Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Ein Jahr nach Stonehouse, 1997, wurde der zweite von Mike Strantz in Virgina designte Golfplatz eröffnet: Royal New Kent. Er ist nur rund 20 Autominuten von Stonehouse entfernt, man kann beide Plätze daher auch an einem Tag spielen. Der Platz trägt den Beinamen „Golf Ireland in Virginia“ – und in der Tat hat man während der Runde oft das Gefühl, dass man sich auf der Grünen Insel befände. Dafür sorgen einerseits die üppigen Wälder Virginias, aber auch Strantz‘ Design – und gerade im Herbst auch das Wetter, denn wir erlebten den Platz nach zwei heftigen Regentagen. Natürlich unterstützen die Lochfahnen in den Farben Irlands dieses Ambiente. Auch Royal New Kent musste erst wieder aus dem Schlaf geweckt werden, doch die Eigentümer haben den Platz wieder zu alter Blüte geführt. Kein Wunder, dass er als „2020 Renovation of the Year“ von Golf Inc. gekürt wurde. Die Par 72-Anlage bietet fünf Teeboxen und spielt sich wischen 4.937 und 7.440 Yards – hier kommen auch Longhitter auf ihre Kosten. Noch deutlicher als bei Stonehouse hat Strantz bei diesem Design die hügelige Landschaft Virginias integriert – in Kombination mit teils dichtem Rough, so dass man ruhig ein paar Bälle mehr auf die Runde mitnehmen sollte.
Die Runde beginnt mit einem Par 4, Dogleg links, mit bis zu 405 Yards Länge. Vom Tee sollte man sich aber nicht zu weit nach links halten, da dort dichtes Rough lauert. Zudem ist das Fairway deutlich onduliert – je mehr Roll der Ball mitnimmt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der dabei nochmals die Richtung wechselt. Richtung Grün geht es dann bergauf, man sollte das Grün in keinem Fall links verfehlen, dort lauert dichtes Gebüsch. Rechts vor dem Grün lauert zudem ein Bunker. Bahn 2 ist ein bis zu 605 Yards mächtiges Dogleg rechts, der Knickwinkel beträgt deutlich mehr als 90 Grad! Über einen kleinen Wassergraben geht es zunächst geradeaus. Da das Grün einem im zweiten Teil fast wieder entgegen kommt, kann man als Longhitter überlegen, das Grün mit dem zweiten Schlag quer anzuspielen – allerdings trennt eine tiefe Senke das Fairway, das Schlag muss somit hoch und weich zugleich sein, damit er schnell zum Liegen kommt. Alternativ spielt man das Dogleg in voller Länge aus und legt nochmals leicht über rechts vor. Wer diese Variante wählt, sollte die beiden Bunker vor dem Grün beachten. Das erste Par 3 spielt sich maximal 193 Yards und bietet ein zwei Ebenen umfassendes Grün. Zudem fällt das Gelände zu allen Grünseiten ab – hier gilt das alte Motto „Mitte Grün“, der Rest ist dem Putter überlassen. Bahn vier ist ein mächtiges, weil bis zu 455 Yards langes, Par 4 als Doppeldogleg. Vom Tee blickt man auf wellige Landschaft und einen Bunker, ein wenig erinnert die Linienführung an die Raupe früher auf der Kirmes. Hier ist das Yardage Book hilfreich, denn man erkennt, dass man sich am besten leicht links vom Abschlag hält. So kommen auch die beiden Fairwaybunker rechts nicht ins Spiel. Auch auf dem Weg zum erhöhten Grün geht es nochmals in wilder Berg- und Talfahrt auf dem Fairway weiter, man sollte die Bunker vor und neben dem Grün beachten. Weiter geht es mit einem bis zu 585 Yards langen Par 5, einem sanften Dogleg links. Am besten zielt man vom Tee auf die gut sichtbare Bunkerkette, die das Fairway in ausreichender Entfernung quert. Der zweite Schlag wird oft blind ausgeführt, da das Gelände weiter