Autor: Der Mann hinter dem Bericht
2000 eröffnete dieser, rund eine Autostunde westlich von Pinehurst gelegene Platz seine Tore. Er wurde seinerzeit zum siebtschwersten Platz der USA gewählt. Doch im Laufe der Zeit ließ die Pflege nach, Mutter Natur holte sich manche Spielbahn fast komplett wieder zurück. Das änderte sich erst 2023, als ein neuer Besitzer ein umfangreiches Restaurierungsprojekt initiierte, das aus dieser Anlage eine Hommage an Mike Strantz machte. Daher kann man im Clubhaus nicht nur einige der Skizzen aus der Designphase, sondern auch manche Andenken an Strantz bewundern. Mittlerweile ist die Anlage in ausgezeichnetem Zustand und dürfte sicherlich wieder zu den schwersten, aber auch erlebnisreichsten Plätzen der USA zählen. Unglaublich die Designvielfalt und Schönheit der Par 3s – fast unmöglich, hier ein Signature Hole zu bestimmen, es sind eher 18. Die Tees sind als Hommage an Strantz und sein Team benannt und tragen die Bezeichnungen Maverick, Strantz, Fezler und Little Man. Der Par 72-Platz spielt sich insgesamt zwischen 4.556 und 6.713 Yards. Während bei Tobacco Road vor allem die Waste Areas ins Auge fallen, ist es hier die Kombination aus der hügeligen Landschaft im Westen North Carolinas mit Felsstrukturen. Dies erkennt man besonders aus der Luft:
Die Runde startet mit einem bis zu 448 Yards langen Par 4, Dogleg links, bergab. Vom Tee hält man sich am besten leicht rechts, um einen guten Winkel ins Grün zu bekommen. Das stark wellige Fairway, das zudem nach rechts ansteigt, sorgt zudem dafür, dass die Bälle oft noch einen unerwarteten Roll nehmen. Die Annäherung spielt man am besten über rechts, denn links begrenzt Wasser das Grün – eine herrliche Auftaktbahn, die ein wenig an die erste Bahn von Tobacco Road erinnert, aber komplett ohne Bunker auskommt. Es folgt ein weitere Par 4 mit bis zu 402 Yards Länge, das ebenfalls als Dogleg links ausgelegt ist. Doch dieses Mal beginnt man mit einem blinden Teeshot leicht bergauf, zudem setzt das Dogleg deutlich später ein. Da das Fairway nach rechts hängt, sollte man sich vom Tee mittig bzw. leicht links halten. Das Grün liegt in einer kleinen Waldschneise versteckt, je nach Länge des Teeshots muss man entweder nochmals vorlegen oder benötigen einen sicheren Draw. Eine kleine Bodenwelle vor dem Grün lässt mit etwas Glück auch zu kurz gespielte Bälle noch Richtung Fahne rollen. Links des Grüns lauert erneut Wasser. Dann folgt das erste Par 3 mit bis zu 180 Yards. Zwischen zahlreichen Felsen gilt es, dass leicht tiefer liegende und von einem Wassergraben umgebende Grün anzuspielen. Steckt die Fahne hinten, kommen auch die Grünbunker rechts ins Spiel. Überhaupt: dieses Grün bietet so viele Fahnenoptionen, dass man wohl nicht allzu oft auf die gleiche Stelle spielt. Das erste Par 5 misst maximal 503 Yards und beginnt direkt vor dem dritten Grün. Von dieser Bahn bleibt auch der Wasserlauf erhalten, der sich nun auf der rechten Seite neben dem Fairway zieht. Da das Fairway nach rechts hängt, sollte man vom Tee nach links spielen, der Ball wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest bis zur Mitte zurückrollen. Da die Bahn zudem bergauf verläuft, darf man hier getrost zum Driver greifen. Nach der Drivelandezone quert der Wasserlauf das Fairway nach links – und die Steigung nimmt weiter zu. Um das Grün mit dem zweiten Schlag zu erreichen, ist daher ein voller Schlag zur Fahne erforderlich – Grünbunker fehlen an dieser Bahn erneut. Auch Bahn 5 ist ein Par 5, das sich maximal 543 Yards lang spielt. Die hinteren Abschläge an dieser bergab führenden Bahn sind leicht nach links versetzt, so dass man den Teeshot rechts anhalten muss. Am besten zielt man rechts des gut sichtbaren Nadelbaums am linken Fairwayrand. Wer das Grün mit dem zweiten Schlag angreifen möchte, sollte zwei Aspekte beachten: den Wassergraben, der das Grün vom Rest der Bahn trennt und auf die linke Grünseite wechselt, und den sehr schmalen Grünzugang