Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Nur etwa 15 Minuten vom Zentrum Helsinkis entfernt liegt Tapiola Golf Club, ein einzigartiger 18‑Loch-Inland-Links-Kurs, der auf einem ehemaligen städtischen Müllabladeplatz errichtet wurde – ein bemerkenswertes Konzept aus Naturnutzung und sportlicher Herausforderung. Seit seiner Eröffnung im August 2013 zählt die Anlage zu den attraktivsten Golfplätzen in Südfinnland und wird in den nordischen Top 100 geführt. Der Platz spielt sich als Par 72 über 4.645 bis 6.115 Meter, pro Bahn stehen vier Abschläge zur Verfügung. Obwohl der Begriff „Inland Links“ im Golf durchaus diskutiert wird, beschreibt er Tapiola am besten. Die Nähe zum Meer sorgt zudem dafür, dass auch der für Linkscourses typische Wind hier oftmals ins Spiel eingreift. Die Anlage bietet weite, baumfreie Fairways, ist hügelig und mit Dünengräsern sowie zahlreichen Bunkern durchzogen. Wasserhindernisse sind selten – das Konzept setzt auf trockene, feste Spielbedingungen. Die Greens sind stark onduliert und oft von tiefen Bunkern umgeben, was präzises Putten und Annäherungsschläge erfordert. Architekt Timothy Nugent entwarf das Layout in Kooperation mit Jan Sederholm auf rund 55 ha Fläche, was dem Areal großzügigen Charakter verleiht. Auffällig auch: die gesamte Anlage ist nicht nur sehr modern samt Clubhaus, sondern hat ihre eigene Formensprache definiert, die sich auch an den Anschlagtafeln auf dem Platz fortsetzt.
Der Einstieg erfolgt mit einem Par 5, das einen direkt in Links-Stimmung versetzt. Das Doppel-Dogleg beginnt zudem mit einem blinden Teeshot, auch die ausgeprägte Bunkerlandschaft vor und um das Grün erinnert an Plätze auf den britischen Inseln. Loch 2, ein kurzes Par 3, bietet ein zweistufiges Grün und einen mächtigen Bunker vorne. Spätestens nach diesen beiden Auftaktbahnen hat der Platz die volle Aufmerksamkeit der Spieler. Weiter geht es mit einem kurzen Par 4, das vor allem rechts mit zahlreichen Bunkern durchsetzt ist. Alle Bunker sind übrigens eher im Stile amerikanischer Linksbunker designt, klassische Topfbunker muss man nicht fürchten. Nach einem Par 3 mit deutlich onduliertem Grün folgt das zweite Par 5, ein Dogleg links. Auch diese Bahn startet mit einem blinden Teeshot, den man eher links anhalten sollte. Danach zieht sich die Bahn in mehreren Wellen bergab, das ebenfalls sehr wellige Grün ist nochmals nach links versetzt – hier kommt es darauf an, dass man die zahlreichen Bunker meidet und zudem nicht zu sehr über oder unter dem Ball für einen Schlag steht. Nun folgen insgesamt vier Par 4-Bahnen. Der erneut mit blindem Teeshot beginnenden Doppel-Dogleg an Bahn 6 folgt eine von Erdwellen durchzogene Bahn, die man getrost als Teststrecke für E-Cart-Stoßdämpfer nutzen könnte. Die eher kurze Bahn 8 bringt im Knick des Doglegs rechts eine riesige Bunkerlandschaft und erfordert daher einen präzisen, hohen Schlag zur Fahne. Die letzte Bahn der Front Nine ist die zweit-schwierigste der gesamten Runde und spielt sich über bis zu 424 Meter. Erneut geht es mit einem blinden Abschlag los, dann dreht die Bahn nach links. Nun nimmt das Fairway wieder wellenartige Konturen an, wie man sie von Bahn 7 kennt, auch das zur Mitte hin ansteigende Grün mit zwei Ebenen ist anspruchsvoll.
