Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Der Shiskine Golf and Tennis Club wurde 1896 gegründet. Er liegt spektakulär oberhalb der dramatischen Drumadoon Cliffs an der Westküste der Isle of Arran. Der Platz ist einzigartig: ein 12-Loch-Links Course: kurz, abwechslungsreich und voller Überraschungen. Trotz oder gerade wegen seiner auf 12 Bahnen begrenzten Runde bietet er ein kompaktes Erlebnis, das viele 18-Loch-Kurse an Intensität und landschaftlicher Schönheit übertrifft. Kaum ein anderer Platz vermittelt so eindrücklich, was ursprüngliches Links-Golf bedeutet – Wind, Natur, weite Ausblicke und pure Spielfreude. Vom ersten Abschlag an wird klar: Hier zählen Köpfchen, Gefühl und Mut mehr als Länge. Fast jede Bahn ist anders, viele Schläge sind blind auszuführen, und die Elemente spielen eine zentrale Rolle. Shiskine verlangt nicht nur Technik, sondern auch Fantasie.
Die Runde beginnt mit dem „Road Hole“, einem Par 4 mit maximal 385 Yards entlang einer kleinen Küstenstraße. Links entlang der gesamten Spielbahn verläuft ein Zaun – out of bounds von Tee bis Grün. Der Drive sollte kontrolliert und mittig platziert werden, denn die Annäherung ist blind über eine Kuppe. Wer das Grün findet, darf sich glücklich schätzen, denn ein zu langer Schlag rollt leicht über die Rückkante hinaus in unberechenbares Terrain. Bahn 2, „Twa’ Burns“, ist ein weiteres Par 4 mit bis zu 348 Yards, das seinen Namen zwei kleinen Wasserläufen verdankt, die das Fairway queren. Ein Fairwaybunker lauert genau in der Drivelandezone – und da es blind bergauf losgeht, ist er kaum vom Tee zu erkennen. Der Schlag ins Grün ist wieder verdeckt, und ein zu kurzer Annäherungsschlag wird vom vorderen Burn verschluckt. Hier zeigt sich bereits der Charakter des Platzes: präzises Course Management ist entscheidend. Mit „Crow’s Nest“, einem kurzen, aber steilen Par 3 über maximal 127 Yards, folgt eines der markantesten Löcher Schottlands. Der Schlag führt blind hinauf auf ein winziges Plateaugrün. Man sieht nur die Markierungsstange – und hört, ob der Ball trifft oder verschwindet. Ein Loch, das Nerven verlangt und an alte Highland-Golftraditionen erinnert. Hier sollte man getrost zwei Schlägerlängen mehr vom Tee einplanen. „The Shelf“ an Bahn 4 bietet führt als weiteres, maximal 147 Yards langes Par 3 bergauf, bietet vom Tee jedoch zunächst einen traumhaften Ausblick. Dann geht es bergab auf ein offenes, flaches Grün, das meist vom Wind umtost ist. Wer die Länge richtig trifft, hat hier eine echte Birdiechance – allerdings muss man dazu die richtige Balance aus weniger Schlägerlänge aufgrund des tiefer liegenden Grüns und dem oft herrschenden Gegenwind vom Meer finden. Mit „The Point“ folgt ein bis zu 244 Yards langes Par 3, das am Küstensaum entlangführt. Der Wind kommt oft quer, und das Grün ist tückisch – es fällt an drei Seiten ab. Nur ein sauberer, mittiger Schlag bleibt sicher nahe der Fahne liegen, alles andere wird meist bestraft. „Shore Hole“, das sechste Loch, ist ein Paradebeispiel für Shiskines spielerische Raffinesse. Nur bis zu 274 Yards lang, ein kurzes Par 4, das für viele Spieler drivebar erscheint – doch Vorsicht: Rechts ist out of bounds, links drohen Gräben und Rough. Der Mutige kann den Driver nehmen und das Grün attackieren, der Clevere legt mit einem Eisen vor und spielt sicher auf Birdie. Spannend auch: das Grün liegt leicht nach links versetzt in einer kleinen, von Büschen, Ginster und Rough umrahmten Senke – auch wer vorlegt, hat eine spannende Annäherung vor sich.
Anschließend wartet mit „Himalayas“ ein weiteres Par 3, das seinem Namen auf bis zu 173 Yards alle Ehre macht. Der Abschlag führt über eine gewaltige Düne auf ein langes, schmal angelegtes Grün, hinter dem ein Burn lauert. Ein präziser, hoher Ball ist hier Pflicht, sonst rollt der Ball in eine der Senken oder ins Wasser. Um zu erkennen, ob sich noch Golfer auf dem Grün befinden, wurde extra rechts der Düne eine Signalanlage installiert. Bahn 8, „Hades“, ist als Par 4 nur maximal 250 Yards kurz und unscheinbar – doch wer unachtsam wird, erlebt schnell die Hölle, nach der es benannt ist: vor den Abschlägen lauert ein Graben, der zu überspielen ist, links befindet sich dichter Bewuchs und rechts ein tiefer Topfbunker. Der Abschlag sollte kontrolliert gespielt werden, um den kurzen Pitch auf das Grün optimal vorzubereiten. Zudem kann an dieser Bahn der Wind das Spiel deutlich beeinflussen, vor allem bei der Annäherung. Mit „Drumadoon“ erreicht man schließlich das einzige Par 5 des Platzes – und ein echtes Meisterwerk mit bis zu zu 509 Yards. Vom Abschlag öffnet sich der Blick weit über die Bucht, das Fairway liegt großzügig, aber der Wind kann alles verändern. Der zweite Schlag ist heikel: ein Burn verläuft quer, und das Grün liegt deutlich erhöht hinter einer Bodenwelle. Wer hier in drei Schlägen das Grün erreicht, hat sich ein Par redlich verdient.
Dann folgt „Paradise“ an Bahn 10, die Bahn macht ihrem Namen alle Ehre. Ein maximal 168 Yards langes Par 3 von einem erhöhten Tee mit atemberaubender Aussicht über Meer und Küste. Das Grün liegt tiefer, geneigt von hinten nach vorn, und wer zu lang schlägt, sieht den Ball in den Hang zurückrollen. „The Hollows“, die elfte Bahn, ist ein bis zu 209 Yards mächtiges Par 3, das oft gegen den Wind gespielt wird. Das Grün ist schmal und von Mulden eingerahmt, die präzises Spiel verlangen. Ein Par hier ist ein kleiner Sieg. Den Abschluss bildet „Kilmory“, ein charmantes, kurzes Par 3 – nur bis zu 126 Yards lang, aber mit drei strategisch platzierten Bunkern rund um das Grün sowie einem blinden Abschlag bergauf sehr anspruchsvoll. Das Grün ist klein, der Wind schwer einzuschätzen, und wer zu lang schlägt, steht vor einer fast unmöglichen Rettung. Ein passender Abschluss für diesen eigenwilligen, zugleich herrlich natürlichen Platz.
Shiskine ist ein Erlebnis – und mit seinen 12 Bahnen einmal mehr ein Beleg dafür, dass Arran Schottland im Kleinformat ist. Der Wind, die Topografie, die blinden Schläge und die Nähe zum Meer machen jede Runde anders. Man spielt nicht gegen den Platz, sondern mit der Landschaft. Diesen Platz sollte jeder Golfer mindestens ein Mal gespielt haben!