World Golf Hall of Fame, St. Augustine

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Michael Althoff

Autor: Der Mann hinter dem Bericht

World Golf Hall of Fame, St. Augustine

Viele Florida-Urlauber kennen vor allem die Region zwischen Orlando und Miami oder den Florida Keys. Doch für Golfer gibt es einen wichtigen Grund, auch den Norden des Bundesstaates zu besuchen: die World Golf Hall of Fame. Wer schon einmal im schottischen St. Andrews die Gelegenheit zu einem Besuch im British Golf Museum genutzt hat, weiss, wie informativ und spannend Golfgeschichte sein kann. Doch in Deutschland fehlt von einer solchen Institution jede Spur, sieht man von der privaten Initiative eines Sammlers in Regensburg einmal ab. Unsere Nachbarn in den Niederlanden bieten seit April 2016 das Niederländische Golfmuseum in Afferden – und nutzen dies auch zur Frage, ob die Ursprünge des Golfs tatsächlich in Schottland lagen oder vielleicht doch in den Niederlanden.

 

Nun klingt ein Museumsbesuch auf den ersten Blick alles andere als spannend – noch dazu, wenn man sich in einer der am dichtesten mit Golfanlagen besiedelten Regionen dieser Erde befindet. Wer sich jedoch für die Entwicklung des Golfsports weltweit und auch für modernes Profigolf interessiert, sollte unbedingt einen Abstecher nach St. Augustine in Nord-Florida einplanen. Und auch das eigene Spiel lässt sich damit bestens kombinieren: zum Gebiet der Hall of Fame zählen zwei ausgezeichnete Golfanlagen, und auch der berühmte TPC Sawgrass mit der bekannten 17. Spielbahn ist nicht weit entfernt. Und für historisch Interessierte liegt die Hall of Fame auch ganz in der Nähe der ältesten, bis heute bewohnten Siedlung der Einwanderer.

 

Die World Golf Hall of Fame ist in mehrere Bereiche aufgeteilt. Schon von außen kann man ein wenig Golfgeschichte schnuppern, hat man doch rund um den See vor dem Museumsgebäude einen Walk of Fame angelegt, in dem die Mitglieder der Hall of Fame gleich dem Vorbild Hollywoods mit ihren Unterschriften verewigt wurden. Wer möchte, kann sich auch selbst auf einem Gedenkstein verewigen, dessen Erlös der Finanzierung der Anlage dient – und der Besucher darf sich aussuchen, neben welcher Golfgröße sein persönlicher Walk of Fame-Brick positioniert werden soll.

 

Was uns an der World Golf Hall of Fame besonders beeindruckt hat, war die Interaktivität und Lebendigkeit, mit der den Besuchern Golf nahegebracht wird. Und auch das eigene Golfspiel kommt hier keineswegs zu kurz. Wer mag, kann vor oder nach dem Museumsbesuch eine 18-Loch-Puttrunde auf einem eigens dafür angelegten Parcours spielen. Ein besonderes Highlight: der Nachbau der berühmten 17. Spielbahn des TPC Sawgrass! Diese „Hall of Fame Challenge“ bietet die einmalige Gelegenheit, einmal selbst auszuprobieren, wie leicht oder schwer es ist, den Ball auf dem nur gut 100 Meter entfernten Inselgrün zu platzieren. Die Ergebnisse werden auf ein Online-Leaderboard übertragen, die Monatssieger erhalten zudem Preise.

Die World Golf Hall of Fame ist in mehrere Themengebiete unterteilt. Für historisch interessierte Golfer gibt es einen eigenen Bereich zur Entwicklung des Golfsports von seinen Anfängen bis heute. Dabei wird auch die Frage „Kommt Golf aus den Niederlanden oder aus Schottland?“ nicht ausser Acht gelassen – und nach Auffassung von Chefhistoriker Dr. Tony Parker ist die Antwort eindeutig: die Funde in den Niederlanden sind die historische Basis von Hockey, die Wurzeln des Golfsports liegen jedoch in Schottland. Auch die Entwicklung der verschiedenen Schlägerformen – von Drivern über Eisen bis hin zu Puttern – wird hervorragend dokumentiert. Zudem gibt es immer wieder spezielle Themenausstellungen und Wanderausstellungen. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war ein Ausstellungsbereich Bob Hope gewidmet. Der US-amerikanische Schauspieler war jedoch nicht nur ein begnadeter Mime und Comedian, sondern wohl einer der größten Golffans, die man sich vorstellen kann. So hat er vor allem in Kriegszeiten wesentlichen Anteil am Erfolg der unzähligen Charity-Matches, mit denen renommierte Golfer wie Walter Hagen und Bobby Jones sowie Prominente enorme Geldsummen für karitative Zwecke einsammeln konnten. Und auch eine Replika des auf dem Mond von Alan Shepherd verwendeten Golfschlägers findet sich in dieser Ausstellung wieder.