ansteigt. Das Grün wird vorne durch insgesamt vier Bunker geschützt, man sollte die Annäherung daher nicht zu kurz lassen. Bahn 6 mit maximal 428 Yards verläuft an sich gerade in Richtung des leicht nach links versetzten Grüns, die üppige Bunkerlandschaft in der Drivelandezone links und das leicht nach rechts hängende Gelände sorgen dafür, dass es meist wie ein Dogleg gespielt wird. Vom Tee zielt man am besten zwischen die beiderseits gut sichtbaren Fairwaybunker. Dann geht es leicht bergauf in Richtung eines bunkerfreien, aber nach allen Seiten abfallenden Grüns. Das zweite Par 3 spielt sich bis zu 199 Yards, für uns eine der schönsten Bahnen der Runde. Über einen Bachlauf hinweg geht es zum erhöhten, großen Grün. Dieses umfasst zwei Ebenen, die durch eine Welle voneinander getrennt werden. Zahlreiche Bunker säumen den Weg zur Fahne – hier ist das Par ein gerne genommenes Ergebnis. Das bis zu 435 Yards lange Par 4 an der folgenden Bahn ist ein Dogleg rechts. Vom Tee sollte man sich links der gut sichtbaren Fairwaybunker rechts halten. Selbst wenn man es schafft, den Knick der Bahn zu erreichen: der Schlag zur Fahne ist meist blind, da das Grün hinter dicht bewachsenen Hügeln versteckt liegt. Da das Grün deutlich nach vorne abfällt, sollte man eher die hintere Grünhälfte anspielen. Ein gut sichtbarer Markierungspfosten zeigt den Weg zur Grünmitte. Mit einem weiteren Par 4, Dogleg rechts, über maximal 414 Yards geht es zurück Richtung Clubhaus. Hier hat Strantz ein klassisches Linksgolf-Element integriert: einen Bach, der im schottischen Burn genannt wird. Er muss Richtung Fahne zweimal überspielt werden – und vom Tee sollte man darauf achten, dass der Ball nicht dort zur Ruhe kommt. Nach der zweiten Fairwayquerung, rund 160 Yards vor dem Grün, zieht sich der Bach auf der rechten Seite bis zum Grün. Zudem steigt das Gelände Richtung Fahne an, man sollte diese besser über die linke Seite anspielen.
Vorbei am Clubhaus mit sehr aromatischem Kaffee und leckeren Hotdogs – gerade an kühleren Tagen eine willkommene Stärkung – geht es zur zehnten Bahn, mit maximal 618 Yards zugleich die längste Bahn der Anlage und natürlich ein Par 5, sogar als Doppel-Dogleg. Vom Tee hält man sich am besten leicht rechts – idealerweise über die Fairwaybunker rechts hinweg, aber Achtung: weiter rechts lauert Wasser. Auch den langen Lay-up sollte man über rechts spielen, denn links lauert im zweiten Knick der Bahn eine mächtige Bunkerlandschaft. Das Grün fällt in einer Welle deutlich von hinten nach vorne ab, hier kommt es darauf an, die richtige Ebene anzuspielen. Bahn 11 ist ein bis zu 417 Yards langes, gerades Par 4, das leicht bergauf führt. Vom Tee sollte man sich leicht links halten und so die Fairwaybunker rechts meiden. Beim Schlag Richtung Grün sollte man ruhig einen Schläger mehr für den Höhenunterschied einrechnen und nicht zu weit nach rechts spielen, denn auch dort lauern zahlreiche Bunker. Nun geht es zum ersten Par 3 der Back Nine, mit bis zu 224 Yards nicht gerade kurz und zudem mit einem Grün in Form einer Eieruhr. Links des Grüns lauern erst Bunker, dann Wasser, zudem hängt das Grün von der Mitte nach beiden Seiten. Wer sich die Länge vom Tee nicht zutraut, sollte hier über die rechte Seite vorlegen und erst mit dem zweiten Schlag das richtige Grünplateau anspielen. Dann folgt ein sanftes Dogleg rechts als bis zu 372 Yards langes Par 4. Die gut sichtbaren Fairwaybunker geben vom Tee