Autor: Der Mann hinter dem Bericht
Schon mit dem Dunas Course hat Terra da Comporta ein Ausrufezeichen gesetzt, binnen kürzester Zeit konnte sich der Platz weit oben in den internationalen Rankings positionieren. Mitte Juni 2025 öffnete der von Sergio Garcia designte Torre Course seine Pforten für das Preview Play – und es wäre überraschend, wenn nicht auch dieser Platz einen vorderen Platz in den Rankings der besten und beliebtesten Golfanlagen erreichen würde. Garcia betrat mit dem Design Neuland, denn der Torre Course ist ein erstes Design. Im Unterschied zum Dunas Course, der rund 10 Autominuten weiter südlich liegt, ist der Torre Course deutlich offener gestaltet, was dem Wind (vor allem auf den ersten Bahnen der Back Nine) deutlich mehr Angriffsfläche bietet. Aber die noch bevorstehenden Immobilienbauten und der aktuell noch sehr junge Bewuchs dürften den Platz und die Aussichten nochmals in den kommenden Jahren verändern. Garcia kam es mit seinem Design darauf an, das eher traditionelle Golf zu unterstreichen. Daher sind die Grüns im Verhältnis beispielsweise zum Dunas Course oder anderen, modernen Golfplätzen eher klein. Die Fairways sind sehr breit, grenzen aber fast durchgängig an Bunker oder Waste Areas an. In Kombination mit den üppigen Ondulierungen des Geländes einschließlich zahlreicher Höhenunterschiede und an den Rändern teils nach außen hin abfallenden Fairways sorgt dies dafür, dass man auf diesem Platz auch den bekannten Spruch schottischer Golfer umsetzt und viele Schläge aus dem Sand heraus ausführt – „a lovely day on the beach“ nennen das die Schotten. Auf der Runde hat Garcia viele Eindrücke umgesetzt, die er im Laufe seiner Profikarriere auf den verschiedensten Plätzen dieser Welt sammeln durfte. Dadurch sind die Bahnen sehr unterschiedlich und abwechslungsreich, ohne dass man das Gefühl hat, auf einem „Nachbau“ einer bekannten Anlage zu spielen. Mit einer Gesamtlänge von 3.825 bis 6.670 Metern bei fünf Teeboxen pro Bahn ist der Par 72-Platz kein Längenmonster, doch das sehr abwechslungsreiche und anspruchsvolle Design zeigt schnell auf, ob man die richtige Bahn gewählt hat. Den häufigen Wechsel zwischen Sand und Gras erkennt man besonders gut aus der Luft:
Die Runde startet mit einem bis zu 381 Meter langen Par 4, einem sanften Dogleg links. Am linken Rand hängt das Fairway nach rechts, man sollte daher durchaus eher links anhalten, denn rechts lauert eine ausgeprägte Bunkerlandschaft mit teils hochgezogenen Kanten. Richtung Fahne übernehmen mehrere, hohe Pinien die Lufthoheit, so dass man entweder durch die schmale Gasse in der Mitte des Grüns oder hoch über die Bäume hinweg spielen muss. Das Grün hängt leicht nach vorne – überhaupt, auf diesem Platz sind die Grüns nicht allzu groß und daher eher sanft onduliert, was jedoch ausreicht, um bereits bei mittellangen Putts dem Ball eine deutliche Richtungsänderung zu geben. Bahn 2 bringt das erste, maximal 509 Meter lange Par 5 als leichtes Dogleg rechts. Vom Tee geht es mit einem blinden Abschlag leicht bergauf los, das Fairway steigt zu beiden Seiten leicht an. Nach der Drivelandezone wartet dann ein welliges Fairway, das beiderseits an Sand angrenzt. Steckt die Fahne links, kann man sie auch flach anspielen, steht sie rechts, ist ein hoher Schlag über einen Grünbunker nahezu unvermeidlich. Das folgende Par 4 misst bis zu 431 Meter und dreht im zweiten Teil leicht nach links. Das nach links vorne hängende Grün spielt man daher am besten über die Mitte oder rechts an. Nun folgt ein nur maximal 330 Meter kurzes Par 4, das ebenfalls leicht nach links dreht. Aufgrund der zahlreichen Pinien links sollte man vom Tee – hier reicht ein langes Eisen oder kleines Holz – eher mittig bis rechts anhalten, denn der Weg zur Fahne wird von Bunkern gesäumt, zudem gibt es vor dem Grün eine Senke, welche zu kurz gespielte Annäherungen dankend aufnimmt. Das erste Par 3 an Bahn 5 ist maximal 147 Meter kurz, das Grün wird hinten sowie links und rechts vorne durch Bunker verteidigt. Da das Grün zudem zur Mitte und nach vorne hängt, sollte man