Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Der Royal Lytham and St. Annes Platz zählt seit dem 20. Jahrhundert zur Open-Rota. Insgesamt wurden hier bisher 11 Open Championships ausgetragen, die letzte 2012 mit dem Sieger Ernie Els. Berühmt wurde der Platz bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, als Bobby Jones sich spontan entschied, seinen Aufenthalt nach dem Walker Cup zu verlängern und prompt seinen ersten Sieg mit nach Hause nahm. Und nicht nur das: bis zur 16 lag Jones gleichauf mit Al Watrous, doch an der 17 legte er einen blinden zweiten Schlag auf das Grün und sicherte sich den entscheidenden Vorsprung zum Sieg. Der Platz liegt inmitten des Ortes Lytham & St. Annes und wartet mit einem typisch britischen Clubhaus auf – rein äußerlich bietet er viele optische Parallelen beispielsweise zu Royal St. Georges. Mit einer Gesamtlänge von knapp 6.400 Metern ist der Platz für heutige Verhältnisse nicht allzu lange. Das sollte jedoch nicht über den Schwierigkeitsgrad hinwegtäuschen, denn die Anordnung der Spielbahnen, der oft widrige Wind und nicht zuletzt gut 200 Bunker (meist Topfbunker) fordern den Golfern so ziemlich jede Variante des erfolgreichen Linksgolfs ab.
Auf unserer Runde herrschten vor allem zu Beginn Witterungsbedingungen, die man wohl als typisch britisch bezeichnen kann: es regnete, und das nicht zu knapp. Im Verlauf der Runde lies der Regen dann zum Glück nach – was nicht zuletzt am teils (zumindest für deutsche Verhältnisse) starken Wind mit Böen um 60 Stundenkilometer lag. Wer aber schon häufiger auf der Insel aufgeteet hat, weiss: mit der richtigen Kleidung und Einstellung ist dies kein Hinderungsgrund für eine traumhafte Runde. Im Gegenteil: moderne Pros würden wohl vom erwartungsfreien Golf sprechen, und ehe man sich versieht, erzielt man einen oft im Vorfeld nicht erwarteten respektablen Score.
Der Royal Lytham & St. Annes-Platz ist sehr eben, vereinzelt gibt es links und rechts kleine Hügel. Deutliche Höhenunterschiede zwischen Abschlag und Grün sind hingegen sehr selten. Die 1, auch dies eher ungewöhnlich, ist ein bis zu 180 Meter langes Par 3, das unmittelbar vor dem Pro-Shop, dessen Mitarbeiter sehr hilfsbereit sind. Alleine das Grün wird hier von 7 Bunkern umrahmt. Weiter geht es mit einem über 430 Meter langen Par 4, auch hier warten Bunker auf ungenaue Schläge. Bei Gegenwind gilt es hier unbedingt, den Ball flach zu halten, sonst braucht man schnell mindestens drei Schläge zum Grün. Typisch für viele Linksplätze hier: auf der rechten Seite verläuft eine Bahnstrecke, die zugleich eine Ausgrenze bildet. Auch das folgende Par 4 verläuft vom Abschlag zum Grün gerade, wartet auf mit vielen Fairway-Topfbunkern sowie Hügeln mit dichtem Rough auf der linken Seite sowie Out of Bounds zur rechten Seite auf unpräzise Schläge – und dies bei bis zu 420 Metern Länge. Das folgende, lediglich rund 350 Meter lange Par 4 ist ein leichtes Dogleg links – und im Knick der Bahn warten erneut zahlreiche Topfbunker, ebenso rund um das Grün. Trotzdem, im Vergleich zu den ersten Bahnen fast schon eine Erholung – wenn der Wind mitspielt. Danach folgt das mit bis zu rund 200 Metern längste Par 3 des Platzes, das längliche Grün wird zudem durch zahlreiche Bunker geschützt. Das nun folgende erste Par 5 ist mit rund 450 Metern vergleichsweise kurz, muss aber oft gegen den Wind gespielt werden, was es nicht einfacher macht. Vom Tee glaubt man, dass hier wenige Bunker ins Spiel kämen – das ändert sich jedoch schlagartig mit dem zweiten Schlag sowie beim Schlag ins Grün. Auch die folgende siebte Bahn ist ein Par 5 – sagenhafte 15 (!) Bunker säumen den Weg bis aufs Grün, noch dazu ist die Bahn mit rund 520 Metern gerade bei Gegenwind ein echter Tester. Sehr schön ist auch die folgende Bahn 8, ein bis zu 370 Meter langes Par 4. Hier trifft man erneut zur rechten Seite auf die Eisenbahn. Die Herausforderung liegt insbesondere im erhöhten Grün – und drei Fairwaybunkern, die das Grün frontal geradezu abschirmen. Der Annäherungsschlag sollte nicht zu weit nach links angehalten werden, denn dort wartet der tiefste Bunker der gesamten Anlage! Den Abschluss der ersten Teilrunde bildet ein sehr schönes Par 3, bei dessen Grün man fast das Gefühl hat, man würde nun direkt in den Ort Lytham hinspielen. Der Abschlag ist leicht erhöht und führt über eine Senke, das bis zu 150 Meter entfernte Grün wird durch 9 Topfbunker verteidigt. Der Abschlag sollte trotzdem nicht zu lange sein, sonst hat man in den hinter dem Grün befindlichen Büschen meist nur die Chance, mit Drop und Strafschlag weiterzuspielen.
