Riva Toscana

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

Hoffnung auf eine bessere Zukunft...

Die Toskana zählt zweifelsohne zu den beliebtesten Ferienregionen deutscher Reisenden – und in der Kombination mit Kultur, Wein und landestypischer Küche lässt sich hier ein wunderbarer Urlaub mit der einen oder anderen Golfrunde erleben. Umso erfreulicher, dass die Region in den letzten Jahren einige neue Golfanlagen dazubekommen hat: in erster Linie die 27 herrlichen Spielbahnen von Castelfalfi, aber auch das Argentario Resort haben dafür gesorgt, dass Golfer unter neuen Angeboten wählen konnten. Umso erfreuter waren wir zu hören, dass auch in der Region Follonica – die mit die schönsten Strände der Toskana bietet – ein neues Golfresort seine Pforten öffnet.

 

Doch schon die ursprünglich geplante Eröffnung im Herbst 2021 sprach für einen holprigen Start, denn obwohl – bereits nach einigen Verschiebungen – für Anfang Oktober angekündigt, war der Platz zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt, auch das zugehörige Hotel und Clubhaus befanden sich noch im Bau. Angesichts von Corona und den daraus resultierenden Herausforderungen hatte man jedoch Verständnis, auch in anderen Ländern und bei anderen Großprojekten konnten die ursprünglichen Zeitpläne nicht eingehalten werden. So nahmen wir Mitte 2022 einen neuen Anlauf, nun war die Anlage offiziell in Betrieb. Doch was uns vor Ort erwartete, erwies sich als eine der schwierigsten Herausforderungen bei der Erstellung eines Platzberichts. In einer Immobilienanzeige würde man die Anlage wohl als „Objekt mit viel Potenzial“ beschreiben. Nun gilt auch in Italien und gerade im Sommer, wie in anderen Teilen Europas, auf vielen Golfanlagen der Spruch „Brown is the new green“, doch damit lässt sich der Zustand im Riva Toscana nicht annähernd beschreiben – meint er doch an sich, dass vollständig eingewachsene Fairways gezielt austrocknen, um den Wasserverbrauch deutlich zu reduzieren und dennoch den Platz in voller Spielfähigkeit zu erhalten. Wer im Sommer schon einmal Linksgolf in UK genossen hat, kennt diese Herangehensweise – auch bei der The Open 2018 in Carnoustie zu sehen. Doch schon ein Blick aus der Luft zeigt: leider fehlt es im Riva Toscana vielfach schlicht an Gras, die Anlage wirkt leider wie eine Mischung aus Wüstenplatz und traditionellen Grüns.

Damit steht der Platz leider im krassen Gegensatz zu anderen Angebotskomponenten der Anlage: das Hotel erhält durchweg gute bis sehr gute Kritiken, der Service im Clubhaus und das Clubmanagement sind extrem freundlich und hilfsbereit – beste Voraussetzungen an sich, um eine wunderschöne Golfrunde zu genießen. Auch das Layout des Platzes hat viel Charme: man spielt entlang der sanften Hügel der Toskana, immer wieder bieten sich von den höher gelegenen Bahnen wunderbare Aussichten auf die toskanische Landschaft und das etruskische Meer. Auch das Layout der Spielbahnen ist abwechslungsreich. Der Par 72-Platz ist für 6 Abschläge geratet und bietet eine Gesamtlänge zwischen 5.312 und 6.475 Metern – auch für sehr gute Golfer durchaus eine Herausforderung. Die 18 Bahnen verteilen sich auf insgesamt 5 Par 3, 5 Par 5 und 8 Par 4. Auch die drei künstlichen Seen sorgen für angenehme Abwechslung für das Auge und zusätzliche Herausforderungen. Doch schon auf den ersten neun Bahnen zeigt sich das spezielle Problem der Anlage: der Platzzustand. Die Grüns waren insgesamt in Ordnung und auch ausreichend schnell. Über die Bunker lässt sich dies leider nicht sagen, sie waren nicht nur von Steinchen durchzogen, sondern präsentierten sich auch bei den Bunkerkanten nicht in dem Zustand, den man selbst bei einer auf das gehobene Mittelmaß ausgerichteten Anlage erwarten darf. Am problematischsten waren jedoch die Fairways: hier wurde schnell deutlich, dass die Luftaufnahmen kein ausgetrocknetes Gras zeigten, sondern schlicht unbewachsenen Boden. Wenn überhaupt einmal Gras vorhanden war, war es fleckenartig verteilt, von einer zusammenhängenden Fläche oft keine Spur. Das gilt übrigens auch für die meisten Abschläge, bei denen es auf mehr als der Hälfte der Bahnen nicht möglich war, das Tee in regelkonformem Abstand zu den Markierungen in den Boden zu drücken. Leider waren die Fairways zudem so ausgetrocknet, dass der Boden oft rissig war – und wie bei den Bunkern zeigte sich, dass auch Steine den Weg vom Tee zum Grün säumen. So kam es, wie es kommen musste: selbst wunderbar Mitte Fairway platzierte Drives sprangen einmal auf den knochenharten Fairways auf und verschwanden entweder auf Nimmerwiedersehen im Rough oder rollten und sprangen in eine kaum spielbare Lage für den nächsten Schlag. Um des deutlich zu sagen: es gehört zu gutem Golfplatzdesign, dass schlechte Schläge zu schlechten Lagen und einer höheren Herausforderung für den nächsten Schlag führen, aber wenn gute bis sehr gute Schläge dennoch zum Ballverlust oder Unspielbarkeit sowie Beschädigungen an der Ballhülle führen, ist dies nicht mehr akzeptabel!