die Fahnenposition genau beachten, damit die Putts nicht noch anspruchsvoller werden. Weiter geht es mit einem bis zu 416 Meter langen Par 4, der schwersten Bahn der gesamten Runde. Vom Tee verläuft die Bahn geradeaus, allerdings steigt sie im zweiten Teil sanft Richtung Fahne an. Auf dem erneut welligen Grün kommt es vor allem darauf an, den Ball möglichst in der Mitte zu halten, damit er nicht noch in einen der zahlreichen Bunker rollt. Beim Schlag zur Fahne gilt es, den Höhenunterschied zu beachten. Optisch hat man den Eindruck, das Grün bilde ein Doppelgrün mit Bahn 4, beide Bahnen sind jedoch durch einen Bunker getrennt. Weitere Bunker sowie das nach vorne und links hinten abfallende Grün sorgen dafür, dass auch rund um das Grün nochmals höchste Aufmerksamkeit gefordert ist. Dann folgt das zweite, bis zu 220 Meter mächtige Par 3 an Bahn 7. Die rechte Grünseite wird durch einen markanten Bunker verteidigt, daher sollte man die Bahn eher über die Grünmitte oder leicht links anspielen und den Rest dem Putter überlassen. Das folgende Par 4, ein bis zu 398 Meter langes Par 4, Dogleg links, beginnt mit einem blinden Abschlag bergauf. Am besten zielt man direkt rechts neben die gut sichtbaren Fairwaybunker auf der linken Seite. Beim Schlag zum leicht tiefer gelegenen Grün sollte man nicht zu lang spielen, denn hinter dem Grün fällt das Gelände ab. Da das Grün vorne von einem mächtigen Bunker verteidigt wird, benötigt man hier eine schnell zur Ruhe kommende Annäherung. Mit einem bis zu 528 Meter langen Par 5 als Dogleg links endet der erste Teil der Runde. Von den deutlich erhöhten Abschlägen geht es zunächst bergab. Hier muss man wissen, ob man den Mitte Fairway platzierten Baum überspielen kann, sonst sollte man lieber rechts oder links des Baums zielen, damit dieser den Lay-up nicht blockiert. Danach erwartet einen ein deutlich onduliertes Gelände, mal hängt es nach links, mal nach rechts, zudem geht es ganz leicht bergauf. Erneut lauert beiderseits Sand, auch die rechte Grünseite wird durch eine große Bunkerlandschaft geschützt. Auch an dieser Bahn gilt: es kommt vor allem auf die Präzision der Schläge an, die erforderliche Länge ist – bei Wahl der richtigen Teebox – weniger die Herausforderung.
Der zweite Teil der Runde beginnt oberhalb der Zufahrtsstraße mit einem bis zu 380 Meter langen Par 4, das im zweiten Teil sanft nach links dreht. Longhitter sollten daher über den Hügel links spielen, sonst landet der Ball gerne in einem der Fairwaybunker auf der rechten Seite. Das nach rechts hängende Grün wird auf der linken Seite durch einen Bunker verteidigt und sollte möglichst hoch angespielt werden. Dann folgt ein Doppel-Dogleg als Par 5 mit bis zu 507 Meter, das jedoch deutlich ansteigt und sich entsprechend länger spielt. Vor allem Golfer aus Deutschland merken: auch in anderen Ländern queren Stromleitungen Spielbahnen. Longhitter können versuchen, über die Waste Area und Bunker rechts des gut sichtbaren Strommastens auf dem Fairway abzukürzen, ansonsten sollte man sich links des Mastens halten. Im zweiten Teil zieht sich die Bahn dann über drei Ebenen Richtung Fahne. Für den Lay-up bietet sich die rechte Seite an, da hier erst kurz vor dem Grün erneut Sand ins Spiel kommt, während die linke Bahnseite durch einen mächtigen Bunker begrenzt wird. Selbst der Bunker hat zwei Ebenen, vor allem von der unteren Ebene ist ein Schlag aufs Grün extrem anspruchsvoll. Da das Grün zudem nach vorne abfällt, sollte man hier eine vorne gesteckte Fahne nicht mit allzu viel Backspin anspielen, sonst rollt der Ball wieder den Hügel hinab. Bahn 12 bringt ein maximal 327 Meter kurzes Par 4, das auf dem höchsten Punkt der Back Nine endet. Erneut reicht ein eher defensiver Abschlag mit dem kleinen Holz, wer die volle Driverlänge ausspielen möchte, sollte auf die eher schmale Landezone zwischen den Bunkern rechts und den Bäumen links zielen. Allerdings hilft das gewellte, nach links hängende Fairway oftmals, dass auch rechts gespielte Bälle noch nach links rollen. Aufgrund zahlreicher Bunker rund um die Fahne sollte