Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Das auf dem Gelände einer ehemaligen Phosphatmine angesiedelte, renommierte Streamsong Resort erweiterte 2023 sein Portfolio um den 19 Bahnen umfassenden Platz The Chain. Hier steht vor allem der Spaß und das Erlebnis im Vordergrund. Das erkennt man bereits beim Blick auf die Scorekarte: für keine der 19 Spielbahnen ist ein Par ausgewiesen – denn in erster Linie soll dieser Platz im Matchplay-Modus absolviert werden, dafür benötigt man kein Par. Der Name des Platzes geht auf die hier gefundenen, massiven Ketten aus den Minenzeiten zurück – und auch die Abschläge werden durch gewaltige Kettenglieder markiert. Auch hier zeigt sich die etwas andere Philosophie des Platzes: zwar gibt es jeweils einen Back und Front-Abschlag, aber jeder Golfer kann und soll seine Abschlagposition frei zwischen diesen Begrenzungen wählen, klassische Teeboxen sucht man vergebens. Zudem ist es möglich, den Platz in Gruppen von mehr als vier Golfern zu absolvieren – und ist oft erstaunt, wie schnell dies dennoch im Matchplay-Modus funktioniert. Die Gesamtlänge der Runde über 19 Spielbahnen beträgt zwischen 1.531 und 3.026 Yards. Wobei: selbst der Begriff „Runde“ kann hier unterschiedlich gelebt werden. Die ersten sechs Bahnen verlaufen gegen den Uhrzeigersinn vom Chain-Clubhaus aus und haben einen ganz anderen Charakter als die daran anschließenden, weiteren 13 Bahnen. Man kann entweder nur die ersten sechs Bahnen spielen, nur die Bahnen 7 bis 19, natürlich auch alle 19 Bahnen und selbst auf den Bahnen 13 bis 19 kann man – beispielsweise bei Einbruch der Dunkelheit – nochmals abkürzen. Wie alle übrigen Plätze von Streamsong steht auch The Chain auch Tagesgästen ohne Übernachtung im Resort offen. Besonders beliebt ist The Chain bei Resortgästen am An- oder Abreisetag oder als zweite Runde im Winter mit seinen kürzeren Tageslichtzeiten. Der Platz kann sowohl zu Fuß als auch per Buggy absolviert werden. Wer nun bei den Spielbahnen mit einer Länge zwischen maximal 110 und 293 Yards an einen Kurzplatz denkt, sollte das Designgenie von Ben Coore und Bill Crenshaw nicht unterschätzen. Denn hier sind zwar die Bahnen kürzer als auf den drei übrigen Plätzen des Resorts, doch die Grüns stehen in Bezug auf Größe und Schwierigkeit ihren drei berühmten 18-Loch-Championship-Nachbarn in nichts nach – und auch den Bunker präsentieren sich in bester Coore-Crenshaw-Manier und dürften für manch anspruchsvolle Spielsituation sorgen. Aus der Luft kann man besonders gut erkennen, wie gelungen der Platz in die typische Floridianische Landschaft samt Wasserhindernissen integriert wurde.



















Die Runde beginnt unmittelbar vor dem im Containerstil gehaltenen Clubhaus. Eine bis zu 110 Yards lange Bahn führt in gerader Linie Richtung Grün, Bunker sucht man an dieser Bahn vergeblich. Gerät der Teeshot jedoch zu lange, lauert hinter dem Grün dichtes Rough auf Sand. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass das Grün zudem von einem kleinen Hügel durchzogen wird, der den Putts gerne eine überraschend neue Richtung verleiht. Bahn 2 misst maximal 138 Yards. Nun wird es anspruchsvoller, denn vom Tee geht es über einen Bunker vorne mit hochgezogener Kante Richtung Fahne, zudem fällt das Gelände vor dem Grün nach vorne ab. Spätestens jetzt merkt man, dass dieser Platz rund um die Fahne sehr anspruchsvoll ist. Das zeigt auch Bahn 3 mit bis zu 130 Yards, deren Grün nach rechts seitlich versetzt ist und vorne durch einen kleinen Hügel geschützt wird. Zudem liegt zwischen Abschlägen und Grün eine kleine Senke, dafür fehlen Bunker. Bahn 4, maximal 166 Yards lang, wirkt wie ein klassisches Par 3 von Coore Crenshaw in Florida: je weiter hinten man abschlägt, umso mehr muss über Wasser gespielt werden, das mehrere Ebenen umfassende Grün wird vorne rechts durch Bunker verteidigt. Bahn 5 ist mit bis zu 153 Yards nur wenig kürzer und wird von hinten über eine dicht bewachsene Senke gespielt, zudem lauern rechts des Grüns anspruchsvolle Bunker. Mit der maximal 147 Yards langen sechsten Bahn kehrt man zum Clubhaus zurück, hier ist vor allem der kleine Topfbunker mittig vor dem Grün zu beachten, auch sonst ist das Grün eine wunderbare Mischung aus Bunkerlandschaft und Ondulierungen.


