sowie einen ansonsten mit Bunker und Steinen durchsetzen Grünkomplex. Einfacher ist es, das nach links versetzte Grün erst mit dem dritten Schlag anzuspielen. Der Wassergraben setzt seinen Weg auch an Bahn 6, einem bis zu 155 Yards kurzen Par 3, fort. „Easy Does It“ heisst diese Bahn, die für mich zu den schönsten Par 3s weltweit gehört. Das Grün liegt deutlich erhöht rechts des Bachlaufs, man sollte daher ungefähr ein Eisen mehr für den Höhenunterschied einrechnen und die rechte Grünseite anspielen, dann ist das Par meist nicht mehr weit. Anschließend folgt ein bis zu 382 Yards langes Par 4. Über einen Hügel hinweg geht es von den hinteren Teeboxen zunächst leicht bergab, die Fahne ist nicht von allen Abschlägen aus zu sehen. Vor dem Grün quert dann ein Wassergraben die Bahn und trennt Fairway und Grünbereich. Liegt der Ball für diesen Schlag eher rechts, kommt man dem Wasser vorher schon recht nahe, hat aber mehr Grün zum Anspielen. Wer mehr von links kommt, kann die Fahne hoch anspielen, hat aber dafür eine kürzere Landezone. Dann geht es den Berg hinter dem siebten Grün hoch zum Abschlag der achten Bahn, einem bis zu 514 Yards langen Par 5. Das Fairway führt zunächst durch eine Senke bergauf und zieht sich in einem weiten Linksbogen Richtung Grün. Da das Gelände rechts Richtung Bahnmitte hängt, rollen dort hingespielte Bälle oft in die Rinnen-artige Bahnmitte. Nach einem Lay-up steht der Schlag zur Fahne an – erneut kommt das Grün ohne Bunker aus. Dafür bietet das Grün zwei Ebenen, die von hinten nach vorne abfallen. Wer nur einen kurzen Schlag zur vorne gesteckten Fahne hat, kann diesen auch an den Hang hinter die Fahne spielen und von dort zurückrollen lassen. Zum Abschluss der Front Nine steht ein bis zu 371 Yards langes Par 4, Dogleg rechts, an. Hier sind Fade-Spieler definitiv im Vorteil, denn der Knick setzt schon früh ein. Im zweiten Teil steigt die Bahn deutlich an, man sollte ruhig zwei Schlägerlängen mehr einplanen, damit der Ball auch tatsächlich das Grün erreicht und nicht wieder den Hang zurückrollt. Nun kann man sich im Clubhaus stärken oder die alte Scheune samt Retro-Fahrzeug bewundern, bevor man den zweiten Teil der Runde in Angriff nimmt.
Bahn 10 ist ein bis zu 397 Yards langes Par 4. Sein Name „Great Wall“ rührt von der langgezogenen Mauer, die das Fairway nach der Drivelandezone quert. Vom hinteren Abschlag spielt man den Teeshot über die Straße hinweg, das nach links hängende Fairway sorgt dafür, dass die Teeshots meist nach links unten rollen. Den zweiten Schlag muss man dann entweder über die Mauer hinweg oder an ihr vorbei zu einem kegelförmig ausgesetzten Grün spielen. Das erste Par 3 an der folgenden Bahn spielt sich leicht bergab über maximal 186 Yards. Die gesamte Bahn wird von Bäumen gesäumt, allerdings trennt ein Wassergraben das Grün nach mehreren Seiten vom Fairway. Bahn 12 startet von den erhöhten hinteren Abschlägen – oder den auf gleicher Höhe zum Grün befindlichen vorderen Teeboxen. Von letzteren können Longhitter durchaus versuchen, quer über den großen Teich das Grün anzugreifen. Die Bahn selbst verläuft wie ein U, das Fairway führt durch eine Senke bergauf, Richtung Grün geht es dann wieder bergab. Wer außen herum zum Grün spielt, kann auf mehr Landezone hoffen. Durch einen kleine Tunnel geht es zum nächsten Par 3 namens „Strantz Backyard“. Ein bisschen hat man das Gefühl, Bahn 3 rückwärte zu spielen, denn vom Tee geht es nicht nur bergauf, sondern man muss auch zahlreiche Felsbrocken überwinden – und rechts kommt erneut Wasser ins Spiel. Schwierig auch das Grün, das in zwei Ebenen deutlich nach vorne abfällt und daher ein präzises Spiel zur Fahne erfordert. Weiter gehte s mit einem bis zu 462 Yards langen Par 4. Ein Steg führt über eine Roughzone, das Fairway hängt deutlich nach rechts und lässt nur eine schmale Gasse zu einem Ungemach versprechenden Bereich aus Rough und Steinen rechts neben dem Fairway. Hier sollte man entweder