Das Bild ändert sich leider auch auf den zweiten neun Bahnen nicht – obwohl diese vom Layout her fast noch mehr Potenzial bieten. Vor allem Bahn 17 mit dem Inselgrün, aber auch die zahlreichen Doglegs davor könnten für eine anspruchsvolle Golfrunde für Golfer aller Spielstärken sorgen. Doch auch hier: die Fairways weitestgehend ausgetrocknet, an einigen Bahnen wurde durch Nachsäen versucht, den Zustand auszubessern. Ein Blick auf den Zustand der Fairways lässt jedoch vermuten, dass das Problem weitreichender ist. In einigen Platzbewertungen im Internet heisst es, dass sich die gewählte Grassorte nicht mit der Bewässerung vertrage – das ist zumindest ungewöhnlich, denn das eingesetzt Bermuda-Gras wird auch in klimatisch ähnlichen Regionen erfolgreich verwendet. Welche speziellen Eigenschaften das verwendete Wasser hat, ist uns nicht bekannt. Auffällig war allerdings, dass der Boden auf den Fairways extrem verdichtet war – hier hat eine Nachsaat keine Chance, ausreichend starke Wurzeln zu bilden. Und auch die Ränder der Bewässerungsteiche zeigen, dass man definitiv bei der Pflege noch Luft noch oben hat – schade eigentlich, gerade rund um die Bahnen 16 und 17. Das deutet darauf hin, dass die Probleme hier tiefer greifend sind – ein Greenkeeping-Experte meinte nur „abtragen, Boden aufbereiten und neu einsäen“. In der Tat scheint dies die einzige Lösung zu sein, und offensichtlich gibt es auch deutliche Probleme mit der Bewässerung, die natürlich bei solch vertrockneten und verdichteten Spielflächen schnell in Mitleidenschaft gezogen wird. 

Ein Blick in diverse Online-Bewertungen zeigt, dass sich auch 2023 der Zustand der Anlage weiter nicht nachhaltig gebessert hat. Bleibt abzuwarten, ob die Eigentümer willens sind, nochmals die notwendigen Investitionen aufzubringen – denn wie bereits gesagt: der Rest des Angebots stimmt, mit dem sehr schönen Layout und der Nähe zur Küstenregion hat die Anlage sehr viel Potenzial. Wenn es jedoch nicht gelingt, den Platzzustand kurzfristig erheblich zu verbessern und spielbare Fairways und Bunker bereitzustellen, dürfte auch das im regionalen Vergleich recht günstige Greenfee die Golfer nicht motivieren, diese Anlage mehr als einmal zu spielen. Wir bleiben aber Optimisten und hoffen auf eine Wende zum Guten!