Vorbei am Clubhaus geht es auf die siebte Bahn. Mit ihr ändern sich Spielrichtung und Charakter der Anlage. Nun geht es vom Clubhaus in gerader Linie weg, die Bahnen werden teils länger, das Gelände offener. Die siebte Bahn misst bis zu 196 Yards. Besonders anspruchsvoll: das Grün ist deutlich nach rechts versetzt und wird von einer Mischung aus dichtem Rough und zahlreichen Bunkern umgeben. Hier zeigt sich: man sollte nicht zu ambitioniert spielen, oft ist es sinnvoll, zunächst geradeaus vorzulegen und dann erst die Fahne anzuspielen. Bahn 8 bringt die längste Bahn der gesamten Runde mit maximal 293 Yards. Links kommen daher auch Fairwaybunker ins Spiel, auf der rechten Seite liegt neben dem Fairway ein Baum, der in der Hurricansaison 2024 entwurzelt wurde. Das leicht erhöhte Grün wird erneut von mehreren Bunkern eingerahmt, man sollte in keinem Fall zu weit nach links spielen, dort hängt das Grün bergab in Richtung dichten Bewuchses. Herrlich auch die folgende Bahn mit bis zu 115 Yards. Vom Tee geht es über eine dicht bewachsene Senke auf ein leicht erhöhtes Grün. Bleibt man zu kurz, drohen vorne Bunker, hinter dem Grün lauert hingegen Wasser. Zudem wird das quer ausgerichtete Grün von zahlreichen Wellen durchzogen. Bahn 10 spielt sich mit ihren maximal 124 Yards etwas einfacher, hier geht es gerade Richtung Grün, das Wasser rechts ist ausreichend weit entfernt. Bahn 11 mit bis zu 209 Yards Länge gilt als Signature Hole des Platzes. Von den Abschlägen geht es über gut 140 Yards carry über Wasser in Richtung einen Punching Bowl Grüns. Vor allem, wenn der Platz trocken ist, können daher Treffer am Grünrand noch bergab Richtung Fahne rollen. Über eine Brücke geht es nach dem Teeshot Richtung Grün – dort gibt es zudem eine Dropzone und für Wasserphobiker einen nur 41 Yards entfernten Zusatzabschlag. Betrachtet man das Grün von hinten, wird deutlich: hier hat offensichtlich das Himalayas Puttinggrün in St. Andrews beim Design Pate gestanden – selbst beim Grüntreffer vom Tee ist ein Score von drei Schlägen keineswegs sicher. Auch Bahn 12, nur 117 Yards kurz, ist anspruchsvoll, geht es doch erneut über dichten Bewuchs leicht bergauf zum erhöhten, quer angelegten Grün.

















Dann folgt eine gerade, bis zu 156 Yards lange Bahn – links begrenzt Wasser die Bahn, vor dem Grün lauert zudem eine Senke, die möglichst mit einem hohen Schlag überspielt werden sollte. Die maximal 218 Yards lange Bahn 14 verdeutlicht, wie sich eine Spielbahn und die Perspektive mit veränderten Abschlagposition à la Coore Crenshaw ändert. Von der hinteren Position geht es über eine mit hohen Gräsern bewachsene Waste Area Richtung Fahne, weiter vorne wechselt die Abschlagposition auf die rechte Seite und man hat freie Sicht auf das Grün. Man sollte möglichst nicht zu weit nach rechts spielen und dabei kurz bleiben, denn auf dieser Seite lauert vor dem Grün ein deutlich abfallender Bunker. Vom Grün hat man einen herrlichen Blick auf die Brücke, welche den elften Abschlag mit dem Grün verbindet – ein tolles Fotomotiv. Bahn 15 ist mit bis zu 173 Yards ebenfalls eine der längeren Bahnen, links wird das Grün durch Bunker begrenzt, rechts vor dem Grün lauert eine kleine Senke. Zudem liegt die linke Grünhälfte deutlich erhöht, man sollte daher sorgfältig wählen, welches Grünplateau man anspielen möchte. Spielt man den Platz in den frühen Morgenstunden, hat man bei der bis zu 132 Yards kurzen Bahn 16 oft einen Teeshot in die Sonne hinein vor sich. Ein dicht bewachsener Graben trennt die Abschläge vom Grün, zudem lauert links vor dem Grün ein mächtiger Baum. Hier sollte man im Zweifelsfall die Grünmitte anspielen und den Rest dem Putter überlassen. Bahn 17 ist mit maximal 125 Yards deutlich kürzer – hier liegt die Tücke im ondulierten Gelände vom Abschlag bis hinter das Grün, auch der kleine Bunker vor dem Grün ist nicht zu unterschätzen. Am anspruchsvollsten ist jedoch das deutlich ondulierte Grün, bei dem einem die Augen gerne einen Streich spielen hinsichtlich der genauen Ausrichtung. Bei der vorletzten Bahn, maximal 169 Yards lang, gilt: nicht zu weit nach links spielen und das Grün mit einem hohen Abschlag treffen. Spielt man zu flach, kann vor allem die große Welle vor dem Grün dem Ball eine unerwartete Richtung geben. Mit der bis zu 155 Yards langen Schlussbahn kehrt man zum Clubhaus zurück. Hier ist nochmals eine hoher Teeshot gefragt, um die dicht bewachsene Senke zwischen Teeboxen und Grün zu überwinden. Bleibt der Ball zu kurz, findet er sich bestenfalls in einem der zahlreichen, abfallenden Bunker vor dem Grün wieder, schlechtestenfalls verschwindet er auf Nimmerwiedersehen in der Senke.
Nach der Runde kann man im Clubhaus und Pro-Shop einige schöne Souvenirs kaufen, zudem gibt es vor dem Pro-Shop einen großen Außen-Sitzbereich samt Foodtruck. Wer noch nicht genug hat, kann anschließend auf dem riesigen Puttbereich namens The Bucket rund um eine riesige Baggerschaufel aus längst vergangenen Mienenzeiten noch ein wenig dem kurzen und ganz kurzen Spiel frönen.




