bewusst vor diesem Bereich zum Liegen kommen oder ihn überspielen können. Auch im zweiten Teil hängt das Fairway deutlich nach rechts – wichtig für alle Golfer, die nochmals vorlegen wollen. Das Grün ist leicht nach links versetzt und wird vorne durch einen Wassergraben vom Rest der Bahn getrennt. Man sollte hier beim Approach nicht zu kurz bleiben, denn vor allem der rechte Grünbereich fällt in wunderschön anzusehenden Bodenwellen deutlich nach rechts ab. Vom Cartweg aus sieht man diese Konturen noch besser – und kann sie nach der Runde mit der Skizze vergleichen, die Strantz für seine Shaper als Vorlage gezeichnet hat und heute im Clubhaus zu bewundern ist. Mit dem letzten Par 3 über maximal 143 Yards geht es nochmals bergab. Von deutlich erhöhten Teeboxen geht es hinunter auf ein sehr langgezogenes, welliges und nach vorne hängendes Grün. Das Fairway wird durch einen meandernden Bachlauf durchzogen, der von einem kleinen Wasserfall hinter dem Grün gespeist wird – diese Bahn ist eher ein Gemälde denn eine Sportstätte! Ist die Fahne hinten gesteckt, sollte man auf den Hügel und die Bunker links achten. Dann geht es den Berg hinunter zum 16. Abschlag, einem bis zu 527 Yards langen Par 5. Da die Abschläge nach an den Wald rechts gelegt wurden, sollte man sich vom Tee links halten – aber nicht zu weit, sonst landet der Ball in einem Wassergraben. Bunker und kleine Steinwälle sind zusätzliche Hindernisse auf dem Weg Richtung Grün. Gleich, ob Lay-up oder direkter Schlag zur Fahne: in jedem Fall ist der breite Wassergraben direkt vor dem Grün zu beachten. Da das Grün quer liegt, hat man zudem wenig Landezone für die Annäherung. Auf dem Weg zum Grün hat man rechts nochmal einen tollen Blick auf die 13. Spielbahn, nun vom Grün aus gesehen. Auch Tot Hill Farm hat sein Road Hole, und wie in St. Andrews ist es Bahn 17. In der Tat führt das bis zu 411 Yards lange Par 4 als sanftes Dogleg links in Richtung der Hauptstraße, allerdings muss dazu erst einmal dichtes Rough überwunden werden. Ebenfalls wie in Schottland: die rechte Grünseite wird durch eine Mauer begrenzt. Einen Road Hole Bunker sucht man in North Carolina allerdings vergeblich – was viele Golfer aufatmen lassen dürfte. Dennoch ist das Grün tückisch, da deutlich onduliert – hier ist der Zweiputt nicht sicher. Die letzte Bahn bringt nochmals ein Par 5 mit bis zu 535 Yards. Vom Tee lautet die entscheidende Frage: links des Baums auf dem Fairway spielen oder rechts davon? Das Gelände hängt nach rechts, was im zweiten Teil noch deutlicher wird. Landet der Ball links des Baums, hat man relativ freie Bahn Richtung Fahne. Liegt er jedoch rechts, muss man über (oder durch) einen von Steinmauern gesäumten Weg spielen und es lauern rechts zwei Fairwaybunker. Auch der Schlag zur Fahne will wohl bedacht werden: bleibt er zu kurz, rollt der Ball wieder zurück – entweder rechts von der Fahne oder einfach wieder zurück in Richtung der Position des vorherigen Schlags. Man sollte daher im Zweifelsfall eher die hintere Grünhälfte anspielen, damit der Ball auch sicher auf dem Grünplateau liegen bleibt.
Tot Hill Farm ist eines der anspruchsvollsten Designs, das wir bisher kennengelernt haben. Dennoch ist es nie unfair und man hat auf der Runde auch ordentlich Spass. Genau das ist es, was Mike Strantz beabsichtigt hat: der Platz soll zum Nachdenken anregen, und es soll verschiedene Optionen geben, wie man eine Bahn spielen kann. Gerne bezeichnet man Tot Hill Farm auch als „Tobacco Road auf Steroiden“, denn in der Tat spielt sich dieser Platz nochmals schwerer. Dafür kommt er mit deutlich weniger Waste Areas aus, statt dessen spielen die Geländekonturen und auch Felsformationen eine größere Rolle. Tot Hill Farm erfordert bei jedem Schlag eine klare Strategie – hier lernen Golfer, was Course Management bedeutet. Für uns gehört dieser Platz zu jeder North Carolina-Tour – und am besten mehrmals, damit man ihn lesen kann und mit jeder Runde besser versteht.