlich erhöhten Grün, so dass ein hoher Approach gefragt ist. Das mit maximal 375 Yards eher kurze Par 4 an der nächsten Bahn ist ein leichtes Dogleg rechts, hier sollte man auch vom Tee hinspielen, ohne den Sand auf der rechten Seite zu erwischen. Das Grün wird von mehreren Bunkern umrahmt, auch hier ist ein hoher Approach sinnvoll. Bahn 14 bringt ein bis zu 433 Yards langes Par 4 ins Spiel. Vom Tee sollte man nicht zu weit nach links spielen, dort lauert ein großer Bunker. Bei der folgenden, weiterhin recht langen Annäherung hat Ross die Bunker überwiegend vor das Grün platziert, sie kommen daher ins Spiel, wenn die Annäherung zu kurz bleibt oder man nochmals vorlegen möchte. Das erhöhte Grün fällt jedoch am Rand zu allen Seiten ab, was einen unangenehmen Chip oder Bunkerschlag zur Folge hat. Das erste Par 3 der Back Nine folgt an Bahn 15 mit bis zu 183 Yards. Das zwei Plateaus umfassende, nach vorne abfallende Grün wird erneut durch ausgeprägte Sandlandschaften vorne begrenzt, hier sollte man vom Tee nicht zu kurz bleiben. An der folgenden Bahn, einem bis zu 513 Yards langen Par 4, kommt erstmals Wasser ins Spiel – und vor allem bei Gegenwind werden viele Golfer diese Bahn eher als Par 5 empfinden und sollten sie auch so spielen. Vom Tee geht es über einen kleinen Teich links zunächst geradeaus, danach dreht die Bahn leicht nach links. Außer vorne wird das gesamt, nach vorne geneigte Grün von einer üppigen, tiefen Sandlandschaft umgeben. Die vorletzte Bahn bringt nochmals ein Par 3 über maximal 185 Yards. Da das Grün leicht nach rechts versetzt ist, bleibt vorne nur eine schmale Gasse, um den Ball aufs Grün rollen zu lassen. Ansonsten wird auch dieses Grün von einer wahren Kraterlandschaft aus Sand eingerahmt, daher sollte man die Fahne eher hoch anspielen. Zum Abschluss gibt es nochmals ein maximal 415 Yards langen Par 4. Richtung Clubhaus. Vom Tee sollte man sich leicht links anhalten, denn im zweiten Teil wird die Bahn zum Dogleg rechts. Beim Schlag zur Fahne ist nochmals Präzision gefragt, denn das erhöhte Grün fällt nach allen Seiten ab und wird zudem links und rechts durch zwei anspruchsvoll zu spielende Bunker begrenzt.

Pinehurst No 2 ist zweifellos einer der schönsten, aber auch schwierigsten Plätze auf diesem Planeten. Erstaunlich auch, wie man auf weitgehend ebenem Gelände alleine durch die geschickte Mischung aus Sand und Grün sowie leichten Höhenunterschieden einen ebenso abwechslungsreichen wie technisch anspruchsvollen Platz gestalten kann. Auf diesem Platz sind Shotmaker gegenüber Longhittern sicherlich im Vorteil. Kein Zweifel: Pinehurst No 2 ist ein absoluter Bucket List-Course, jeder Golfer sollte das Investment zumindest einmal im Leben eingehen.