man das erhöhte Grün möglichst hoch anspielen. Hinter dem Grün geht es leicht bergab zur leichtesten Bahn der Runde, einem bis zu 189 Meter langen Par 3. Vom Tee geht es leicht bergab über eine Senke, die linke Seite vor und neben dem Grün wird durch Bunker geschützt – hier kann man getrost der klassischen Regel „Mitte Grün“ folgen und sich dann den Herausforderungen des nach mehreren Seiten hängenden Grüns widmen. An Bahn 14 wartet ein bis zu 394 Meter langes Par 4 als Dogleg links. Vom Tee muss ein Hügel überspielt werden, die Fahne ist daher am Abschlag nicht zu sehen. Weitere Herausforderung: die rechte Fairwayseite fällt nach rechts in Richtung einiger Bäume und Sträucher ab. Bedeutet: Longhitter sollten eher links anhalten, sonst wartet eine sehr anspruchsvolle Annäherung. Das Grün wirkt leicht nach rechts versetzt, denn ein großer Bunker rechts und angrenzende Sträucher sorgen dafür, dass man hier eher über die linke Grünseite spielen sollte – aber nicht zu weit, sonst rollt der Ball hinter dem Grün schnell bergab. Nun folgt bereits das letzte Par 5 mit bis zu 505 Metern. Die Bahn zieht sich in einer weiten Kurve nahezu 90 Grad nach links, von den vorderen Abschlägen bis zum Grün zieht sich links eine riesige Waste Area, in der Drivelandezone kommt auch rechts Sand ins Spiel. Zudem steigt das Gelände im ersten Teil etwas an. Je länger die Schlagweite, umso eher kann man hier links anhalten, rechts ist der etwas sicherere Weg. Im zweiten Teil wird das Fairway deutlich welliger und hängt nach links, so dass auch der Lay-up eher rechts angehalten werden sollte. Das gilt auch für den Schlag zur Fahne, denn links des Grüns lauert ein tiefer Bunker mit sehr hoher Kante. Dann steht ein maximal 382 Meter langes Dogleg rechts an, auch hier lauert über nahezu die gesamte Bahnlänge links Sand. Da das Fairway nach links hängt, sollte man eher die rechte Bahnseite anspielen. Auch beim Schlag zum erhöhten Grün sollte man nicht zu weit nach links geraten. Dort lauert nicht nur ein Grünbunker vorne, das Gelände fällt neben dem Grün deutlich in Richtung eines mächtigen Bunkers ab. Das letzte Par 3 ist mit bis zu 201 Meter kein Spaziergang, selbst vom vordersten Abschlag bleiben noch 131 Meter. Da das gesamte Gelände einschließlich Grün nach rechts hängt und dort neben dem Grün ein Bunker lauert, sollte man den Ball eher über links spielen. Allerdings sollte er nicht über das Grün hinaus gehen, denn auch hinter dem zu beiden Seiten hängenden Grün lauert Sand. Die Schlussbahn ist ein herrliches Par 4 als Dogleg rechts über bis zu 425 Meter. Von den erneut deutlich erhöhten Abschlägen erkennt man sowohl die Waste Area auf der gesamten rechten Seite als auch die Bunkerlandschaft in Richtung Grün. Je kürzer der Abschlag, umso weiter nach links sollte man hier anhalten. Richtung Fahne steigt das Gelände an, man darf ruhig eine Schlägerlänge mehr vorsehen. Wer lieber nochmals vorlegt, sollte dafür die linke Seite wählen, so kann man die Gasse zwischen den Bunkern rechts vor dem Grün und direkt links neben dem Grün nutzen. Das nach links vorne hängende Grün erfordert nochmals präzises Putten, bevor man seine Runde beendet.
Der Torre Course ist ein wunderbarer, sehr abwechslungsreicher Platz. Da der Baumbestand noch sehr jung ist, hat der Wind beste Möglichkeiten, sich auf dem Platz auszubreiten – gleiches gilt übrigens für die Sonne, man sollte gerade im Sommer daher eher am Morgen oder späten Nachmittag hier spielen. Der Service von Terras da Comporta ist auch auf diesem Platz außergewöhnlich, da zum Preview Play noch keine Gastronomie in Betrieb war, gab es Lunchpakete, zudem erhalten alle Golfer eine kostenlos nachfüllbare Wasserflasche (Nachfüllmöglichkeiten gibt es insgesamt drei Mal) sowie als Erinnerung einen personalisierten Bagtag. Wer die Möglichkeit hat, den Torre Course jetzt zu spielen, sollte sich diese Möglichkeit nicht entgehen lassen – es wird sicherlich spannend zu beobachten, wie sich dieser wundervolle Platz durch den Bewuchs, aber auch die noch ausstehenden Immoblienbauten verändern wird.