Pioneertown

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Pioneertown

Nicht weit vom Joshua Tree National Park liegt der kleine Ort Pioneertown. Er ist für zwei Dinge bekannt: das Pappy and Harriet’s und die Westernstadt.

 

Pappy & Harriet’s Pioneertown Palace ist ein Honky-Tonk-, Barbecue-Restaurant und Musiklokal in der Nähe des Joshua Tree National Park in Pioneertown, Kalifornien. Das Restaurant ist von der California State Route 62 aus erreichbar und liegt vier Meilen nordöstlich von Yucca Valley. 1946 baute eine Gruppe von Filmemachern in der Wüste nördlich von Palm Springs eine Filmkulisse im Western-Stil, vor allem für die Cowboy-Schauspieler Roy Rogers und Gene Autry. Man war schlicht der Meinung, dass es schneller und kostengünstiger sei, hier zu drehen, anstatt immer nach Arizona oder anderswohin für entsprechende Aufnahmen zu reisen, denn schließlich liegt Hollywood nur rund zwei Autostunden entfernt. Die Produktionsdesigner schmückten die Fassaden der „Main Street“ mit einem Western-Saloon, einer Bank, einer Kapelle und einer Cantina. Pioneertown und seine Cantina wurden in den 1940er und 1950er Jahren in mehr als 50 Filmen und Fernsehsendungen verwendet, darunter The Cisco Kid und Judge Roy Bean.

 

An der Stelle, an der heute Pappy & Harriet’s steht, bauten die Filmemacher 1946 eine Cantina-Kulisse, die in den 1950er Jahren in zahlreichen Western verwendet wurde. 1972 kaufte Harriets Mutter, Francis Aleba, das Gebäude und eröffnete The Cantina, eine Burrito-Bar für Outlaw-Biker. Die Cantina war 10 Jahre lang erfolgreich, bevor sie geschlossen wurde. 1972 kauften John Aleba und seine Frau Francis das Gebäude und John baute das Anwesen zu einer Cantina aus. 1982 kauften Alebas Tochter Harriet und ihr Mann Claude „Pappy“ Allen die Cantina und nannten sie fortan „Pappy & Harriet’s Pioneertown Palace“. Mit ihrer familiären Tex-Mex-Küche und Live-Musik wurde die Cantina zu einem beliebten Treffpunkt für Biker. Pappy und Harriet waren sehr beliebt, und Harriet war legendär dafür, dass sie kochte, dann auf die Bühne kam und Lieder sang, um dann direkt wieder in die Küche zu gehen und ihr berühmtes Essen zuzubereiten. Jede Woche gab es Musik und eine familiäre Atmosphäre, die vor allem die Einheimischen und die Parkbesucher anlockte. Pappy war bekannt für seine Liebe zu Whisky und guter Laune. Die Legende, die Pappy + Harriet schufen, lebt bis heute fort, da jeder neue Besitzer seinen eigenen Stil einbringt, um das Geschäft auszubauen und gleichzeitig den Wurzeln eines unabhängigen Lokals treu zu bleiben.

 

Als Pappy Allen 1994 starb, nahmen Hunderte von Trauernden aus der ganzen Welt an seiner Gedenkfeier teil, darunter Victoria Williams, die später den Song „Happy to Have Known Pappy“ für ihre Atlantic Records-Veröffentlichung Loose aufnahm. Jay Hauk, ein ortsansässiger Flugzeugpilot, besaß das Pappy and Harriet’s einige Jahre lang, bevor es aufgekauft wurde. 2003 kauften Robyn Celia und Linda Krantz das Pappy and Harriet’s. Sie läuteten eine Ära der Roadhouse-Küche ein, die dem ursprünglichen Tex-Mex treu blieb, und buchten eine Kombination aus lokalen und bekannten Musikern, die den kleinen Veranstaltungsort genossen, an dem sie sich entspannen und eine Pause vom Tourneealltag einlegen konnten. Das Billboard Magazine kürte das Pappy & Harriet’s in seiner Ausgabe 2012 der Best Clubs zu einem der zehn besten versteckten Juwelen des Landes. Der Club zieht Künstler und Musiker aus der ganzen Welt an. Zu den Künstlern, die in diesen Jahren im Pappy & Harriet’s aufgetreten sind, gehören Paul McCartney, Eric Burdon, Eagles of Death Metal, Queens of the Stone Age, Rufus Wainwright, The Donnas, Grizzly Bear, Neko Case, Spiritualized, Lucinda Williams, Leon Russell, Arctic Monkeys, Daniel Lanois, Band of Horses, Alvvays, Sean Lennon, Billy Corgan and the Spirits in the Sky, Vampire Weekend, Wanda Jackson, Ricki Lee Jones, Lorde, und viele mehr.

 

Im Frühjahr 2021 wurde das Pappy + Harriet’s an ein Ehepaar aus dem Gastgewerbe und der Unterhaltungsbranche verkauft. Das Ehepaar ist Eigentümer/Betreiber des Restaurants und kümmert sich auch um alle Musikbuchungen und Werbeaktionen im Haus. Die LA Times schrieb im März 2022 ihren ersten Bericht über das Restaurant und bewertete es allein aufgrund der kulinarischen Vorzüge sehr positiv. The Desert Sun hat es auf die ultimative Palm Springs Bucket List gesetzt, die LA Times nahm es im Mai 2022 in die Liste der 101 besten Erlebnisse in Kalifornien auf. Auch heute noch finden regelmäßig Konzerte statt – und dies zu äußerst moderaten Eintrittspreisen.

Wer den Weg in die berühmte Cantina gefunden hat, sollte sich unbedingt auch die Westernstadt ansehen, liegt sie doch nur wenige Meter von der Cantina entfernt. Das Filmmuseum gleich zu Beginn erläutert die Geschichte dieser Kulissenstadt. In viele Gebäuden haben längst moderne Geschäfte Einzug gehalten, so dass man hier auch das eine oder andere Souvenir erstehen kann – oder sich vor stilechter Westernkulisse per Selfie ablichtet.