Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Die Frage, welcher Golfplatz denn der Beste der Welt sei, wird von Golfern wie Journalisten immer wieder gerne gestellt. Nun weiß jeder Golfer, dass es gar nicht so einfach ist, einen Golfplatz zu beurteilen. Zum einen, weil in das Golferlebnis nicht nur der Platz selbst einfließt, sondern das gesamte Erlebnis inklusive Pro-Shop oder Sekretariat. Zum anderen, weil es sehr schwer ist, das eigene Spiel vom Erlebnis zu trennen – spielt man auf einem Platz gut, wer er wohl meist besser bewertet als eine Anlage, auf der man einen schlechten Score gespielt und noch dazu viele Bälle verloren hat. Und schließlich gibt es nun einmal ganz individuelle Architektur-Vorlieben unter Golfern: der eine mag lieber Parkland-Courses, ein anderer bevorzugt Linksgolf, ein weiterer findet risk & reward-Design gut. Dennoch: gerade wenn es um Linksgolf geht, bietet Nordirland neben dem zur Rota der Open-Championship zählenden Royal Portrush Golf Club im Norden auch im Osten des Landes, rund eine Stunde südlich von Belfast, mit dem Royal County Down Golf Club einen Linkscourse von Weltklasse – und nach Meinung vieler Golfer sogar den besten Linksplatz weltweit.
Royal County Down sollte daher bei keinem Golftrip nach Nordirland fehlen – auch wenn das Greenfee in der Hochsaison ein deutliches Loch in der Reisekasse hinterlässt. Golfer, die gerne etwas günstiger und auch mit weniger Betrieb spielen möchten, sollten auf die Monate von November bis März ausweichen. Wie bei Royal Portrush sollte auch hier unbedingt mit einem Caddie gespielt.
Wer nach Royal County Down kommt, sollte nicht erst kurz vor der Runde ankommen. Schließlich lockt der Pro-Shop mit hochwertigen Golfsouvenirs, und im Clubhaus können auch Gäste ein kleines Frühstück zu sich nehmen, Kaffee gibt es im Clubhaus auch für Gäste gratis. An der Bahn 1 werden die Golfer dann ganzjährig von einem Starter begrüßt. Und vor allem die nun folgenden ersten neun Bahnen gehören tatsächlich mit zu dem schönsten, aber auch schwersten, was Golf zu bieten hat. Doch nicht nur das: die ersten drei Bahnen verlaufen direkt am Meer, geht man die Hügel rechts des Fairways etwas hoch, bieten sich fantastische Blicke auf das Meer. Da fällt es oft schwer, sich auf das eigene Spiel zu konzentrieren und sich nicht einfach von der unglaublichen Landschaft und Architektur des Platzes gefangen nehmen zu lassen. An Bahn 3 gibt es sogar einen extra ausgeschilderten Viewpoint – auch ein Novum in unserer Golfhistorie.
Royal County Down liegt inmitten eines Naturschutzgebietes, dem Murlough Nature Reserve. Im Hintergrund, also mit Blick vom hinteren Bereich der Anlage Richtung Clubhaus, zeichnet sich weithin sichtbar die Bergkette der Mountains of Mourne ab. Bereits die ersten drei Bahnen geben die Richtung für die gesamte Runde vor: auf diesem Platz sind Länge und Präzision gleichermaßen gefragt. Den Auftakt bildet ein bis zu 480 Meter langes Par 5. Auch die beiden über 400 Meter langen Par 4 auf den beiden Folgebahnen sind mehr als anspruchsvoll, werden aber auch mit fantastischen Blicken auf das Meer und den gesamten Platz ergänzt. An Bahn 4 ändert sich die Spielrichtung: ging es zunächst geradewegs weg vom Clubhaus, dreht die Spielrichtung nun um 180 Grad. An der 4, einem knapp 200 Meter langen Par 3, sollte man – unabhängig vom eigenen Abschlagpunkt – unbedingt den Weg zum Championship-Abschlag nehmen, denn die Aussicht von hier mit den Bergen im Hintergrund ist schlicht grandios. Das folgende Par 4, Dogleg rechts, ist für Herren selbst von deren vorderstem Abschlag noch 380 Meter lang, kein Wunder, bei einer Gesamtlänge des Platzes von über 6.000 Metern selbst von vorne, von den Championship-Tees spielt sich der Platz charmante 6.500 Meter bei Par 71. Weiter geht es mit einem sanften Dogleg rechts an Bahn 6 und dem zweiten Par 3, das mit maximal 130 Metern recht kurz ausfällt. Bahn 8 gilt als schwierigste Bahn der Anlage, was nicht zuletzt an den vielen Bunkern liegen dürfte. Die Bahn 9, ein 380 bis 440 Meter langes Par 4, zählt zu den schönsten und meist-fotografierten Bahnen der Anlage und der Golfwelt insgesamt. Der blinde Tee-Shot sollte den Hügel bergauf überwinden, denn von dort geht es rund 20 Meter abwärts weiter auf dem Fairway. Zudem zeigt sich auch hier immer wieder der Bergwelt der Mourne-Kette im Hintergrund. Für einen Linkscourse ungewöhnlich: die Front Nine enden am Clubhaus, so dass man auch die Möglichkeit hat, Getränke (oder bei Bedarf auch neue Bälle) zu erwerben.
Weiter geht es mit einem schönen und vergleichsweise einfachen Par 3 an der 10 – wie überhaupt die zweiten Neun etwas einfacher zu spielen sind. Aber was heisst bei diesem Platz schon einfach – auch diese Bahnen fordern dem Golfer sein bestes Golf ab, aber im Vergleich zu den Front Nine sind die Spielbahnen nicht mehr ganz so spektakulär und zumindest ein klein wenig leichter spielbar. Zwei lange Par 4, ein Par 5 und ein langes Par 3 führen den Golfer bis an den hintersten Punkt der Anlage. Von dort heißt es dann „homeward bound“ – nun geht es zurück zum Clubhaus. Dafür gilt es an der 15, ein bis zu 420 Meter langes Par 4 Dogleg rechts zu bewältigen. An der 16 wartet dann tatsächlich ein kurzes Par 4 auf die Golfer – selbst vom hintersten Abschlag, der zudem leicht erhöht ist, spielt sich die Bahn nur gut 300 Meter. Longhitter versuchen daher gerne einmal, das Grün direkt anzugreifen. Alternativ bietet jedoch auch ein sicherer Teeshot mit dem Eisen eine gute Chance auf Birdie oder Par. Bahn 17, ein bis zu 390 Meter langes Par 4, bietet das einzige Wasserhindernis der gesamten Runde. Ein kleiner Teich mitten im Fairway ist eigentlich kaum im Spiel – trotzdem ist es immer wieder beindruckend zu sehen, wie er die Bälle vieler Golfer geradezu magisch anzieht. Die Schlussbahn ist noch einmal ein anspruchsvolles Par 5 mit bis zu knapp 500 Metern. Die besondere Schwierigkeit hier sind die unzähligen Bunker, die links und rechts des Fairways auf unpräzise gespielte Bälle warten. Hat man das Grün erreicht, sollte die Runde mit 2 guten Putts zuende gehen. Royal County Down ist ein Golfplatz, der alle Aspekte des Spiels einfordert: körperlich wie mental. Wer hier auch nur annähernd sein Handicap spielt, darf zu Recht stolz auf das Erreichte sein – und alle anderen hatten zumindest einen großartigen Tag an der frischen Luft auf einer der schönsten Golfanlagen dieses Planeten.