Vorbei am Halfway House beginnen die Back Nine mit einem langen, geraden Par 4, das im ersten Teil einen Abschlag auf ein Hochplateau erfordert. Beim Schlag auf das nach links hängende Grün sollte man nicht zu lang sein, denn hinter dem Grün geht es bergab und es lauert dichtes Rough. Dann folgt ein Par 5 als Dogleg links, dass ab der Drivelandezone mit mächtigen Bunkern aufwartet. Das etwas tiefer liegende Grün ist ebenfalls trickreich gestaltet, vor allem mit seinem hochgezogenen linken Rand. In der Gegenrichtung wartet ein Par 4 als leichtes Dogleg rechts, das im ersten Teil sanft ansteigt und durch die Bunkerlandschaft rechts mit ihren hochgezogenen Kanten keinen Blick Richtung Grün bietet. Auch das Grün bietet nur eine schmale Gasse zwischen Bunkern, die man durchspielen kann, ansonsten muss die Fahne hier hoch angespielt werden. Beim einzigen Par 3 der Back Nine kommt Wasser ins Spiel, als frontal vor dem Grün verlaufender Graben – ein klassischer Burn, würde man in Schottland sagen. Dieser ist jedoch vom Tee kaum zu erkennen, ein Blick auf die Spieltafel schafft Aufklärung. Das erneut deutlich gewellte und zudem nach vorne Richtung Wasser hängende Grün sorgt für zusätzliche Herausforderungen. Nun folgen sage und schreibe fünf Par 4, dennoch wird der Platz nie langweilig oder zeigt Wiederholungen. An Bahn 14 reicht zum Auftakt ein kleines Holz, da sie maximal 321 Meter misst. Das folgende, bis zu 419 Meter mächtige Par 4 spielt sich über bis zu 419 Meter und ist die schwerste Bahn der gesamten Runde. Nach einem blinden Abschlag geht es im zweiten Teil leicht bergab, der das Fairway vom Grün trennende Bachlauf ist nur schwer zu erkennen. Deutlich sichtbarer sind die Grünbunker rechts, der kleine Grünbunker links – zwischen Grün und Bach gelegen – ist ebenfalls nur schwer erkennbar. Da das Grün von einigen Wellen durchzogen wird, sollte der Ball nach der Landung möglichst schnell zum Halten kommen, sonst kann er noch ungewollten Roll mitnehmen. Bahn 16 ist lang (bis zu 426 Meter!) und gerade. Man muss jedoch blind bergauf spielen, da das Fairway nach links hält, sollte man Richtung linker Bahnhälfte zielen. Auch das Grün spielt man besser über rechts an, da so die Grünbunker links aus dem Spiel genommen werden. Auch die vorletzte Bahn startet mit einem blinden Abschlag bergauf – nur wird der linke Rand kurz vor dem Hügelende durch zwei Bunker geziert. Ein zweiter Fairwaybunker befindet sich weitere rechts. Da die Bahn nur maximal 277 Meter misst, sollte man hier den Driver im Bag lassen und einen Schläger wählen, der ein sicheres Erreichen des Hochplateaus ermöglicht. Da das Grün nach rechts hängt und vorne durch drei nahezu die gesamte Vorderfront abdeckende Bunker verteidigt ist, sollte die Annäherung möglichst hoch und eher über links gespielt werden. Die Schlussbahn bringt noch einmal ein leichtes Dogleg links, nun über bis zu 365 Meter. Je nach Schlagweite sollte man vom Tee entweder die Bahn gerade aus langspielen, Longhitter können das gut sichtbare Firmenschild „Rose“ auf der linken Seite der hinter der Golfanlage platzierten Hallen anvisieren. Doch nach dem Abschlag nehmen die Herausforderungen nochmals Fahrt auf: das Gelände wird erneut sehr wellig, das Grün wird von einer wahren Bunkerlandschaft – oder sollte man sagen: Kraterlandschaft? – eingerahmt. Das Grün selbst umfasst zwei Ebenen und hängt nach rechts vorne – welch ein grandioser, aber auch anspruchsvoller Abschluss!
Tapiola zeichnet sich durch ein freundliches, offenes Ambiente aus, in dem sowohl Clubmitglieder als auch Gäste willkommen sind. Die urbane Lage innerhalb der Metropole sorgt für bequeme Anreise und hohe Frequentierung – dennoch bleibt der Kurs naturnah und ruhig. Die Anlage ist ein bemerkenswerter Hybrid aus Links-Charakter und Inland-Golf im Herzen der Helsinki-Metropole. Anspruchsvolle Greens, strategische Bunker und breite Fairways machen den Kurs vielseitig und reizvoll. Golfer finden hier sowohl sportlich anspruchsvolles Golf als auch eine Anlage, die hoher Qualität zum Genuss einlädt. Für Reisende oder regionale Spieler ist Tapiola ein Pflichttipp für Golfer, die neben Landschaftsgenuss vor allem Abwechslung und Spielintelligenz auf ihrem Radar haben.