Wie bei vielen Linksgolfanlagen üblich ist man nun am weitest vom Clubhaus entfernten Punkt angelangt. Mit der 10 beginnt der Rückweg Richtung Clubhaus. Mit einem bis zu 350 Meter langen Par 4 beginnen die Back Nine verhältnismäßig zahm, allerdings verleitet die Ausrichtung am Tee einen schnell dazu, den Ball zu weit nach links anzuhalten, denn das Grün ist vom Abschlag aus kaum zu sehen. Mit gut 540 Metern folgt an der 11 ein weiteres Par 5 – und auf unserer Runde zeigte sich hier den Einfluss des Windes. Wir schlugen von der roten Markierung (rund 490 Meter) ab, nach Driver und 7er Eisen landete der Ball Pin-High auf dem Grün – ein schönes Birdie war der Lohn. Das musste natürlich im rechts vom Grün der 11 gelegenen, sehr netten Halfway-House gleich gebührend begossen werden! Auch das folgende Par 3 erfordert präzises Spiel. Zwar ist die Bahn mit maximal 160 Metern nicht allzu lange, aber die rechte Seite vereng sich zum Grün hin und ist zugleich Ausgrenze. Zudem ist das Grün leicht erhöht, am besten orientiert man sich hier Mitte Grün. Das folgende Par 4 ist ein leichtes Dogleg rechts und nur gut 320 Meter lang, dafür säumen 15 Bunker den Weg bis aufs Grün. Trotzdem, eine gute Gelegenheit zu Par oder Birdie, wenn man die Bunker vermeidet. Danach wird es wieder schwieriger: das rund 400 Meter lange, gerade Par 4 an Bahn 14 bietet einige Bunker und Hügel rechts des Fairways, auf der linken Seite wartet dichtes Rough. Von daher lieber eine Drei-Schlag-Strategie ins Grün in Erwägung ziehen, zumal hinter dem Grün die Ausgrenze lauert. Die folgende Bahn spielt sich noch herausfordernder, nicht nur wegen ihrer 14 Bunker und bis zu 420 Metern Länge als Par 4. Zusätzlich warten Dünen und Vertiefungen auf die Golfer, der Schlag ins Grün ist oft ein zumindest halbblinder Schlag. Das folgende Par 4 ist nur rund 320 Meter lang und ein leichtes Dogleg rechts, wichtig ist hier, dass man das Fairway und das Grün trifft, wenn man ein Par spielen möchte – oder man spielt wie einst Seve Ballesteros, der nach verzogenem Abschlag die Annäherung von einem Behelfsparkplatz auf der rechten Seite spielte und trotzdem noch ein Birdie erzielte. Das war 1979 und natürlich gewann Seve das Turnier in diesem Jahr auch. Das gut 420 Meter lange Par 4, Dogleg links, an der 17 steht ganz im Zeichen von Bobby Jones. Hier bekommt man einen Eindruck, welch aussergewöhnliche Leistung sein Annäherungsschlag 1926 war, denn zwischen Grün und Fairway warten dichte Büsche und geben ungenau gespielte Bälle nur selten wieder frei. Viele Golfer suchen die Erinnerungstafel an den Schlag von Jones vergebens. Kleiner Tipp: die Tafel lässt sich leichter finden, wenn man vom Ende der Fairwaybunker auf der linken Bahnseite wieder Richtung Abschlag zurück geht, dann erkennt man die Gedenktafel, die in den Boden eingelassen wurde, rechts nahe der Bunker. Bahn 18 ist ein würdiges Schlussloch. Das rund 370 Meter lange Par 4 ist zwar nahezu kerzengerade, allerdings warten zwei Bunkerlinien quer über das Fairway auf den Teeshot. Das Grün, das auch hier wieder durch viele Bunker bewacht wird, ist zudem das tiefste des ganzen Platzes, so dass man je nach Fahnenposition ein Eisen mehr oder weniger wählen sollte.
Nach der Runde bietet sich ein Besuch des Clubhauses an – sei es auf einen Drink oder beispielsweise auf ein sehr leckeres Clubsandwich. Gäste können auch die Umkleidekabinen nutzen. Royal Lytham & St. Annes ist Linksgolf pur – auch wenn man das Meer kaum einmal vom Platz aus sieht, das Layout, die Gestaltung der Spielbahnen und nicht zuletzt der Einfluss der Witterung machen diesen Platz zu einem wunderbaren Erlebnis – egal, bei welchem Wetter man seine Runde genießt.