die Richtung vor: alles links davon ist in Ordnung. Beim Schlag ins Grün sollte man sich mittig halten, denn links lauern Bunker, rechts fällt das Gelände deutlich ab. Bahn 14 ist zwar kerzengerade und nur bis zu 339 Yards lang, hat aber dennoch ihren Reiz. Für den direkten Schlag zur Fahne ist die Entfernung, bis auf wenige Ausnahmen, deutlich zu groß, zudem verengt sich die Bahn rund 100 Yards vor dem Grün deutlich. Eine ganze Kette an Bunkern ziert die Verengung zusätzlich. Daher sollte man hier mit einem langen Eisen oder kleinen Holz beginnen und den Ball sicher vorlegen, dann kann man mit einem Wedge oder kurzen Eisen das quer liegende und von insgesamt fünf Bunker verteidigte Grün gut anspielen. Beim letzten Par drei der Runde mit bis zu 249 Yards erkennt man, wie unterschiedlich eine Bahn von verschiedenen Teeboxen wirken kann. Von der hintersten Teebox spielt man quer über eine Senke auf das ausgesetzte Grün. Vor allem rechts und vorne fällt das Gelände deutlich ab, man sollte keinesfalls zu kurz bleiben. Von den vorderen Abschlägen geht es optisch zunächst bergab in Richtung dichten Roughs, dann muss man bergauf über Bunker zur Fahne. In jedem Fall eine anspruchsvolle Bahn, die einen präzisen Abschlag erfordert. Bahn 16 ist ein bis zu 480 Yards mächtiges Par 4, Dogleg links. Man sollte jedoch vom Tee nicht zu weit nach links spielen, denn dort lauern hohe Bäume. Am besten hält man sich Richtung Mitte der gut sichtbaren Grüninsel am Ende des Fairways. Von dort geht es nach links weiter, ein dicht bewachsener Streifen und drei Grünbunker wollen in Richtung des leicht erhöhten Grüns überspielt werden. Das letzte Par 5 der Runde ist mit bis zu 559 Yards zugleich das Kürzeste. Vom Tee geht es zunächst geradeaus über einen Bachlauf hinweg, der das Fairway quert und auf der linken Bahnseite weiterzieht. Im zweiten Teil dreht sich die Bahn etwas nach links. Wer glaubt, das Grün aufgrund der Bahnlänge in jedem Fall mit dem zweiten Schlag erreichen zu können, wird oft von der Architektur ausgebremst. Das Grün liegt um fast 90 Grad nach rechts versetzt, man benötigt somit vom Fairway einen perfekten Fade, denn rechts vor dem Grün blockiert dichter Wald den Weg. Einfacher ist es, nochmals vorzulegen und dann quer Richtung Fahne zu spielen – erneut über den kleinen Bachlauf hinweg. Das bis zu 480 Yards lange Par 4 zum Abschluss spielt sich, vor allem bei Gegenwind, für viele Golfer eher wie ein Par 5. Vom Tee geht es zunächst dicht am Wasser vorbei in Richtung einer großen Fairway-Insel. Am besten zielt man links des vorderen, linken Fairwaybunkers. Dann muss man sich entscheiden: entweder mit einem langen Schlag das Halbinsel-Grün, das vorne, rechts und teilweise hinten von Wasser umgeben wird, attackieren, oder nochmals über links vorlegen und das Grün mit dem dritten Schlag anspielen. Erneut zieht sich eine Welle durch das Grün und sorgt so für manch spannenden Putt zum Abschluss der Runde.
Royal New Kent ist ein wunderbarer Golfplatz, der tatsächlich an anspruchsvolle und schöne Golfrunden in Irland erinnert. Designer Mike Strantz zeigt hier, dass er nicht nur riesige Waste Areas und Bunkerlandschaften schaffen kann, sondern sich mit seinem Design perfekt in die vorhandene Landschaft integriert. Die zahlreichen blinden Schläge und die oft großen, mehrere Ebenen umfassenden Grüns sorgen dafür, dass man diesen Platz auf der zweiten Runde oft besser lesen kann und spielt.