 

Immer wieder kann der Besucher in der Ausstellung selbst aktiv werden. So darf man seinen Namen auf das berühmte Leaderboard des Masters setzen (natürlich auf Position 1 – wenn schon, denn schon), man kann verschiedene berühmte Putts nachspielen oder am Simulator unterschiedliche Golfbahnen ausprobieren. So wird es auf der Runde definitiv nicht langweilig! Weitere Themenbereichen sind beispielsweise dem Damengolf und seiner Entwicklung gewidmet, aber auch afro-amerikanischen Golfern und Golf bei Olympia.

 

Historiker Dr. Tony Parker legt viel Wert darauf, dass nicht nur die US-amerikanische Golfgeschichte dargestellt wird, sondern tatsächlich Golf weltweit. Und auch bei der Hall of Fame wählt man einen bewusst weiteren Ansatz: nicht nur verdiente Golfer, sondern auch berühmte Golfplatzarchitekten oder auch Schriftsteller Herbert Warren-Wind oder eben auch Bob Hope haben längst Eingang gefunden. Sie alle sind auf der knapp 30 Meter langen Wall of Fame mit jeweils einer eigenen Bronzereliefplatte verewigt – ein wahrhaftes Who is Who des Golfsports! Natürlich ist auch Bernhard Langer längst Mitglied der Hall of Fame, weitere Vitrinen zeigen Ausschnitte aus seinem langen und weiterhin erfolgreichen Golferleben.

 

Einen besonders schönen Ausblick auf die Anlage hat der Besucher vom Trophy Tower aus. Mit dem Aufzug gelangt man ins oberste Stockwerk dieses rund 60 Meter hohen Turms. Dort befindet sich auch eine Lampeninstallation aus 162 handgefertigten Kristallen, die den perfekten Schwung darstellt.

 

Eine besonders schöne Sektion der Ausstellung ist der Bereich „Member Locker Room“. Jedes Mitglied der Hall of Fame erhält einen eigenen Spind – wie im Umkleideraum eines typischen Golfclubs – zur Verfügung gestellt. Die Besonderheit: nicht die Museumsleitung bestimmt den Inhalt der Spinde, sondern die Mitglieder selbst. Und so verrät der Inhalt jeder einzelnen Box sehr viel über den Menschen hinter dem Golfer und wie er oder sie sich selbst sieht – oder gerne gesehen werden möchte.

 

Für alle Golfer, die nicht nur selbst die kleine weiße Kugel über die schönsten Grünflächen dieser Erde jagen möchten, sondern sich auch für die Geschichte und Hintergründe im Amateur- und Profibereich dieses Gentlemen’s (and Ladies!) Sport interessieren, ist der Besuch dieses umfangreichen, informativen und äußerst unterhaltsamen Ortes ein absolutes Muss! Und auch Abends kann man noch ein bisschen an moderner Golfgeschichte schnuppern: Bill Murray besitzt gemeinsam mit seinen Brüdern auf dem Gelände der World Golf Hall of Fame das Restaurant Caddyshack. Hier geht es so zu, wie sich Bill ein Clubhaus wohl wünscht: es ist viel mehr eine Sportsbar mit Quizveranstaltungen, Fernsehern überall und tollen Burgern, Beer und Drinks. Natürlich darf auch ein Merchandising zum Thema Caddyshack nicht fehlen. Und von Zeit zu Zeit lässt es sich der berühmte Schauspieler auch nicht nehmen, einmal selbst im Caddyshack vorbei zu schauen. See you there, Bill!